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An den verewigten Künstler

Am 11. April 1812, während des Requiem's in der Hofkapelle. Bei Brockmann's Todtenfeier. S. das Sonnett »An Brockmann's Freunde.«

Die Orgeltöne zittern ihre Lieder,
      Die Stimmen klagen; – klagen sie um Dich? –
Ruft Dich der Schmerz, ruft Dich die Nänie wieder,
      Die sich melodisch in die Seele schlich?
Der Gott des Lebens taucht die Fackel nieder,
      Und eine Welt voll hoher Kunst verblich;
Und wo der Muse heil'ge Gluth geschimmert,
Der Tempel stürzt, der Altar liegt zertrümmert.

Ich durfte Dich nur kurze Stunden schauen,
      Ich hab' Dich nie in Deinem Glanz gesehn'
Doch still im Auge zweier edler Frauen,
      Die in der Kunst hoch wie im Leben stehn,
Sah ich die Thränen perlend niederthauen,
      Fühlt' ich zu mir den Schmerz herüber wehn,
Wie ich zu spät, zu spät für Dich geboren,
Und was mein Vaterland an Dir verloren.

Die Gegenwart bewunderte Dein Streben,
      Die Zukunft singt es der betrübten nach;
Der Künstler stirbt, die Kunst soll ewig leben,
      Und nichts verblüht, was die Begeistrung sprach.
Der Körper wird dem Staub zurückgegeben,
      Den Geist der Musen schließt kein Sarkophag,
Der Lorbeer, den der kühne Sinn errungen,
Blüht immer grün, von keinem Tod bezwungen.

Die Stunde schlägt, den Hammer hör' ich fallen,
      Die Ahnung spricht in wildem Schmerz zu mir,
Die Lieder zittern durch die heil'gen Hallen, –
      Jetzt fühl' ich's klar, das Requiem gilt Dir! –
Und wie die Töne leis und leiser schallen,
      So hör' ich's lauter in der Seele hier:
Der Künstler hat die Palme dort empfangen,
Ein Lichtstrahl ist zur Sonne heimgegangen.


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