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Am 21. April 1812,

in der Augustiner-Kirche zu Wien.

Ich stand Dir gegenüber,
      In Sehnsucht aufgelöst.
Viel' Träume ziehn vorüber,
Nach Dir schau' ich hinüber –
      Und wo Du bist und stehst,
Da webt ein klarer Himmel
      Um Dich den lichten Schein,
Und in dem bunten Getümmel
      Bin ich mit Dir allein. –

Horch, da saust die Orgel nieder,
Todesklagen, Siegeslieder,
       Dies irae! stürmt der Chor.
Die Posaunen hör' ich blasen,
Und melod'sche Donner rasen
      Aus dem Chaos wild hervor. –

Da ergreift mich der Geist,
In dunkle Gesichte
Taucht er das zuckende
Sterbliche Auge;
Und Erden splittern,
Und Sonnen fallen,
Und Vernichtung durchschreitet
Die Meere der Welten
Und donnert Entsetzen,
Des jüngsten Gerichts
Zermalmende Ahnung
Ins zitternde Grab. –

Und es öffnet seine Schlünde,
Speit das Laster, speit die Sünde
      Aechzend aus der langen Nacht.
Was die laute Welt vergöttert,
Jede Größe liegt zerschmettert,
Und im Staube kriecht die Macht.
Die Verzweiflung auf der Lippe
      Steht der Menschheit Geißel da,
Der Geopferten Gerippe
      Grinsen, ihrem Mörder nah.
Und die Welt verglüht im Brande,
      Reißt sich aus der Angel los,
Und die Erde schleudert ihre Schande
      Aus dem blutbefleckten Schooß. –

Und durch donnernde Lüfte
Und leuchtende Blitz
Schreitet der Richter
Zum Tag des Gerichts.
Er sendet die Boten
Der ewigen Liebe;
Er sendet die Boten
Der flammenden Rache
Hinunter, hinunter,
In alle vier Winde;
Die führen die Seelen
Zum Throne des Herrn.

Und Zittern seh' ich
Und bleiche Verzweiflung
Auf jeder Stirne;
Und Boten der Rache
Ergreifen die Sünder
Und treiben die Schaaren
Mit flammenden Schwertern
Zum Richter hinauf.

Aber unbekannt mit diesem Beben
      Stehn wir Beide, Arm in Arm geschlungen.
Das Gefühl, so ewig fort zu leben,
      Mit den Blüthen der Erinnerungen
Eine ew'ge Liebe zu verweben,
      Hat des Herzens Bangigkeit bezwungen.
Schuldlos sind wir, denn wir konnten lieben;
Fehlerlos ist ja kein Mensch geblieben.

Und zwei Engel seh' ich dort erscheinen,
      Lichte Knaben, winken mit der Hand,
Und wir folgen den verklärten Kleinen,
Unsre Augen still hinauf gewandt.
Tiefe Rührung löst sich jetzt im Weinen;
      Wir erkennen unser Vaterland.
Fester halten wir uns nun umschlungen,
Und ein lichter Strahl hat uns durchdrungen.

Und auf einem Thron von klaren Sonnen
      Sitzt der Herr und lächelt uns entgegen:
»Dunkel hat das Streben zwar begonnen,
      »Doch die Liebe ging auf Euren Wegen.
»Wandert ein zum Reiche meiner Wonnen,
      »Mit der Liebe blüht und reift der Segen!« –
So der Herr; die Pforten schlugen auf,
Und die Seelen jubelten hinauf.


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