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Zweiundzwanzigstes Kapitel.

Die Nacht war schön und hell, und ungeachtet ihrer Niedergeschlagenheit blickte Dolly auf eine so bezaubernde Weise (sie wußte das wohl!) nach den Sternen, daß Joe ganz von Sinnen kam und klärlich an sich darthat, daß, wenn je ein Mensch – wir wollen nicht sagen, bis über die Ohren, sondern sogar über das Monument und über den Sankt Paul'sthurm hinaus – verliebt war, dieser Mensch nirgends anders, als in Joe's hocheigener Person gefunden werden konnte. Der Weg war sehr gut, weder holperig noch uneben, und doch hielt sich Dolly die ganze Zeit über mit ihrem einen Händchen an der Seite der Chaise. Wenn jetzt ein Scharfrichter hinter Joe gestanden hätte, mit aufgehobenem Beile und bereit, ihm den Kopf abzuschlagen, sobald er diese Hand berührte – der Arme hätte es in der That nicht unterlassen können. Anfangs legte er die seinige, als geschehe es nur ganz zufällig, auf die verführerischen Fingerchen und nahm sie nach einer Minute oder so etwas wieder weg, dann aber ritt er neben her, ohne sie auch nur ein einziges Mal wieder los zu lassen, als sey dieß eine ganz unerläßliche Obliegenheit seines Geleitsdienstes und er ausdrücklich zu diesem Zwecke herausgekommen. Das Sonderbarste war, daß Dolly es gar nicht zu merken schien. Wenn sie Joe anschaute, so geschah es mit der unschuldigsten und arglosesten – ja, mit einer zum Verzweifeln arglosen Miene.

Sie plauderte auch – plauderte von ihrem Schrecke, von dem gelegenen Beistand, den ihr Joe geleistet, von ihrer Dankbarkeit, von ihrer Furcht, sie möchte ihm noch nicht genug gedankt haben, von ihrem Wunsche, daß sie hinfort immer Freunde seyn möchten – und was dergleichen mehr war. Und als Joe von dem »Freunde bleiben« nichts wissen wollte, war Dolly ganz überrascht und hoffte, sie würden doch keine Feinde seyn; und als Joe sagte, ob es denn nicht noch etwas besseres als diese Alternative gebe, fand Dolly auf einmal einen Stern auf, der weit glänzender war, als alle übrigen Sterne, und bat ihren Begleiter, auch nach ihm hinzusehen, und war noch zehntausendmal unschuldiger und argloser, als je zuvor.

In dieser Weise reisten sie weiter, leise mit einander flüsternd und den Weg etliche Dutzendmal länger wünschend – wenigstens war dieß Joe's aufrichtiger Wunsch – als sie, beim Auftauchen aus dem Forst, wo 'die Straße besuchter wurde, hinter sich den Schall eines galopirenden Pferdehufes hörten, der immer näher und lauter tönte, bis er endlich, ganz nahe, Frau Varden einen Angstruf entlockte, welcher von dem an der Seite des Wagens Halt machenden, athemlosen Reiter mit dem beschwichtigenden Schlagworte »gut Freund!« beantwortet wurde.

»Wieder dieser Mensch!« rief Dolly schaudernd.

»Hugh!« sagte Joe, »was führt dich hierher?«

»Ich komme, um Euch zurückzuholen,« antwortete er, verstohlen nach des Schlossers Tochter hinblickend. »Er hat mich geschickt.«

»Mein Vater?« entgegnete der arme Joe, indem er leise einen sehr kindlichen Ausruf beifügte. »Wird er denn nie glauben, ich sey Manns genug, um auf mich selbst Acht zu haben!«

»Ja,« antwortete Hugh auf den ersten Theil der Frage. »Die Wege seyen gegenwärtig nicht ganz geheuer, sagte er, und es wäre besser, wenn Ihr einen Begleiter hättet.«

