Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Als der Sandwirth von Passeyer
Insbruck hat mit Sturm genommen,
Die Studenten ihm zur Feier
Mit den Geigen Mittags kommen,
Laufen alle aus der Lehre
Ihm ein Lebehoch zu bringen,
Wollen ihm zu seiner Ehre
Seine Heldenthaten singen.
Doch der Held gebietet Stille,
Spricht dann ernst: »legt hin die Geigen,
Ernst ist Gottes Krieges-Wille,
Wir sind all' dem Tode eigen.
Ich ließ nicht um eitle Spiele
Weib und Kind in Thränen liegen,
Weil ich nach dem Himmel ziele,
Kann ich ird'schen Feind besiegen.
»Kniet bei euren Rosenkränzen,
Dieß sind mir die liebsten Geigen;
Wenn die Augen betend glänzen,
Wird sich Gott der Herr drinn zeigen.
Betet leise für mich Armen,
Betet laut für euren Kaiser,
Dieß ist mir das liebste Carmen:
Gott schütz' edle Fürstenhäuser!
»Ich hab keine Zeit zum Beten,
Sagt dem Herrn der Welt, wie's stehe,
Wie viel Leichen wir hier sä'ten
In dem Thal und auf der Höhe,
Wie wir hungern, wie wir wachen,
Und wie viele brave Schützen
Nicht mehr schießen, nicht mehr lachen –
Gott allein mag uns beschützen.«
Schenkendorf