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Treue Liebe

Es schallten munt're Lieder
             Hell durch den Fichtenwald.
Es kam ein munt'rer Reiter
            Zum Försterhause bald.

Frau Muhme, guten Morgen,
             Wo bleibt die Liebste mein? –
Sie lieget, krank zum Sterben,
             Im obern Kämmerlein.

Er stieg in bittern Thränen
            Die Treppe wohl hinauf,
Er hemmte, vor der Thüre
            Der Liebsten, seinen Lauf.

Herein, herein, Geliebter,
            Zu schmerzlichem Besuch!
Die heim du holen wolltest,
            Deckt bald das Leichentuch.

Sie schläft in engem Sarge,
            D'rauf liegt der Myrtenkranz;
Du wirst nicht heim sie führen,
            Nicht bei Gesang und Tanz.

Sie werden fort mich tragen
            Und tief mich scharren ein,
Du wirst mir Thränen weinen
            Und eine and're frei'n. –

Die du mich nie betrübet,
            Du meine Zier und Lust,
Wie hast du jetzt geschnitten
            Mir scharf in meine Brust!

D'rauf sahen zu einander
            Die Beiden ernst und mild,
Verschlungen ihre Hände,
            Ein schönes, bleiches Bild.

Da schied sie sanft hinüber,
            Er aber zog zur Stund'
Das Ringlein sich vom Finger
            Und steckt's in ihren Mund.

Ob er geweinet habe,
            Als solches ist gescheh'n? –
Ich selber floß in Thränen,
            Ich hab' es nicht geseh'n.

Es gräbt der Todtengräber
            Ein Grab, und noch ein Grab:
Er kommt an ihre Seite,
            Der ihr das Ringlein gab.

Chamisso


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