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Früher als sonst war der Frühling ins Land gekommen, und Sonne und warmer Frühlingswind hatten gar bald den Schnee von den Feldern weggefegt. Schon am Blasiustag, am 3. Februar, sproßten Gras und Klee aus der Erde hervor, und so trieb denn der Tübinger Hirte seine Herde hinauf auf die grünenden Berge. Aber er konnte des warmen Sonnenscheins nicht froh werden, denn er litt die heftigsten Schmerzen am Fuß und hinkte traurig hinter der munteren Herde drein. Da sah er am Waldrande ein Bächlein, dessen klares Wasser murmelnd dem Tale zueilte. Es war ihm, als sollte er seinen kranken Fuß in das sprudelnde warme Wasser hineinlegen. Behende zog er die Schuhe aus und badete das schmerzende Bein, und siehe, bald fühlte er sich vom Schmerze befreit und den kranken Fuß gekräftigt. Voll Freude verkündete er die heilsame Kraft des Wassers. Die Ärzte der Stadt gingen sogleich hinaus und untersuchten dasselbe und fanden, daß es wert sei, in ein Bad gefaßt zu werden, den Leidenden zur Heilung. So entstand das Bläsibad, also genannt, weil es der Blasiustag gewesen, an welchem der Hirte zuerst des Wassers heilsame Wirkung empfunden. Später wurde neben dem Bade ein Kirchlein erbaut, in welchem mancher Geheilte dem Himmel Preis und Dank darbrachte.
(A. Kohler.)