Wolfram von Eschenbach
Parzival und Titurel
Wolfram von Eschenbach

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Einleitung.

Wolfram von Eschenbach, der gröste Dichter, nicht, wie Friedrich Schlegel meinte, der Deutschen überhaupt, doch des deutschen Mittelalters, lebte gegen das Ende des zwölften und den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, also in der besten Zeit der Hohenstaufen und mitten in der von ihm selber mit heraufgeführten ersten Blütezeit unserer Sprache und Literatur. Während der furchtbaren Kämpfe, welche das Kaisertum wider die Hierarchie bestand, wuste er durch hohe Dichterkraft und sittliche Würde die Gemüther unserer Vorfahren zu gewinnen und zu fesseln. Sein Ruhm würde sich über seine Nation hinaus verbreitet haben, wenn jene Kämpfe mit dem Siege des Kaisertums, statt mit Deutschlands Erniedrigung geschloßen hätten. Indem das Reich sank, welkte unsere Poesie, und wie sich Italien hob, ließ sich auch der dichterische Geist jenseits der Alpen nieder, und auf Wolfram von Eschenbach folgte Dante der Florentiner. Noch drei Jahrhunderte währte Wolframs Ansehen in seinem Volke, bis ihn die gänzliche Umwandlung der Sprache, welche sich durch die Reformation entschied, und die schon früher herschend gewordene humanistische Richtung mit allen Dichtern des dreizehnten Jahrhunderts in ein unverschuldetes Dunkel stellte. Aus der Glaubensspaltung und den erschöpfenden Kriegen, welche von der Religion Anlaß und Vorwand entliehen, trug der deutsche Geist eine Trübung und Lähmung davon, die er Jahrhunderte lang nicht überwinden konnte. Erst zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts entwickelte die deutsche Sprache und Literatur eine zweite Blüte, aus welcher wir den Samen eines neuen Volksbewustseins reifen sahen. Wenn dieser aufgeht, und mit hochschlagendem Herzen gewahren wir täglich das kräftige Gedeihen der jungen Pflanze, dann werden uns auch die Dichter, welche in jener frühern Periode unsere Nation verherlicht haben, nicht mehr fremd sein, und Wolfram von Eschenbach, der deutscheste von allen, das nächste Recht auf unsere Liebe und Bewunderung geltend machen.


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