»So reite voran,« sagte Joe. »Ich bin noch nicht Willens, umzukehren.«

Hugh gehorchte und sie zogen weiter. Es war eine Grille von ihm, unmittelbar vor der Chaise zu reiten, und von hier aus wandte er unablässig den Kopf um, um zurückzuschauen. Dolly fühlte, daß er sie ansah, aber sie wandte ihre Augen ab und fürchtete sich, sie auch nur ein einzigesmal zu erheben, denn der Schrecken, den er ihr eingeflößt hatte, stack ihr noch in allen Gliedern. Diese Unterbrechung und die nun folgende Wachsamkeit der Frau Varden welche bis jetzt immer genickt, ein paar Minuten ausgenommen, wo sie sich aufgerafft hatte, um den Schlosser auszuschmählen, weil er sie so kühn angefaßt, um zu verhindern, daß sie sich nicht zu der Chaise hinaus nicke – legten dem Flüstergespräch der Beiden einen Zwang auf und machten die Wiederaufnahme desselben sehr schwierig.

Sie waren in der That auch kaum eine Meile weiter gekommen, als Gabriel auf das Verlangen seiner Gattin Halt machte, und nun wollte diese gute Dame um keinen Preis mehr etwas davon hören, daß Joe auch nur einen Schritt weiter mitginge. Umsonst betheuerte Joe, daß er keineswegs müde sey und alsbald umkehren wolle, wenn er sie recht wohlbehalten über diese und diese Stelle gebracht habe und so weiter. Frau Varden hatte sich's einmal in den Kopf gesetzt und war durch keine Erdenmacht mehr herumzubringen.

»Gute Nacht denn, wenn es seyn muß,« sagte Joe bekümmert.

»Gute Nacht,« entgegnete Dolly.

Sie hätte wohl beifügen mögen, »nehmt Euch vor diesem Menschen in Acht und traut ihm ja nicht,« aber dieser hatte sein Pferd bereits umgewandt und stand ihnen zu nahe. Es blieb ihr daher keine andere Wahl, als Joe's sanften Händedruck geduldig hinzunehmen und, als die Chaise eine Strecke weiter gefahren, auf den ihr Nachwinkenden zurückzuschauen, der noch immer an derselben Stelle zögerte, wo sie sich getrennt hatten, Hugh's hohe dunkle Gestalt an seiner Seite.

Mit welchen Gedanken sie sich auf dem Heimwege trug, und ob der Kutschenmacher noch immer ein so günstiges Plätzchen in ihrem Herzen einnahm, als diesen Morgen, wissen wir nicht. Sie langten endlich zu Hause an – endlich, denn es war ein langer Weg, der durch Frau Varden's mürrische Stimmung durchaus nicht kürzer wurde. Sobald Miggs die Räder rasseln hörte, befand sie sich auch schon im Nu unter der Hausthüre.

»Da sind sie. Simmun! da sind sie!« rief Miggs, ihre Hände zusammenschlagend und herzueilend, um ihrer Gebieterin beim Aussteigen zu helfen. »Bringt einen Stuhl, Simmun. Nun, ist's Euch jetzt nicht besser, Ma'am? fühlt Ihr Euch jetzt nicht wohler, als wenn Ihr zu Hause geblieben wäret? Ah, barmherziger Himmel! wie seyd Ihr so kalt! Du meine Güte, Sir, sie ist ja ein vollkommener Eisklumpen.«

»Ist nicht meine Schuld, meine gute Jungfer. Ihr thätet übrigens besser, sie an das Feuer hineinzunehmen,« entgegnete der Schlosser.

»Der Meister spricht gefühllos, Ma'am,« sagte Miggs im Tone des Mitleids, »aber ich weiß wohl, er meint es nicht so. Nach dem, was er heute von Euch gesehen hat, kann ich gar nicht anders glauben, als daß er viel zu viel Liebe für Euch in seinem Herzen trägt, um so unzart sprechen zu können. Kommt herein und laßt Euch an dem Feuer nieder; 's ist ein ganz prächtiges drinnen – kommt.«

Frau Varden ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Schlosser folgte ihr, die Hände in die Taschen gesteckt und Herr Tappertit holperte mit der Chaise nach einem benachbarten Stalle.

