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Fundoshi. Der Lendengurt des Mannes

Das Fundoshi, der Lendengurt des Mannes, ist uns wiederholt in Senryūs begegnet und auch in Volksliedchen beschäftigt man sich gern mit dem intimsten Kleidungsstück des Mannes, d. h. bei der altjapanischen Tracht, denn mit der westlichen Kultur verschwindet auch das Fundoshi oder zieht sich auf das Land zurück. Heute wird man es wohl nur noch bei den Ringkämpfern zu sehen bekommen, die nach alter Sitte völlig nackt in die Arena kommen; die Ringer erster Klasse sind berechtigt, beim Auftreten eine Prunkschürze mit Stickereien, die ihren Berufsnamen und sonstige Abzeichen darstellen, zu tragen; diese Prunkschürze wird aber beim Kampf abgelegt. Die andern Ringer, die ein solches Abzeichen nicht tragen dürfen, heißen deshalb »Fundoshi-Katsugi«, einer der nur das Lendentuch tragen darf. Daneben ist auch beim Kampf ein Baumwollgürtel mit herunterhängenden Bindfaden üblich, wahrscheinlich das Überbleibsel der ursprünglich einzigen Bekleidung. Jukichi Inouye, Home Life, S. 278 ff.

Das sorgfältige Anlegen des Fundoshi gehörte zum öffentlichen Anstand, denn bei einer Verschiebung des Männerkimonos, der sich von dem der Frauen in der alten Tracht kaum unterscheidet, wurde der Lendengurt sichtbar. Da er lediglich dazu diente, Penis und Scrotum zu verhüllen, kann man ihn auch als Schamgürtel bezeichnen. Es ist schließlich weiter nichts, als dasselbe Kleidungsstück, wie es mit verschwindenden Ausnahmen alle nacktgehenden Völker tragen, es war auch ursprünglich wohl nichts anderes und hatte denselben Zweck: Abwehr böser Einflüsse durch Verhüllung der Geschlechtsteile, die erst allmählich auf Grund geänderter Anschauungen zu Schamteilen werden. –

Auch im Volk hält man sehr viel auf diesen äußeren Anstand und beobachtet scharf, ob sich am Lendentuch und seinem richtigen Sitz nichts zu tadeln findet. Ein Senryū sagt ganz einfach:

»Etchu ga hazurete
         Tonari no kuni wo dashi.«

»Ein Lendengurt ist lose geworden und hat die nächste Gegend den Blicken ausgesetzt!« Etchū ist eine Abkürzung von Etchū-fundoshi, ein mit Bindfaden umgebundenes Schamtuch. Der Volksdichter wollte aber mit seinem Senryū nicht lediglich die Tatsache feststellen, daß das Schamtuch sich verschoben hatte, sondern er gibt damit den Rat, worin zugleich ein Tadel liegt: »Binde dein Schamtuch ordentlich um, wie sich das gehört, damit man deinen Penis nicht sieht!« Einen solchen Penis, der durch den Lendengurt nicht verdeckt wird, nennt man im Volksmund »Nobanashi«; das Wort bedeutet »Weide« und »auf den Weideplatz führen«, seiner Zusammensetzung nach, No-banashi, aber eigentlich: das Pferd frei auf das Feld hinauslassen, und das ist die Bedeutung des Wortes, die das Volk für den unbedeckten Penis im Sinn hat. Einen solchen Penis bezeichnet man auch als »Furi-chin« oder »Furi-Mara«; chin und Mara als volkstümlicher Namen des männlichen Gliedes sind oben erklärt. Satow gibt Furi-Mara als »nackter Penis« wieder, womit in der Umgangssprache ein Mann gekennzeichnet werden soll, der keine Unterkleidung trägt. Furichin ist ein schwingendes, sich hin- und herbewegendes Glied, weil das Glied nicht durch den Lendengurt an seiner Stelle festgehalten wird, sondern beim Gehen hin- und herpendelt. Und das muß schließlich auch in Furi-Mara einbegriffen sein.

Wenn ein Stück des Hodensacks aus dem Lendengurt hervorschaut, sagt man in der Umgangssprache »Han-Kin«, der halbe Hodensack, d. h. ist zu sehen! Kin ist eine Abkürzung von Kintama.

Hier sei auch an das im Abschnitt »Tänze« gebrachte Volksliedchen erinnert, in dem der steife Penis an seinem Lendengurt rüttelt. –


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