Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Was bericht' ich nun noch mehr? Poidikonjonz war stolz und hehr. |
||
5 | Der kam mit solcher Heereskraft, Wär im Schwarzwald jedes Reis ein Schaft, Da könnte dichtrer Wald nicht stehn Als in seiner Schar zu sehn. Er kam sechs Fähnlein stark geritten: |
|
10 | Von denen wurde bald gestritten. Posaunen hört man krachend tönen, So pflegt der Donner zu erdröhnen, Wenn er die Welt in Schrecken setzt. Wirbelnd stimmten Trommeln jetzt |
|
15 | In der Posaunen Blasen. Blieb noch ein Halm am Rasen Unzerstampft, so weiß ichs nicht. Der Erfurter Wingert spricht379, 18. König Philipp, dem wie §. 4 gesagt ist, Walther und wahrscheinlich auch Wolfram anhing, ward 1203 von dem Landgrafen Herman, der bis zum Sommer 1204 auf der Seite des Gegenkönigs Otto stand, zu Erfurt neun Tage lang belagert. Da die Spuren davon noch sichtbar waren, als Wolfram diesen Theil des Parzival dichtete, so schließt Lachmann zu Walther 20, 4 daraus, daß er nicht lange nach dem Sommer 1204 nach Eisenach gekommen sei. Noch von solcher Tritte Noth, |
|
20 | Dem mancher Huf Verwüstung bot.
Da kam der Herzog Astor |
|
25 | Hinters Ross auf den Acker. Sie stritten scharf und wacker. Da scholl viel fremdes Feldgeschrei, Manch Rösslein lief im Felde frei, Des Herr auf seinen Füßen stund; Mich dünkt, dem war Gefälle kund. |
|
Da ersah mein Herr Gawan |
||
5 | Ihm zu folgen hielt da schwer; Die Rosse schonten doch nicht sehr Scherules und die Seinen: Gawan zwang sie sich zu peinen. Was er da Ritter niederstach |
|
10 | Und was er starker Spere brach!
Dieser werthe Tafelrunder, |
|
15 | Er fragte nicht, von welchem Heer, Seine Hand traf Beide schwer, Die von Li und die von Gross. Man sah ihn manch erbeutet Ross Von der wie jener Seiten |
|
20 | Zu des Wirths Panier geleiten. Ob es Jemand wolle, frug er da; Ihrer Viele sprachen Ja. Manchem wurde Gut verschafft Durch seine Kampfgenoßenschaft. |
|
25 |
Da kam ein Ritter angefahren, |
|
381 | Hinterm Ross auf Blumen lag: In der Tjost empfing er solche Schmach. Das thut mir um den Knappen leid, Der gestern erst mit Höflichkeit |
|
5 | Gawanen sagte Märe, Wie der Zwist entsponnen wäre: Der bog auf seinen Herrn sich nieder. Ihn erkennend, gab ihm Gawan wieder Das Ross, das er dem abgejagt. |
|
10 | Dank sprach der Knapp, ward mir gesagt.