»Meine liebe Martha,« sagte der Schlosser, als sie die Wohnstube erreicht hatten,« es dürfte wohl freundlich und am Orte seyn, wenn du selbst nach Dolly sehen wolltest oder Jemand anders damit beauftragtest. Du weißt, sie ist sehr geängstigt worden, und befindet sich schon diesen ganzen Abend gar nicht recht wohl.«

Dolly hatte sich in der That auf das Sopha geworfen, ohne auf den Schmuck, mit dem sie sich am Morgen so sehr gebrüstet, auch nur die mindeste Rücksicht zu nehmen, und weinte sehr viel in die vor das Antlitz gehaltenen Hände.

Als Frau Varden dieser Wundererscheinung ansichtig wurde (denn Dolly war an derartige Zurschaustellungen keineswegs gewöhnt, da im Gegentheil das Beispiel ihrer Mutter sie gelehrt hatte, sie so viel als möglich zu vermeiden), erklärte diese wohlwollende Dame, sie glaube, daß es nie eine bedrängtere Frauensperson gegeben habe, als sie; daß ihr Leben eine immerwährende Kette von Prüfungen sey; daß sie, so oft sie sich wohl fühle und aufgeräumt sey, auf einen kalten Streich von Seiten ihrer Umgebung zählen dürfe, und daß sie für den heutigen vergnügten Tag – und der Himmel wisse, wie selten ein solcher an sie komme – jetzt schon wieder Buße thun müsse. Zu allen diesen Erklärungen gab Miggs ihre bereitwillige Zustimmung. Aber die arme Dolly wurde durch solche Belebungsmittel nicht besser, sondern eher schlimmer, und als Frau Varden und Miggs sahen, daß sie wirklich krank war, ließen sie sich endlich zum Mitleid rühren und pflegten sie allen Ernstes.

Aber selbst ihre Güte mußte sich den Stempel ihrer gewöhnlichen Politik aufdrücken lassen, und obgleich Dolly in Ohnmacht lag, so hätte es doch dem verwirrtesten Verstande klar werden können, daß Frau Varden die eigentlich Leidende war. Als daher Dolly etwas besser wurde und in jenes Stadium überging, welches nach der Ansicht der Matronen ganz das passende für die erfolgreiche Anwendung von Verweisen und Gründen ist, stellte ihr die Mutter mit Thränen in den Augen vor, wenn sie auch heute erschreckt und geängstigt worden sey, so müsse sie nicht vergessen, daß dieß zu dem gemeinschaftlichen Loos der Menschheit und insbesondere des weiblichen Geschlechts gehöre, welches durch sein ganzes Leben nichts anderes zu gewärtigen habe, und daher verpflichtet sey, sich mit demüthiger Ergebung und geduldiger Ausharrung darein zu finden. Frau Varden bat sie ferner, zu bedenken, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach nächstens ihren Gefühlen so weit werde Zwang anthun müssen, um sich zu verheirathen, und daß die Ehe, wie sie jeden Tag ihres Lebens sehen könne (und sie sah es auch wirklich), ein Stand sey, der große Seelenstärke und Duldung erfordere. Sie stellte ihr in lebhaften Farben vor, sie (Frau Varden) müßte schon seit Jahren im Grabe liegen, wenn sie nicht auf ihrer Pilgerschaft durch dieses Thal der Thränen ausschließlich durch ihr strenges Pflichtgefühl aufrecht erhalten und vor dem Erliegen bewahrt worden wäre; freilich hätte sie wissen mögen, was in diesem Falle aus jenem unstäten Geiste (sie meinte damit den Schlosser) geworden wäre, dessen eigentlicher Augapfel, dessen Richtschnur, und dessen Licht und Polarstern sie gewesen.

