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Am Donnerstag des Sommer-Meetings in Epsom saß George Pendyce in der Ecke eines Eisenbahnabteils erster Klasse und gab sich Mühe, herauszurechnen, daß zwei und zwei fünf ist. Auf einem Briefbogen des Stoiker-Klubs waren seine Wettschulden bis auf den Penny genau verzeichnet – es waren eintausendfünfundvierzig Pfund ältere Schulden, und darunter siebenhundertfünfzig vom letzten Rennen. Unterhalb dieser Berechnung waren seine Privatschulden mit der runden Summe von eintausend Pfund aufgezählt – die Summe war rund infolge einer Höflichkeit; denn er hatte nur diejenigen Rechnungen mitgezählt, die eingelaufen waren; und die Vorsehung, die alles weiß, rechnete mit der runden Summe von fünfzehnhundert. Alles in allem war er im ganzen dreitausendzweihundert und fünfundneunzig Pfund schuldig. Und da man auf dem Rennplatz und an der Börse, wo den Menschen das Geld in unaufhörlichem Kreislauf durch die Finger rollt, eine fast lächerliche Pünktlichkeit im Zahlen jener Summen verlangt, die in einem Augenblick des Leichtsinns verloren worden sind, so mußten siebenhundertfünfundneunzig Pfund am nächsten Montag zur Stelle sein. Tatsächlich hatte die Buchmacherfirma nur aus einer gewissen Sympathie für George, der ein nobler Gewinner und ein nobler Verlierer war, und wohl auch aus Angst, einen guten Kunden zu verlieren, ihm die Summe von eintausendfünfundvierzig bis über das Epsom-Rennen gestundet.
Dieser Summe, in die weder die laufende Trainerrechnung, noch die Ausgaben, die das Ehescheidungsverfahren kosten würde, inbegriffen waren, stand erstlich ein Bankkonto gegenüber, das er noch bis etwa zwanzig Pfund in Anspruch nehmen konnte, zweitens der ›Ambler‹ und zwei andere Pferde fürs Verkaufsrennen, und drittens (das war das bedeutsamste) X, nämlich die Summe, die ihm der ›Ambler‹ heute nachmittag gewinnen konnte oder vielmehr gewinnen mußte.
Was immer George Pendyces Charakter vermissen lassen mochte, Mut war es jedenfalls nicht. Die Eigenschaft hatte er in jedem Nerv, in jedem Blutstropfen. Befand er sich einer Situation gegenüber, die für manche Menschen und besonders für diejenigen, die nicht, wie er, in einer gewissen Tradition erzogen waren, verzweifelt erscheinen mochte, so trug er keinerlei Zeichen von Besorgnis oder Verzweiflung zur Schau. Bei Erwägung seiner schwierigen Lage stellte er gewisse Grundsätze auf: Erstens hatte er nicht die Absicht, bei den Buchmachern auf der Liste der säumigen Zahler zu figurieren; eher würde er zu den Juden gehen. Die einzige Aussicht, auf die hin er geborgt bekommen konnte, war das Gut; die Kerle freilich würden ihn nicht schlecht hochnehmen. Zweitens hatte er nicht die Absicht, sich ins Bockshorn jagen zu lassen, und auf sein eigenes Pferd setzen, hieße, ›aufs Ganze zu gehen‹. Drittens hatte er nicht die Absicht, an die Zukunft zu denken; der Gedanke an die Gegenwart war gerade schlimm genug.
Der Zug holperte und schaukelte in einem Rhythmus, als ob er nach einer Melodie dahinsauste, und George saß still in seiner Ecke.
Unter seinen Reisegefährten in dem Abteil befand sich der Ehrenwerte Geoffrey Winlow, der, ohne selbst bei den Rennen beteiligt zu sein, doch für die englische Pferdezucht ein besonderes Interesse zeigte, das er durch den Besuch der Hauptrennen dokumentierte.
»Läuft Ihr Pferd heute, George?«
George nickte.