Nun seht, wie dort Kardefablet |
|
15 | Die Seinen hoben ihn empor. Vielstimmig ward da Jamor Zu hartem Schwertschlag geschrien. Enger ward es rings um ihn, Da Anlauf wieder Anlauf drang, |
|
20 | Und mancher Helm betäubend klang. Zu Hülfe kam ihm Gawan. Kräftig sprengt' er heran: Ueberdeckt hatt er schier Mit seines Wirthes Panier |
|
25 | Von Jamor den edeln Mann. Mit ihm wurden auf dem Plan Kühner Ritter viel gefällt. Glaubets, wenn es euch gefällt: Zeugen sind mir gar versagt; Mir hats die Aventür gesagt. |
|
Le Komte de Montan ersah |
||
5 | Hinterm Ross lag auf der Flur. Sicherheit bezwungen schwur Der stolze Degen auserkannt: Die gelobt' er in Gawanens Hand. Zunächst vor der Zingeln Thor |
|
10 | Stritt der Herzog Astor: Da gabs Getös und Lanzenstreit. Nantes ward oft laut geschreit: Das war Artusens Heerzeichen. Man sah da stehen und nicht weichen |
|
15 | Manch vertriebnen Bretaneis; Die Söldner auch von Destrigleis Aus König Ereckens Land Machten sich da wohlbekannt: Sie führte Dük de Lanveronz. |
|
20 | Auch dürfte jetzt Poidikonjonz Die Bretonen ledig laßen gehn, Die er so tapfer heut gesehn. Dem König Artus waren Sie am Berge Klus vor Jahren |
|
25 | Genommen und hiehergebracht; Das war geschehn in heißer Schlacht. Sie riefen Nantes nach ihren Sitten Hier und wo sie immer stritten; Das war ihr Ruf nach altem Brauch. Schon grauen Bart trug Mancher auch. |
|
383 | Dann führte jeder Breton Zum Kennzeichen ein Gampilon Auf dem Helm und auf dem Schild, Ilinotens Wappenbild: |
|
5 | Der war Artusens Sohn gewesen.383, 1–5. Vgl. 575, 28 und 580, 5–11. Der frühe Tod Ilinots, des Sohnes Artus, wird im Parzival mehrfach erwähnt; am ausführlichsten ist aber davon im altern Titurel Str. 147–48 die Rede. Das Gampilon, ein fabelhaftes Thier (vgl. Liebrecht in Pfeiffers Germania I, 4, 479), kommt auch in der Gudrun vor. Ilinots Tod und die Gefangenschaft der Artusritter zer montâne Clûse 382, 24 knüpft sich an die Entführung der Königin durch Meljakanz (vgl. zu 543, 25), also an den Roman von Lanzelot, aber in seiner ältern Gestalt: denn bei Chrestien von Troyes kommt zwar noch le Passage des Pierres vor, wo dem Könige Artus von Bademaguz (Poidikonjonz) ein Theil seiner Ritter abgefangen wird, aber Ilinots Tod fehlt, und die gefangenen Ritter werden von Lanzelot wieder befreit. Wie sollte Gawan hier genesen? Er seufzt', als er das Wappen sah, Weil ihm im Herzen Weh geschah. Seines Oheims Sohnes Tod |
|
10 | Schuf Gawanen Herzensnoth. Er erkannte wohl der Wappen Schein: Seine Augen füllten sich vor Pein. Die Bretonen ließ der Held Unbestritten aus dem Feld; |
|
15 | Mit ihnen kämpfen mocht er nicht; So ehrt man noch der Freundschaft Pflicht. Er ritt zu Meljanzens Heer. |
|
20 | Wiewohl es dießmal nicht gelang Das Feld der Uebermacht zu wehren: Da sah man sie zum Graben kehren. Der hier den Bürgern Tjoste bot, Der Held war allenthalben roth; |
|
25 | Er hieß der Ungenannte,383, 25. Es ist Parzival, den der Leser wohl schon an der rothen Rüstung erkannt hat. Weil hier ihn Niemand kannte. Dieß ists was ich vernommen. |
|
384 | Daß er Meljanzen sich versprach. Der gab ihm da von Semblidag Zwölf Knappen, bei der Tjost sein wahr Zu nehmen und in dichter Schar: |
|
5 | Was er Spere mocht aus ihren Händen Empfahn, die sah man ihn verschwenden. Seine Tjoste schollen hell, Als er den König Schirniel Und seinen Bruder nahm gefangen. |
|
10 | Doch ward noch mehr von ihm begangen, Da er dem Herzog Marangließ Gefangenschaft auch nicht erließ. Die fing er Alle vor dem Heer; Noch lange stand ihr Volk zur Wehr. |