Auch Miß Miggs trug ihr Scherflein in dem gleichen Sinne bei. Sie meinte, Miß Dolly könne gewiß und wahrhaftig ihre gesegnete Mutter zum Muster nehmen, die, wie sie immer gesagt habe und wie sie immer sagen würde, und sollte sie dafür auch in der nächsten Minute gehangen, ausgeweidet und geviertheilt werden, das sanfteste, liebenswürdigste, versöhnlichste und duldungsvollste Frauenzimmer sey, mehr, als sie es je für möglich gehalten hätte; und die bloße Erzählung ihrer Vorzüge habe in dem Gemüth ihrer eigenen Schwägerin eine so heilsame Wiedergeburt hervorgebracht, daß sie, die früher mit ihrem Gatten wie Katze und Hund lebte und gewöhnlich in der Form von fliegenden Metallleuchtern, Topfdeckeln, Bügeleisen und anderen solchen kräftigen Repressalien mit ihm conversirt habe, jetzt in der glücklichsten und zärtlichsten Ehe, die man sich nur denken könne, lebe, wie man sich jeden Tag mit eigenen Augen überzeugen könne, wenn man im goldenen Löwenhofe Nummer 27 zweite Klingel rechter Hand ansprechen wolle. Nachdem sie sich selbst für ein vergleichungsweise werthloses Gefäß erklärt, in dem aber doch einiges Verdienst sey, bat sie Dolly, sie möchte sich's zu Gemüthe führen, daß ihre vorgenannte liebe und einzige Mutter von schwächlicher Constitution und reizbarem Temperamente sey und unablässig in ihrem häuslichen Leben Bekümmernisse durchzumachen habe, gegen die vergleichungsweise Diebe und Räuber gar nichts wären, und doch sey sie nie erlegen, oder habe sie dem Zorn oder der Verzweiflung Raum gegeben, da sie, wie die Preiskämpfer zu sagen pflegen, ein heiter Gesicht dazu gemacht und um den Preis gerungen habe, als ob gar nichts vorgefallen wäre.

Sobald Miggs mit ihrem Solo zu Ende gekommen war, fiel die Frau Mama wieder ein, und die Beiden führten ein Duett desselbigen Inhalts miteinander auf, dessen Refrain beharrlich darauf hinauslief, daß Frau Varden die verfolgte Tugend, und Herr Varden, als der Repräsentant des ganzen Männergeschlechts in diesem Zimmer, ein Geschöpf voll lasterhafter und viehischer Gewohnheiten sey, der den Segen, dessen er sich erfreue, durchaus nicht zu würdigen wisse. Ihr vereintes Talent, unter der Maske des Mitgefühls ihre Ausfälle zu bergen, war in der That so vollendet, daß Frau Varden, als die wiederauflebende Tochter ihren Vater, gleichsam um seinen edlen Sinn in Schutz zu nehmen, zärtlich umarmte, feierlich die Hoffnung aussprach, dieß werde ihm für den ganzen Rest seines Lebens zur Lehre dienen und er in Zukunft der weiblichen Natur ein wenig mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen – welcher trostreichen Erwartung Miß Miggs durch unterschiedliches Schnüffeln und Husten, das sprechender als die längste Rede war, ihre vollkommene Zustimmung ertheilte.

Was aber Miggs' Herz am meisten erfreute, war, daß sie nicht nur die Begebnisse des Tages in ihrem ganzen Umfange erhaschte, sondern sich auch des ausgesuchten Genusses erfreute, durch eine Berichterstattung Herrn Tappertit's Eifersucht auf's Empfindlichste zu quälen. Man hatte nämlich diesen Gentleman wegen Dolly's Unwohlsein ersucht, sein Nachtessen in der Werkstatt einzunehmen, und Miß Miggs brachte ihm dasselbe mit eigenen schönen Händen.

»O Simmun!« sagte die letztgenannte junge Dame. »sind das nicht Dinge, die heute vorgefallen sind! Ach du barmherziger Himmel, Simmun!«

Herr Tappertit, der nicht gerade in der besten Stimmung war und Miß Miggs nie weniger leiden konnte, als wenn sie die Hand auf's Herz legte und nach Luft schnappte, da unter solchen Umständen ihre mangelhaften Umrisse am meisten sichtbar wurden, beäugelte sie in seinem hochmüthigsten Style und that ihr nicht die Ehre an, auch nur die mindeste Neugierde zu erkennen zu geben.

