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15. Am Kreuze unfern Mariannens-Ruhe

Schweigend liegt die Friedensnacht
      Auf dem stillen Thale,
Und es bleicht der Sterne Pracht
      In des Mondes Strahle.

Wie die dunkeln Schatten dort
      Sinn und Herz ergreifen!
Aus dem Zimmer muß ich fort,
      Muß den Wald durchstreifen.

In der Hand mein Saitenspiel,
      Wandr' ich meine Wege,
Und geträumter Freuden viel
      Werden in mir rege.

An dem Kreuze komm' ich an
      Auf der Felsenspitze,
Und ich klettre kühn hinan
      Zu dem heil'gen Sitze.

In der Brust, so voll, so weit,
      Keimen tausend Lieder,
Und zur stillen Einsamkeit
      schaut der Mond hernieder.

Reich mit Träumen angefüllt,
      Blick' ich dort hinüber,
Und der Berge Nebelbild
      Zieht an mir vorüber.

Und die Saiten schlag' ich an,
Lass' die Lieder klingen;
Kleine Sterne ziehn heran
Auf gar lichten Schwingen.

Und sie kommen ohne Zahl,
Und ich spiele länger,
Und mit ihrem sanften Strahl
Leuchten sie dem Sänger.

Zarte Thierchen hier im Kreis,
Könnt Ihr mich verstehen? –
Wird's auch Euch so wunderheiß
Bei des Liedes Wehen? –

Ja, gewiß! das volle Lied
Tagt in Euren Seelen;
Wo der Strahl des Lichtes glüht,
Kann die Kunst nicht fehlen.

Leuchtet immer durch die Nacht,
Zarte Feuerkäfer,
Spart nur Eure stille Pracht
Nicht für jene Schläfer.

Um mich glüht es licht und weiß,
Und die Wellen rauschen;
Müßt' ich diesen heiligen Kreis
Nie mit andern tauschen!


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