|
15 |
Meljanz ritt selber in den Streit. |
|
20 | Als von ihm hier ward gethan. Seine Hand manch festen Schild zerklob, Manch starker Sper vor ihm zerstob, Als Haufen sich in Haufen schloß. Sein junges Herz war so groß, |
|
25 | Stäts must er Kampf begehren. Niemand konnt ihm gewähren Voll und satt, das schuf ihm Noth, Bis ihm Gawan Tjostieren bot. Gawan zu seinen Knappen nahm |
|
385 | Die er erwarb am Plimizöl. Meljanzens Ruf war Barbigöl, So hieß die werthe Hauptstadt Li's. Gawan seiner Tjost sich fliß; |
|
5 | Da lehrte Meljanzen Pein Von Oraste-Gentesein Der starke Schaft, der gerohrte, Der ihm Schild und Arm durchbohrte. Eine schöne Tjost geschah da wieder: |
|
10 | Gawan stach ihn flüglings nieder; Doch brach sein hintrer Sattelbogen, Daß beide Helden ungelogen Hinter den Rossen stunden. Da schlugen sie sich Wunden |
|
15 | Mit den Schwertern, den hellen. Da ward zwei bäurischen Gesellen Gedroschen mehr als genug. Des andern Garbe Jeder trug; Die Stücke wurden hingeschlagen. |
|
20 | Einen Sper auch muste Meljanz tragen: Der stak dem Helden im Arm; Ihm war von blutgem Schweiße warm. Da zog ihn mein Herr Gawan In der Brevigarier Barbigan385, 24 vgl. zu 376, 14. |
|
25 | Und zwang ihn, Sicherheit zu geben: Die gab er: denn er wollte leben. Wäre der junge Mann nicht wund, So bald gelobte wohl sein Mund Sich keinem Helden unterthan; Das stünde länger wohl noch an. |
|
Lippaut, des Landes Fürsten, |
||
5 | Von Geschütz erleiden Pein, Als die Söldner von Kahetein Und von Semblidag die Schergen Ihre Kunst nicht wollten bergen. Die Schützen sah man schnell sich schwenken; |
|
10 | Die Bürger musten erdenken, Was den Feind von ihren Letzen schied. Sie hatten Schergen a pied: Ihre Zingeln schützten die so gut Als die allerbeste Hut. |
|
15 | Die das Leben dort verlor'n, Entgalten schwer Obiens Zorn: Ihre junge Thorheit Brachte Manchem Herzeleid. Wes entgalt der Fürst Lippaut? |
|
20 | Sein Herr, der alte König Schaut, Hätts ihm erlaßen fürwahr. Müdigkeit befiel die Schar. Wacker stritt noch Meljakanz: |
|
25 | Kaum handbreit war er ihm geblieben. Ihn hatte weit zurückgetrieben Der Herzog Kardefablet, Bis jetzt ihr Spiel zur Neige geht Auf einem blumigen Plan. Da kam dahin auch Herr Gawan. |
|
387 | Das brachte Meljakanz in Noth, Daß selbst der werthe Lanzelot Ihm schärfer nicht entgegentrat, Als er von der Schwertbrücke Pfad |
|
5 | Kommend mit ihm hob den Streit. Dem war die Gefängniss leid, Die Frau Ginover erlitt, Der die Freiheit er erstritt. Lotens Sohn kam angesprengt: |
|
10 | Da war wohl Meljakanz gedrängt, Den Gaul entgegen ihm zu führen. Viel Leute sahn ihr Tiostieren. Wer da hinterm Ross gelegen? Den Der von Norwegen |
|
15 | Geworfen hatte auf die Au. Der Ritter viel und manche Frau, Die diese Tjost mit angeschaut, Priesen Gawan überlaut. Leicht konnten es die Frauen |
|
20 | Vom Saal hernieder schauen. Meljakanz ward gestampft: Den Rock betrat ihm unsanft Manch Ross, dem nie mehr Hafer schmeckte: Schweiß und Blut ihn überdeckte. |
|
25 | Heut ist der Rosse Schelmetag, Der wohl die Geier sättgen mag. Da nahm der Herzog Astor Meljakanzen Denen von Jamor: Die hätten ihn gefangen schier. Vorüber war das Turnier. |
|
Wer da am Besten hat geritten |
||
5 | Das wär ein allzuweites Feld. Im innern Heer stritt ein Held Für die junge Obilot; Im äußern ein Ritter roth: Die Zween errangen da den Preis |
|
10 | Und gönnten Niemand nur ein Reis.
