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Wer von Reutlingen nach Pfullingen geht, erblickt vor sich den Urschelberg. Er hat die merkwürdige Gestalt einer auf einem Sarge ruhenden Frau. Kopf, Brust und langer Rock lassen sich deutlich erkennen, und wer einige Phantasie besitzt, sieht auch die über der Brust gefalteten Hände und das ins Tal herabwallende Haar der Riesin. Schon unseren Vorfahren war dieser Berg merkwürdig, und es unterliegt keinem Zweifel, daß er vor uralten Zeiten ein heidnisches Heiligtum trug, das wohl der Erdmutter, der Herta (Frija, Freia oder Frena) geweiht war. Hier versammelten sich die Leute der Umgegend zu frohen Festen, der gütigen Mutter Opfergaben darzubringen, damit sie auch im kommenden Jahre die Früchte des Feldes segne. Der fromme Glaube an sie wurzelte so fest, daß er auch von den christlichen Sendboten nicht zerstört werden konnte, die unter dem Schutze der Frankenkönige die Altäre der Götter zerbrachen und das Kreuz aufrichteten. Von Kind zu Kindeskind haben sich die Sagen von der guten Göttin auf dem hl. Berge fortgepflanzt, und noch heute schlingt sich ein reicher Kranz von Sagen um den merkwürdigen Berg.