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Ein schottischer Bauer, nächst Shakespeare wohl der beste Dichter Englands; geboren zu Alloway, ein lustiger, heißblütiger Bursche ohne akademische Bildung, der vom Lateinischen nur den Spruch amor vincit omnia kannte. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Edinburgh, wo er sehr umschmeichelt wurde, kehrte er in sein Dorf zurück, heiratete und lebte bis ans Ende als Bauer; er starb zu Dumfries.
Der Kummer macht das Leben schwer,
Ihm ist nicht zu entrinnen, o!
Und gäb es keine Mädchen mehr,
Was wollten wir beginnen, o!
Der Geizhals, der nach Reichtum läuft,
Sieht keine Blumen sprießen, o!
Und was er auch zusammenhäuft,
Er kann es nicht genießen, o!
Ich will ein Lieb beim Tagesschluß,
Und statt mit Geld zu geizen, o!
Wie schwelg ich da im Überfluß
Von allen ihren Reizen, o!
Mich sieht manch Weiser an mit Hohn,
Der doch ein Tor geblieben, o!
Denn pflegte nicht Freund Salomon
Die Mädchen schon zu lieben, o!
Als Lehrlingsarbeit gab den Mann
Die Schöpfung aus den Händen, o!
Um als ihr Meisterstück sodann
Die Mädchen zu vollenden, o!
(Leuthold)
O wär mein Lieb ein Fliederbusch
In lenzdurchwehter Blütenpracht,
Und flög ich, als ein Vöglein, husch,
Zu ruhn in seiner Blätternacht!
Wie trauert ich, würd ich ihn bleich
Und welk im Herbst und Winter sehn!
Wie fäng ich, säh ich blütenreich
Ihn wiederum im Mai erstehn!
O wär mein Lieb die rote Ros,
Die keck empor am Schloßwall klimmt,
Und würde mir des Tropfens Los,
Der im betauten Kelche schwimmt!
In ihrer Schönheit lustentflammt
Durchschwelgt ich dann die ganze Nacht,
Geschmiegt an ihrer Blätter Samt;
Und stürbe, wenn der Tag erwacht.
(Heinrich Leuthold)
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