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Die heilige Dorothea

Als unser Meister, Herr Jesus Christ,
      Zum Heil für ewige Zeiten
In den bittern Tod gegangen ist,
      Da bekannten sich viele Heiden.

Und in Griechenland lebte ein Mägdlein zart,
      Die thät eines Gartens hüten;
Der hatte der Herr sich offenbart
      In ihren Bäumen und Blüthen.

Sie pflegte der Blumen so lieb, so hold,
      Mit frommen kindlichen Scherzen,
Und der Glaube wuchs ihr, wie reines Gold,
      Lebendig in ihrem Herzen.

Und als sie einst unterm blühenden Baum
      Zum Schlummer die Augen geschlossen,
Da hat der Herr einen lieblichen Traum
      In ihre Seele gegossen.

Es kam von des Himmels Sternenrand, –
      So erschien ihr das freudige Wunder, –
Drei blühende Rosen in strahlender Hand,
      Ein lichter Engel herunter.

Er reicht' ihr die Rosen mit liebendem Blick
      Und gab ihr den Kuß der Weihe;
Dann flog er zu seinem Himmel zurück
      Hinauf durch des Aethers Freie.

Und als sie erwacht aus des Traumes Lust,
      Gedenkt sie der heitern Gestalten
Und findet drei Rosen an ihrer Brust;
      Da erkennt sie das göttliche Walten.

Und heilige Sehnsucht ihr Herz durchglüht
      Nach dem ewigen Himmelsgarten,
Und still verklärt sich ihr tiefes Gemüth,
      Der Gottesgabe zu warten.

Und zween Tage prangt die Frühlingspracht
      Mit freudigem Sternenglühen,
Und als der dritte Morgen erwacht,
      Da wollen die Rosen verblühen;

Und der Engel erscheint, als der vierte graut,
      Im lichten Bräutigamskleide
Und trägt die Rosen und trägt die Braut
      Hinauf in den Garten der Freude.


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