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Amaru: um 500 n.Chr.

Aus den Hundert Liebesgedichten des bedeutendsten der erotischen indischen Dichter.

 

Mädchenlieder

 

1.

Die Braue furchet sich geschickt,
Allein das Auge schmachtend blickt;
Das Herz hat sich mit Stolz ummauert,
Allein die Haut des Leibes schauert.
Das Wort des Mundes hemmt der Groll,
Doch glüht die Lippe lächelvoll.
Wie ist es möglich, sich zu fassen,
Wo sich die Männer sehen lassen?

 

2.

Des Auges feuchter Lotos tauet,
Der seinem Wunsch entgegen schauet;
Auf Wangenpurpurblumen hin
Streut Lächeln weißlichen Jasmin.
Schweißtropfen auf den Brüsten strahlen
Wie Wasserspend in Opferschalen:
So wird von allen Gliedern beigesteuert,
Damit des Liebsten Ankunft sei gefeiert.

 

3.

Da ich nur einmal im Scherzzorn »Geh doch!« sprach mit barschem Ton,
Ist er gleich, das Felsenherz, vom Bette mit Gewalt entflohn.
Solchen hastig treubundbrechend unbarmherzigen Mannes nun
Denkt die Seele schamlos wieder? Freundin, o was soll ich tun? –

 

4.

Seinem Antlitz gegenüber senk ich scheu den Blick zum Fuß,
Ohren schließ ich, welche schmachten nach der Lust von seinem Gruß.
Decke mit der Hand das Rot, das schauernd aus der Wange dringt –
Freundinnen, was tu ich, wenn am Mieder jede Naht mir springt?

 

5.

Teilend das Lager mit ihm, den gebrochener Treue sie zeihet,
Ab sich wendend im Groll, wie er begütigen mag,
So hartnäckig verschmäht den Geliebten sie – bis er nun still wird.
»Schläft er wohl?« also den Hals reckt sie und blicket nach ihm.

(Rückert)

 

6.

 

Vorschlag

Schönste! mich hassen
Willst du im Herzen?
Ich muß mit Schmerzen
Geschehn es lassen.

Doch Liebesfreuden,
Küsse und Blicke
Gib mir zurücke,
Dann will ich scheiden!

(Wollheim)

*


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