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Die Erbauung des Schlosses Lichtenstein.

Der Achalm Felsen bebt von Kampfgeschrei:
Vom fernen Osten zog der Feind herbei
Auf flücht'gem Roß: es füllt die wilde Brut
Das stille Land umher mit Brand und Blut.
Und in der Burg die Gräfin voller Not:
Ihr Mann, der Burggraf, liegt erschlagen, tot,
Und klein und kleiner täglich wird die Schar,
Die Schutz und Schirm dem festen Schlosse war.
Da als die Erde decket finst're Nacht,
Die Gräfin heimlich sich von dannen macht,
Begleitet nur vom treuen Dienerpaar,
Vom Söhnlein, das noch in der Wiege war.
Sie irrt durch's Feld, sie irret durch den Wald;
Vom Norden bläst der Herbstwind her so kalt.
Sie irrt die Nacht und auch den Tag umher
Und kommt zu einem Fels von ungefähr.
Als scharfe Klippe schießt er auf vom Tal
Aus grünem Walde weiß und spitz und kahl,
Getrennt vom Berge tief durch eine Kluft
Schwebt er in Gottes freier Himmelsluft.
Und auf des Felsens höchster Spitze hängt
Ein graues Adlernest fest eingezwängt,
Unnahbar jedem Tier, des Menschen Fuß,
Erreichbar nicht des Jägers Pfeil und Schuß.
»Wie dieser Vogel frei, so will ich sein!«
Die Gräfin ruft es, als sie sieht den Stein;
»Fern von der Erde, jedes Menschen Feind,
»Nah' bei dem Himmel, einzig Gottes Freund!«
Und auf dem Felsen bauet sie ein Schloß
Und ziehet ein mit ihrem Sohn' und Troß.
Umrauscht vom Wald, umspielt vom Sonnenschein
Nennt sie die neue Heimat »Lichtenstein«.

(Rommel, N.)


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