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Die Abteilung hat sich hinter einer Hecke niedergeworfen, wir liegen atemlos da und strecken die Beine zwischen den Rüben. Der Sergeant steht hinter uns und blickt ins Land hinaus, wo der Feind vorrückt. Eine halbe Meile weit fort, auf dem Kamm eines Hügels, sieht man den Rest der Kompagnie, der sich wie ein schwarzer Streifen gegen das helle Gelb des Abendhimmels abhebt.
Es ist fast still, nur ein leiser Wind weht. Die schwarze Erde duftet, rote Krauseminze wächst auf dem Zaun; kleine, feuchte Frösche hüpfen zwischen den Rüben. In der Ferne tutet eine Dampfdreschmaschine einförmig auf einem Gutshof, und die Garben wandern regelmäßig von der Gabel in die Maschine.
Während wir so einige Minuten ganz still daliegen, höre ich das Sausen einer Pappel in der Einfriedigung. Ein mir bekannter und doch vergessener Laut. Es säuselt leise in dem dunklen Laub der Pappel, die lederartigen Blätter rascheln, das Geräusch ist so sanft. Dies ist ein Abend wie vor zwanzig Jahren, ein Herbst wie in meiner Knabenzeit, wenn unsere Pappel vorm Hause so seltsam im Wind plauderte und mich so schwellend erwartungsvoll, oder so ängstlich stimmte. Mir ist, als erwache ich nach zwanzigjähriger Geistesabwesenheit. Es scheint gar keine Zeit vergangen zu sein, ist noch derselbe Augenblick, es ist ganz unwesentlich, daß ich hier zufällig als gemeiner Infanterist liege. Der Abend senkt sich herab, wie in aller Ewigkeit, und ich lausche dem wehmütigen Einzelgespräch der Pappel. Sie flüstert so behutsam, die Blätter winken wie grüne Hände. Der Wind säuselt ganz leise, traurig und tröstend. Der Baum rauscht und seufzt innig und niedergeschlagen, sehnsuchtsvoll und mahnend. Und ich bin nicht klüger geworden.
Wieder geht ein vorsichtiges Sausen durch das Laub der Pappel, ich lausche der Weisheit des Baumes.
Da spitzt der Sergeant die Ohren. Weit draußen, rechts aus dem dämmernden Land fällt ein Schuß, mehrere, sie werden zu einer fernen, knatternden Salve.
Vorwärts!
Und indem wir durch die Hecke brechen, geht es verschwindend durch mein Bewußtsein, daß ich einen einzigen Augenblick mit der ganzen gewaltigen Inbrunst meiner ersten Jugend den Schmerz gefühlt habe, den die Erinnerung an entschwundene Jahre in uns wachruft.