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Peire Rogier: um 1160 – 1180

Aus Auvergne, Kanonikus von Clermont, entsagte seiner Pfründe und ward Hofdichter bei der Vizgräfin Ermengarde von Narbonne.

 

Liebesfreude

Wenn es draußen wieder mait,
Auf den Bäumen Blätter wehn,
Gräser, Berg und Tal umweben,
Alles sich mit Grün umflicht:
Das ist auch der Liebe Zeit
Allen, die mit mildem Streben
Lieblich wissen sich zu schicken.

Wer da liebt, kein Ohr er leiht
Kläffern; denn auch beim Vergehn,
Dem die Freundin nachgegeben,
Traut er seinen Augen nicht.
Was sie sagt, auch ohne Eid
Muß er Zweifel nicht erheben
Und nicht traun den eignen Blicken.

Will sies, dreißig Male Leid
Will statt einer Freud ich sehn;
Denn nach Höchstem geht mein Streben,
Kleine Gunst behagt mir nicht,
Denn ich schweb in Bangigkeit,
Muß ich nur in Hoffnung leben
Bei der Nebenbuhler Tücken.

Denkt, ihr Herrn, nicht auf mein Leid!
Hold will ich die Herrin sehn,
Daß sie Trost mir möge geben,
Denn an Kummer fehlts mir nicht.
Dürft ich einst zu nächtiger Zeit,
Wo sie sich zu Ruh begeben,
Hüllenlos sie dort erblicken.
Peire Rogier, sei gescheit!
Mußt du länger noch so leben,
Wirst du röchelnd bald ersticken.

(Nach Kannegießer)

*


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