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Von großen Männern

Eine Zeitung erzählt, wie der große griechische Staatsmann Venizelos sich seinen Tag einzuteilen pflegt. Man liest so etwas ja immer gern.

Der große Staatsmann braucht nur wenig Schlaf und steht schon um fünf Uhr morgens auf. Er nimmt ein Bad und verzehrt ein frugales Mahl. Dann beginnt er zu arbeiten und arbeitet durch bis zwölf. Um zwölf verzehrt er abermals ein frugales Mahl und arbeitet dann weiter bis in die Nacht. Er trinkt nie Wein, sondern immer nur Wasser, und er raucht niemals. Und so lebt nun dieser bedeutende Mann.

Wo habe ich schon einmal so etwas Ähnliches gelesen? Richtig: Karl der Große. Der schlief auch nur wenig, stand morgens um fünf Uhr auf, trank keinen Wein und rauchte niemals. Und mit George Washington war es ebenso, und mit Friedrich dem Großen und Napoleon. Alle die großen Männer der Geschichte ähneln sich, sie stehen um fünf Uhr morgens auf, nehmen frugale Mahlzeiten ein und arbeiten den ganzen Tag.

Deshalb ist die Geschichte ja auch so großartig geworden ...

Mein Lieblingsheld dagegen ist der König Ludwig XV von Frankreich.

Der schlief zusammen mit der Pompadour bis um elf Uhr vormittags. Dann ließ er sich zusammen mit der Pompadour die Schokolade ins Bett bringen. Er arbeitete nie, trank viel Champagner und ist der Erfinder des Rühreis auf Königsart – oeufs brouillés à la royale –, das man heute noch in den besseren Pariser Restaurants bekommen kann.

Ich gebe das Rezept dieser Speise, das gerade jetzt interessieren wird, hier wieder: Nimm zwölf am selben Tage gelegte Eier und rühre mit ganz frischer Butter an. Vermenge hinein Steinpilze, Hahnenkämme und feingeschnittene Karpfenmilch. Serviere sehr heiß.

Ludwig XV wird nicht unter die großen Männer der Geschichte gerechnet. Aber es soll ein Vergnügen gewesen sein, unter seiner Regierung gelebt zu haben.


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