»Ich werde einen Fünfer auf ihn setzen; er soll ihm Glück bringen. Große Wetten kann ich mir nicht leisten. Vorige Woche habe ich Ihre Frau Mutter beim Gartenfest der Foxholmes gesehen. Waren Sie kürzlich draußen?«
George schüttelte den Kopf und fühlte einen seltsamen Druck am Herzen.
»Sie wissen wohl, daß es auf dem Gehöft des alten Peacock gebrannt hat? Ich höre, Ihr Vater und Barter haben Wunder verrichtet. Ist noch elastisch wie ein Jüngling, Ihr Herr Vater!«
Wieder nickte George, und wieder fühlte er den Druck am Herzen.
»Kommt Ihre Familie dieses Jahr nicht in die Stadt?«
»Habe nichts darüber gehört«, entgegnete George. »Zigarre gefällig?«
Winlow nahm die Zigarre, und während er sie mit einem kleinen Federmesser abschnitt, beobachtete er gemächlich Georges kräftiges Gesicht. Es hätte eines Physiognomikers bedurft, um aus seiner Regungslosigkeit etwas herauszulesen. Winlow dachte bei sich:
›Es sollte mich nicht wundern, wenn das wahr ist, was man sich von dem jungen Mann da erzählt‹... »Haben Sie bisher gut abgeschnitten?«
»So, so.«
Auf dem Rennplatz trennten sie sich. George ging sofort zu seinem Trainer und von dort nach dem Buchmacher-Ring. Er dachte an seine X-Gleichung und suchte die Gesellschaft zweier unauffällig gekleideter Herren auf, von denen der eine sich mit einem goldenen Bleistift in einem Buche etwas aufnotierte. Sie begrüßten ihn überaus höflich, denn er schuldete diesen beiden jene eintausendsiebenhundertfünfundneunzig Pfund.
»Welchen Preis legen Sie gegen mein Pferd?«
»Fünfhundert Pfund pari, Mr. Pendyce«, entgegnete der Herr mit dem goldenen Bleistift.
George notierte die Wette. Er pflegte sonst nie derartige Geschäfte zu machen; aber heute schien alles verändert, und irgend etwas Stärkeres als die Gewohnheit trieb ihn heute.
›Ich spiele va banque‹, dachte er. ›Wenn mein Pferd nicht gewinnt, bin ich sowieso fertig.‹
Er ging zu einem andern unauffällig gekleideten Herrn von jüdischem Aussehen und mit einer Brillantnadel in der Krawatte. Während er von einem zum andern der unauffällig gekleideten Herren trat, ging ein unsichtbarer Bote vor ihm, der die Worte hauchte: ›Mr. Pendyce spielt va banque.‹ Und bei jeder kurzen Unterredung fand er, daß sie mehr Vertrauen denn je in sein Pferd setzten. Bald hatte er zweitausend Pfund zu zahlen versprochen, wenn ›Ambler‹ verlieren sollte, und von den trefflichen Männern in ihrer unauffälligen Kleidung die Zusicherung erhalten, daß sie ihm fünfzehnhundert Pfund auszahlen würden, wenn der ›Ambler‹ gewänne. Da der ›Ambler‹ auf zwei zu eins stand, konnte er sein Pferd nicht mehr ›Platz‹ wetten, wie es seine Gewohnheit war.
›Hab' mich lächerlich gemachte sagte George zu sich, ›hätte überhaupt nicht in den Ring hineingehen sollen; aber jetzt ist's schon gleich!‹
Es fehlten ihm noch dreihundert Pfund, um am Montag die nötige Summe zu haben, und er nahm noch eine Wette von siebenhundert zu dreihundertfünfzig Pfund an. So hatte er, ohne einen Penny auszugeben, einfach, indem er einige Versprechungen machte, die X-Gleichung gelöst.
Er verließ den Ring, um die Bar aufzusuchen, und trank da einen Whisky; dann ging er nach dem Paddock. Die Starterglocke hatte das zweite Rennen angekündigt; es war hier fast menschenleer, aber drüben in einer Ecke wurde der ›Ambler‹ von einem Jungen auf und ab geführt. George warf einen hastigen Blick um sich, ob keine Bekannten da seien, und begann dann die Promenade mitzumachen. Der ›Ambler‹ wandte sein dunkles, feuriges Auge in dem weißen Halbmond zu ihm herum, warf den Kopf in die Höhe und blickte weit hinaus in die Ferne.
