Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Die Pferdeköpfe im Hausgiebel

Als das Licht der Reformation aus dem Herzen Deutschlands seine segnenden Strahlen über das ganze Land verbreitete, sah man auch in Danzig bald die Vortrefflichkeit der neuen Lehren ein und beschloß, einige Kirchen dem Gottesdienst nach den geläuterten Lehren einzuräumen. Viele zwar widersetzten sich dieser Ketzerei – wie es genannt wurde – und unter ihnen besonders ein alter Ratsherr, ein eifriger Anhänger der katholischen Religion.

In einer Versammlung des Rates ward wiederum heftig über diesen Gegenstand gestritten, und jener Ratsherr verweigerte mit Hartnäckigkeit seine Genehmigung zum Einräumen einer Kirche. »Diese neuen Irrlehren« – so schloß er seine Rede – »werden verweht werden wie Spreu im Winde, und ebensowenig wie es möglich ist, daß mich meine beiden Schimmel bei der Heimkehr aus dem Bodenfenster meines Hauses mit fröhlichem Wiehern begrüßen werden, ebensowenig werden jene Ketzer um sich greifen.« Die Sitzung ward aufgehoben. Aber als der Ratsherr sich seiner Wohnung näherte und gleichsam im Triumphe nach dem Giebel hinaufschaute, siehe da steckten seine beiden Schimmel die Köpfe zum Bodenfenster hinaus und wieherten, als sie seiner ansichtig wurden, ihm lustig entgegen. Alsbald ging der Ratsherr in sich, und aus dem hartnäckigen Gegner der lutherischen Lehren ward er einer ihrer rüstigsten Verteidiger. Zum Andenken an jenes Wunder aber ließ er zwei Pferdeköpfe an dem Giebel seines Hauses in Stein aushauen, wie man sie heute noch in der Jopengasse sehen kann.

 


 


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