Da der Gast im äußern Heer |
|
15 | Ritt er, bis er die Seinen sah. Zu den Gefangenen sprach er da: »Ihr Herren gabt mir Sicherheit; Nun widerfuhr mir hier ein Leid: Von Li der König ist gefangen. |
|
20 | Nun seht, ob ihr es mögt erlangen, Daß sie für euch ihn befrein; So kann ich ihm doch nützlich sein,« Sprach er zum König von Avendroin Und zu Schirniel von Lirivoin |
|
25 | Und dem Herzogen von Marangließ, Die er mit dem Gelübde ließ Zu den Bürgern reiten, Daß sie Meljanz befreiten, Wo nicht, ihm hülfen zu dem Gral. Da konnten sie ihm allzumal |
|
389 | Nicht sagen, wo der wäre, Als daß Anfortas ihn wehre. Da diese Rede geschah, |
|
5 | Kann nicht geschehen mein Begehr, So fahrt gegen Pelrapär Und bringt der Köngin Sicherheit. Da sagt, der einst für sie den Streit Focht mit Kingron und Klamide, |
|
10 | Dem sei nun nach dem Grale weh Und zugleich nach ihrer Minne; Darnach tracht ich stäts und sinne. Als meine Boten mögt ihrs melden. Bewahre nun euch Gott, ihr Helden!« |
|
15 |
Mit Urlaub ritten sie hinein. |
|
20 | Ihr seht wohl, wund ist meines.« Da sprachen die Knappen gut: »Großen Dank, Herr, ihr thut An uns mit großer Mildigkeit: Wir sind nun reich für alle Zeit.« |
|
25 | Da wählt er Eins für seine Fahrt, Mit den kurzen Ohren Ingliart, Das Gawanen war entgangen, Als er Meljanzen nahm gefangen; Hin zogs des rothen Ritters Hand: Das büßte mancher Schildesrand. |
|
Mit Urlaub schied der Degen hehr |
||
5 | Zu bleiben baten sie ihn viel; Doch fern gesteckt war ihm das Ziel. Hin fuhr der getreue Mann, Wo er nicht oft Gemach gewann. Denn er suchte nur zu streiten. |
|
10 | Mich dünkt, zu seinen Zeiten Stritt kein Mann so viel als er. Da vertheilte sich das äußre Heer, Wo es Herberg hoffte zu gewinnen. Lippaut unterdes dort innen |
|
15 | Frug, wie Alles war gekommen: Denn er hatte wohl vernommen, König Meljanz wär gefangen. Da war es ihm nach Wunsch ergangen Auch sollte jetzt ihm Freude nahn. |
|
20 | Den Aermel löste Gawan Von dem Schilde sonder Zerren (Es blühte neuer Preis dem Herren) Und gab ihn Klauditten. Am Rand und in der Mitten |
|
25 | War er durchstochen und durchschlagen: Sie sollt ihn Obiloten tragen. Da ward des Mägdleins Freude groß. Ihr blanker Arm war noch bloß: Darüber schob sie ihn zuhand. Sie sprach: »Wer hat mir dieß gesandt?« |
|
391 | Wenn sie vor ihre Schwester ging, Die diesen Scherz mit Zorn empfing. Den Rittern war Erholung Noth |
|
5 | Scherules nahm Gawan Und den Grafen Lahduman Und was er da der Ritter fand, Die Gawan mit seiner Hand Des Tags gefangen hatt im Feld, |
|
10 | Wo Manchen niederwarf der Held. Der Burggraf setzte sie zumal Vor ein ritterliches Mal. So müd er war, und all sein Lehn, Man sah sie vor ihm dienend stehn, |
|
15 | Während Meljanz aß, der König; Seiner Hast entgalt der wenig. Das dauchte Gawan allzuviel: |