›Wenn man ihm nur alles begreiflich machen könnte!‹ dachte George.
Als sein Pferd aus dem Paddock abgeführt wurde, ging George nach den Tribünen zurück. In der Bar trank er noch einen Whisky und hörte dabei, wie jemand sagte:
»Ich mußte sechs zu vier wetten. Ich will zusehen, daß ich Pendyce finde. Man erzählt, er hätte sein Pferd hoch gewettet.« George setzte sein Glas nieder, und anstatt auf seinen gewöhnlichen Platz zu gehen, stieg er langsam zum Dach der Tribüne hinauf.
›Ich kann das Geschwätz um mich her nicht vertragen‹, dachte er.
Hier oben auf dem höchsten Punkt der Tribüne – diesem National-Bauwerk, das zwanzig Meilen in der Runde sichtbar ist – wußte er sich sicher. Hierher kam nur die große Masse, und unter diese große Masse mischte er sich, bis er am Geländer einen Platz fand, wo er seinen Feldstecher aufstützen und die Farben verfolgen konnte. Neben seinem eigenen Pfauenblau war da noch ein Strohgelb, ein Blau mit weißen Streifen und ein Rot mit weißen Sternen.
Man sagt, daß vor dem Geist ertrinkender Menschen die Schatten der Vergangenheit vorüberziehen. Bei George war es anders; all seine Sinne waren auf das Fleckchen Pfauenblau da drüben gerichtet. Unter seinem Krimstecher erschienen seine Lippen farblos, so heftig preßte er sie aufeinander; er mußte sie beständig befeuchten. Die vier kleinen, bunten Kleckse reihten sich nebeneinander, die Flagge ging herab.
»Sie sind ab!« und jenes dumpfe Dröhnen wie das Brüllen eines Ungeheuers klang ringsumher. George stützte seinen Krimstecher auf die Brüstung. Blau mit weißen Streifen führte, während ›Ambler‹ hinten lag. So kamen sie um die erste Biegung. Und als hätte die Vorsehung bestimmt, daß irgend jemand von Georges Geistesabwesenheit profitieren sollte, so stahl sich eine fremde Hand unter seinen Ellbogen hindurch, zog die Nadel aus seiner Krawatte und zog sich vorsichtig wieder zurück. Um die ›Tattenham Corner‹ sah George sein Pferd die Führung nehmen. So, der Strohgelbe dicht auf, kamen sie in die Gerade. Der Jockey des ›Ambler‹ blickte zurück und hob die Gerte. In diesem Augenblick kam, wie durch einen Zauber, Strohgelb auf gleiche Höhe; wieder traf die Gerte des ›Ambler‹ Flanke, und wieder wie durch Zauber war Strohgelb voraus. Die Worte seines früheren Jockeys fielen George plötzlich ein: ›Glauben Sie mir, Herr, das Pferd hat's in sich; und wenn eins so ist, dann läßt man's am besten in Ruh.‹
»Sitz stille, Mensch«, murmelte er.
Wieder flog die Gerte herab; Strohgelb war um zwei Längen voraus.
Jemand hinter ihm sagte:
»Der Favorit ist geschlagen! Nein, noch nicht, hol's der ...!«
Als hätte Georges Aufstöhnen den Weg zu seines Jockeys Ohren gefunden, so ließ dieser die Gerte sinken. Der ›Ambler‹ zog wieder an. George sah, daß er gewinnen mußte. Seine ganze Seele folgte dem Wettkampf seines Pferdes. Mit jeder jener fünfzehn Sekunden starb er und wurde neu geboren; mit jedem Schritt vorwärts glühte alles, was ehrlich und tapfer in seiner Natur war, zu heller Flamme empor; alles Niedrige versank; ihm war, als liefe er selbst mit seinem Pferde um den Sieg, und heller Schweiß bedeckte seine Stirn. Und seine Lippen murmelten abgebrochene Laute, die niemand hörte, denn alles um ihn herum murmelte auch.