»Nie habe ich, oder hat sonst Jemand dergleichen gehört,« fuhr Miggs fort. »Der Gedanke schon, sich mit ihr einzulassen. Wie ist es nur menschenmöglich, ihr etwas abzusehen, was sich einer solchen Mühe verlohnte? Das ist ein Todesspaß, he, he, he!«

Sobald Herr Tappertit fand, daß von einer Dame die Rede sey, ersuchte er seine schöne Freundin hochmüthig, sich deutlicher auszusprechen und sich zu erklären, wen sie mit ihrem »ihr« meine.

»Je nun, diese Dolly,« sagte Miggs, indem sie diesen Namen ungemein nachdrücklich betonte. »Doch 's ist auf Wort und Ehre wahr, der junge Joseph Willet ist ein braver Bursche und verdient sie wahrhaftig.«

»Weibsbild!« rief Herr Tappertit, indem er von dem Ladentisch, auf welchem er saß, heruntersprang. »sieh dich vor!«

»Du mein Himmel, Simmun!« rief Miggs in geheucheltem Erstaunen. »Ihr macht mir Todesangst! Was gibt's denn?«

»Es gibt Saiten in dem menschlichen Herzen,« entgegnete Tappertit, mit seinem Brod- und Käsemesser in der Luft fuchtelnd, »bei denen es gut wäre, wenn sie nie in Schwingung gebracht würden. Das gibt es.«

»O, sehr gut – wenn Ihr den Poltron spielen wollt –« rief Miggs, sich abwendend.

»Poltron oder nicht,« sagte Herr Tappertit, sie am Handgelenk zurückhaltend. »Was willst du damit sagen, Jesabel? Was wolltest du sagen? Antworte mir!«

Ungeachtet dieses nicht sonderlich höflichen Ansinnens ging doch Miggs mit Freuden darauf ein und theilte ihm mit, wie ihre junge Gebieterin, als sie in der Dunkelheit allein auf der Wiese gewesen, von drei oder vier baumstarken Kerlen angepackt wurde und gewiß von denselben entführt, vielleicht gar ermordet worden wäre, wenn nicht Joseph Willet, der zeitig dazu gekommen, ganz allein alle in die Flucht gejagt und sie gerettet hätte – zur dauernden Bewunderung seiner Mitmenschen im Allgemeinen und zur ewigen Liebe und Dankbarkeit von Seite Dolly Varden's.

»Sehr gut,« sagte Tappertit, bei dem Schlusse der Erzählung tief aufathmend und seine Haare streichend, bis sie alle steif und gerade in die Höhe standen, »seine Tage sind gezählt!«

»O Simmun!«

»Ich sage Euch,« entgegnete der Lehrling, »seine Tage sind gezählt. Verlaßt mich. Fort mit Euch.«

Miggs gehorchte diesem Befehle, aber weniger um des Befehles willen, als weil sie sich insgeheim auszukichern wünschte. Sobald sie sich nach Herzenslust Luft gemacht hatte, kehrte sie nach der Wohnung zurück, wo der Schlosser, durch die friedliche Stimmung und den Toby aufgeregt, geschwätzig und ganz geneigt geworden war, die Begebenheiten des Tages gemüthlich noch einmal Revue passiren zu lassen. Aber Frau Varden, deren praktische Religion (wie dieß nicht selten erlebt wird) gewöhnlich rückwärts wirkte, machte dem alsbald ein Ende, indem sie über das Sündige eines solchen Banquettirens deklamirte und ihre Ansicht aussprach, daß es hohe Zeit sey, zu Bette zu gehen. Sie begab sich deßhalb zu Bette mit einer Stirne, so grimmig und düster, als das Aeußere des Staatsbettes im Maibaum, und bald nachher suchten auch die übrigen Insassen des Hauses ihr Lager auf.



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