|
20 | Sprach der Degen ausersehn, Wie ihn edle Zucht bewog. Der Wirth versagt' es ihm jedoch: »Mein Herr ist des Königs Mann: Diesen Dienst hätt er gethan, |
|
25 | Wenn dem König beliebte, Daß er den Dienst wieder übte. Aus Zucht vermied mein Herr zu kommen, Weil ihm des Königs Huld benommen. Sühn und Freundschaft stifte Gott, Und Alle thun wir sein Gebot.« |
|
Da sprach der junge Meljanz: |
||
5 | Wie ihr mir riethet, that ich so, So sähe man mich heute froh. Helft mir nun, Graf Scherules, Wohl getrau ich euch des, Bei dem Herrn, der mich gefangen hat |
|
10 | (Sie thun wohl gern nach Euerm Rath), Und Lippaut, dem zweiten Vater mein, Daß sie mir Gnad und Gunst verleihn. Ich wär in seiner Huld geblieben; Doch hat Obie mit mir getrieben |
|
15 | Possenhaften Thorenscherz: Das zeigt unweibliches Herz.« Da sprach der werthe Gawan: |
|
20 | Da kamen, die der Ritter roth Den Städtern abgefangen, Vor den König hingegangen. Sie sagten ihm, wie Alles kam. Als dessen Wappenschild vernahm |
|
25 | Gawan, der sie besiegt' im Streit, Und dem sie gaben Sicherheit, Und sie ihm sagten von dem Gral, Da sah er wohl, daß Parzival Es war, der Alles dieß gethan. Seine Augen auf zum Himmel sahn |
|
393 | Und dankten Gott, daß er sie heut Von einander hielt im Streit. Es war bescheidner Zucht ein Pfand, Daß Beide blieben ungenannt. |
|
5 | Sie kannte Niemand hier zur Zeit, Doch kennt die Welt sie weit und breit. Zu Meljanz Scherules begann: |
|
10 | Und der Freunde Urtheil zu vertrauen, Was beiderhalben gelten soll. Tragt ihm ferner keinen Groll.« Sie billigten den Rath zumal. Da ritten zu des Königs Saal |
|
15 | All die Krieger aus der Stadt, Wie sie des Fürsten Marschall bat. Da sprach mein Herr Gawan Zu dem Grafen Lahduman Und den Andern, die er heut gefangen |
|
20 | (Sie kamen All dahin gegangen): »Bringet eure Sicherheit, Die ihr mir angelobt im Streit, Meinem Wirthe Scherules.« Niemand säumte sich des: |
|
25 | Die Entbotnen eilten allzumal Gen Beaurosch auf den Saal. Meljanzen reiche Kleider trug Die Burggräfin, dazu ein Tuch, Den rechten Arm hineinzuhangen, In den er Gawans Tjost empfangen. |
|
Gawan durch Scherules entbot |
||
5 | Er sei ihr treulich unterthan; Auch halt' er um den Urlaub an: »Ich laß' ihr auch den König hie: Sie möge sich bedenken, wie Sie also mit ihm schalte, |
|
10 | Daß sie Ruhm davon behalte.«
Die Rede hörte Meljanz: |
|
15 | Daß ich ihr Sicherheit soll geben Und in ihrem Frieden leben.« »Euch fing hier, seis euch nur bekannt, Niemand als des Mägdleins Hand,« Fiel der werthe Gawan ein; |
|
20 | »Ihr gehört mein Preis allein.«
Scherules kam vorgeritten. |
|
25 | Daß man in ärmlichem Gewand Des Tages selten Jemand fand. Mit Meljanz zu Hofe ritten, Die seine Freiheit zu erbitten Waren in die Stadt geschickt. Schon saßen droben wohlgeschmückt |