Wie zusammengekettet, schossen der ›Ambler‹ und der Strohgelbe durchs Ziel. Dann folgte ein plötzliches Schweigen, denn kein Mensch wußte, welcher von beiden Sieger war. Die Zahlen gingen in die Höhe: ›Sieben – Zwei – Fünf.‹
»Der Favorit ist zweiter! Mit einer Nasenlänge geschlagen!« sagte eine Stimme.
George senkte den Kopf; eine Starrheit kam über ihn. Er schob sein Glas zusammen und bewegte sich mechanisch mit der Menge nach den Treppen hin. Wieder hörte er eine Stimme sagen: »Nur einen Schritt, und er hätte gewonnen!«
Eine andere Stimme antwortete: »Ich hasse diese Art Pferde; er ließ sich die Peitsche nicht gefallen.«
George knirschte mit den Zähnen. ›Verdammter kleiner Sonntagsreiter,‹ murmelte er vor sich hin. ›Was verstehst du von einem Pferd?‹
Die Menge drängte vorwärts; er verlor die Sprecher aus den Augen.
Der lange Abstieg von der Tribüne ließ ihn Zeit gewinnen. Keine Spur von Erregung zeigte sich auf seinem Gesicht, als er in dem Paddock erschien. Blacksmith, der Trainer, stand neben der Box des ›Ambler‹.
»Dieser Idiot, der Tipping, hat uns um das Rennen gebracht, Herr«, begann er mit bebenden Lippen. »Hätt' er's nur laufen lassen, das Pferd hätte es mühelos gemacht! Warum in aller Welt hat er ihm nur die Peitsche gegeben? Er verdient, daß man ihm seine Lizenz entzieht. Er –«
All die Wut und Bitterkeit über seine Niederlage stiegen mächtig in George auf.
»Sie sollten doch still sein, Blacksmith«, sagte er; »Sie haben ihn ja ausgesucht. Warum zum Teufel mußten Sie sich mit Swells entzweien?«
Der kleine Mann senkte in heller Bestürzung den Kopf.
George wandte sich ab und trat zu dem Jockey. Als er den schuldbewußten Ausdruck auf dem Gesicht des armen Jungen sah, da erstarben ihm die zornigen Worte auf den Lippen.
»Schon gut, Tipping; ich will Sie nicht weiter ausschelten.« Und mit dem Schatten eines Lächelns trat er in die Box zu dem ›Ambler‹.
Der Groom hatte ihn eben zurechtgemacht; das Pferd stand da, bereit, von der Stätte seiner Niederlage fortgeführt zu werden. Der Groom ging hinaus, und George kam dicht an den Kopf des ›Ambler‹ heran. Auf einem Rennplatz gibt es nirgends eine Stelle, irgendeinen ruhigen Winkel, wo der Mensch sich in seinen Empfindungen gehenlassen kann. George legte nur seine Stirn gegen die samtenen Nüstern seines Pferdes und verharrte eine Sekunde lang in dieser Stellung. Der ›Ambler‹ ließ sich geduldig diese hastige Liebkosung gefallen, dann warf er mit einem Wiehern den Kopf zurück, und seine leidenschaftlichen, sanften Augen schienen zu sagen: ›Ihr Toren! Ihr glaubt mich zu kennen?‹
George trat zur Seite.
»Führen Sie ihn fort«, sagte er, und seine Augen folgten dem ›Ambler‹, der bald außer Sicht war.
Ein Rennplatzhabitué, den er kannte, aber nicht mochte, kam auf ihn zu, als er eben den Paddock verließ.
»Würden Sie Lust haben, Ihr Pferd zu verkaufen, Pendyce?« fragte er. »Ich geb' Ihnen fünf Mille dafür. Der hätt nicht verlieren dürfen; die Niederlage wird ihm bei den Handicappern nicht das mindeste ausmachen.«
›Du Aaskrähe‹, dachte George.
