Wolfram von Eschenbach
Parzival und Titurel
Wolfram von Eschenbach

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§. 6. Eheliches Leben.

Wolfram von Eschenbach scheint kein eheloses Leben geführt zu haben. Schon in einem Liede, das wir gleich kennen lernen werden, zieht er die Sicherheit der ehelichen Liebe jener verstohlenen Minne vor, die mit Gefahr des Lebens und der Ehre zur Geliebten schleicht; im Parzival (743, 21) spricht er mit Rührung von dem Glücke, das mit rechter Keuschheit erworbene Kinder dem Manne gewähren; im Titurel würde Strophe 18

Zur rechten Zeit gewährte
    sein Weib ihn eines Kindes:
Daß mich Gott erlaße
    in meinem Hause solchen Ingesindes,
Wenn ich es so theuer müst entgelten!
Behalt ich kluge Sinne
    so trägt mein Herz solche Wünsche selten!

(Die Mutter starb nämlich in der Geburt) im Munde eines Ehelosen kaum geziemen, und im Willehalm erwähnt der Dichter ausdrücklich der Puppe seines Töchterleins, wie er sich auch schon im Parzival gern mit Kindern, namentlich Mädchen und ihren Spielen zu schaffen macht. Ich gestehe sogar, daß ich in der schönen Episode von der kindlichen Obilot die Rede des alten Lippaut, wo er sich darüber tröstet, daß er keinen Sohn und nur zwei Töchter habe, niemals ohne das Gefühl lesen konnte, daß der Dichter hier seinem eigenen Herzen Luft mache. Ein ausdrückliches Zeugniss scheint mir 216, 28 ff., wo der Dichter seines Weibes gedenkt, das er Scheu trage, in so großes Volksgemenge zu bringen.


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