|
395 | Lippaut mit Töchtern und Gemahl. Die da kamen, traten in den Saal. Der Wirth dem Herrn entgegensprang. |
|
5 | Als er Freund und Feind empfing; Neben Gawan Meljanz ging. »Konnte sie's von euch erlangen, Küssend möcht euch gern empfangen Eure alte Freundin: |
|
10 | Das ist mein Weib, die Herzogin.« Zum Wirthe hub da Meljanz an. »Gern will ich Gruß und Kuss empfahn Zweier Frauen, die mein Aug ersieht; Der dritten Sühne nicht geschieht.« |
|
15 | Die Aeltern weinten bitterlich; Obilot nur freute sich. Mit Kuss der Fürst empfangen ward |
|
20 | Auch Gawanen man ihn nicht erließ. Seine Herrin ward ihm vorgeführt: Er zog das schöne Kind gerührt Wie eine Dock an seine Brust; Dazu zwang ihn freundliches Gelust. |
|
25 | Zu Meljanz sprach er von der Maid: »Eure Hand versprach mir Sicherheit: Die gebet diesem Mägdlein jetzt. Alles was mein Herz ergetzt, Sitzet zu der Rechten mein: Ihr Gefangner sollt ihr sein.« |
|
Als da Meljanz näher kam, |
||
5 | »Herr König, Unrecht thatet ihr, Wenn ein Kaufmann ist mein Ritter hier, Wie meine Schwester hat gewollt, Daß ihr Fianz ihm habt gezollt.« So sprach die junge Obilot. |
|
10 | Meljanzen sie darauf gebot, Er solle Sicherheit geloben, Und zwar Hand in Hand geschoben, Ihrer Schwester Obie. »Zur Herrin und Amie |
|
15 | Habt sie mit Gottes Segen; Zum Ami und Herrn dagegen Soll sie euch haben immerfort: Gehorchet Beide meinem Wort.« Gott sprach aus ihrem jungen Munde. |
|
20 | Ihr Gebot geschah zur Stunde. Da meisterte Frau Minne (Wohl hat die Kraft und Sinne) Im Bund mit herzlicher Treu Der Beiden Minne wieder neu. |
|
25 | Obiens Hand dem Kleid entschlüpfte, Meljanzens Armbinde lüpfte: Mit Weinen küsst' ihr rother Mund Ihn, der von der Tjost noch wund. Manche Zähre seinen Arm begoß, Die ihr aus lichten Augen floß. |
|
397 | Wer macht sie vor dem Volk so dreist? Die Lieb ermuthigt allermeist. Lippaut sah seinen Wunsch vollbracht: Er hatte Liebres nie erdacht, |
|
5 | Da ihm Gott die Ehre zuerkannte, Daß er die Tochter Herrin nannte. Wie man die Hochzeit beging Fragt den, der Gabe dort empfing, Und die beim Feste ritten. |
|
10 | Ob sie ruhten oder stritten, Das ist mehr als ich berichten kann. Man sagte mir, daß Gawan Auf dem Saale Urlaub nahm, Zu dem er Urlaubs willen kam. |
|
15 | Wohl weinte Obilot da viel. Sie sprach: »Nun führt mich mit euch hin.« Da ward. der jungen süßen Magd Von Gawan dieser Wunsch versagt. Die Mutter kaum sie von ihm brach, |
|
20 | Als er des Abschieds Worte sprach. Lippaut, der holdes Herz ihm trug, Der bot ihm Dienste da genug. Scherules, sein stolzer Wirth, Mit den Seinen nicht versäumen wird, |
|
25 | Den Helden zu geleiten: Es ging durch Waldesweiten. Drum sandt' er Jäger vor mit Speise, Ihn zu versorgen auf der Reise. Urlaub nahm der Degen werth: Mit Kummer war Gawan beschwert. |