Laut sagte er: »Danke sehr. Ich verkaufe mein Pferd nicht!«
Er ging nach der Tribüne zurück; aber ihm war, als sähe er bei jedem Schritt und in jedem Gesicht die Gleichung, die er jetzt nur mit X 2 auflösen konnte. Dreimal trat er in die Bar ein. Beim letzten Mal geschah es, daß er zu sich sagte: »Das Pferd muß ich hergeben! Nie wieder bekomme ich solch ein Pferd.«
Auf dem grünen, wellenförmigen Rasen, den hunderttausend Füße braun getreten hatten, auf dem hunderttausend Hände Papierfetzen, Zigarrenstummel, Speisereste verstreut hatten, und auf den breiten Zugängen zu dem Schlachtfeld tummelten sich alle diejenigen, die hier ihren Lebensunterhalt suchten. Sie drängten sich, ausrufend, brüllend, kläglich bittend um die vor Siegesfreude geröteten oder durch ihre Niederlage enttäuschten Kämpfer. Über diesen grünen, wellenförmigen Rasen ging zwischen einbeinigen Krüppeln und zerlumpten Akrobaten, zwischen Frauen mit kleinen Kindern an der Brust, Taschendieben und Sportagenten George Pendyce einher, die Lippen fest aufeinandergepreßt, den Kopf tief gebeugt.
»Viel Glück, Herr Hauptmann, viel Glück auch für morgen; viel Glück, viel Glück! ...«
Die Sonne, die sich verborgen hatte, flammte jetzt hervor und brannte ihm auf den Nacken; der Wind, der ekle Gerüche mit sich trug, brachte das letzte Aufbrüllen des Ungeheuers an sein Ohr. »Sie sind ab!«
Eine Stimme rief ihn an.
George wandte sich um und sah Winlow, und mit einem stillen Fluch und einem Lächeln gab er zurück:
»Hallo!«
Der Ehrenwerte Geoffrey Winlow gesellte sich zu ihm und sah ihm prüfend ins Gesicht.
»Fürchte, Sie haben nicht gut abgeschnitten, alter Junge! Höre eben, daß Sie den ›Ambler‹ an den Gilderstein verkauft haben.«
›Schon‹, dachte er. ›Der elende Kerl hat renommiert. Und diesem kleinen Lümmel soll mein Pferd – mein Pferd –‹
Er antwortete ruhig:
»Brauchte das Geld.«
Winlow, der genug Takt besaß, ging zu einem andern Gegenstand über.
Spät am selben Abend saß George am Fenster des Stoiker-Klubs, von dem aus man Piccadilly übersehen kann. Vor seinen mit der Hand beschatteten Augen zogen Droschken vorüber, die nach Ost und West eilten; aus jeder blickte ihm die einzelne weiße Fläche eines Gesichts oder eine Doppelfläche von Gesichtern entgegen; und das leise Brausen der Stadt drang herein und die kühle, nachtfrische Luft. Im Lampenlicht hoben sich die Bäume des Parks aus dem tiefen Schatten ab, in dem sich nichts regte; und hoch über allem leuchteten die Sterne, und der purpurne Himmel schien wie mit einer goldenen Gaze verhängt. In endloser Reihe eilten Gestalten vorüber. Einige blickten zu dem erleuchteten Fenster und zu dem Mann in dem weißen Frackhemd hinauf, der da saß. Und viele dachten: ›Wär' ich doch dieser Geck, der nichts weiter zu tun hat, als seines Vaters Sohn zu sein‹; und viele dachten sich gar nichts dabei. Aber dann und wann murmelte ein Vorübergehender: »Sieht recht einsam aus, der da sitzt.«
Und all jenen hinaufstarrenden Gesichtern zeigte George einen herb geschlossenen Mund, den dann und wann ein kleines bitteres Lächeln überzog. Aber auf seiner Stirn fühlte er noch die Berührung von seines Pferdes Nüstern; und seine Augen, die niemand sehen konnte, waren dunkel vor Schmerz.