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»Ist etwa die Gründung dieser Kunst- und Modezeitschrift »Der letzte Schick« die Idee dieses vielseitigen Herrn Tobias Moscheles?«
»Allerdings.« Ein Lächeln legte Ruths schöne Vorderzähne bloß, als sie erläuterte: »Er hat das vermittelt, daß Ben und der alte Wüllich die Unkosten gemeinsam tragen. Vom Reingewinn bekommt Ben fünfundvierzig Prozent, Wüllich ebensoviel und zehn Prozent, die einstweilen jährlich mit dreitausend Mark garantiert sind, bekommt Herr Moscheles. »Praktisch,« um mit ihm zu reden.«
»Und ist schon von einem Reingewinn etwas zu spüren?«
»Aber gestern ist doch erst die zweite Nummer herausgekommen! Die Propaganda verschlingt zunächst große Summen. Du hast doch gesehen, an allen Litfaßsäulen –?«
»Ja, die elegante Dame, die im Bett bei der Lampe den »letzten Schick« liest. Keck in der Linie, schmissig in der Farbe, gute Plakatwirkung – aber muß es nun gerade im Bett sein?«
»Das Bett ist wieder von Moscheles.«
»Hic et ubique!«
»– er hat wörtlich gesagt: »Aufsehen macht in Berlin eine Dame nur im Bett. Von was spricht ganz Berlin? Von dem neuen Schwank im Residenztheater. Warum? Wenn der Vorhang aufgeht, liegt eine Dame im Bett. Das will das Publikum. Also: an die Litfaßsäule mit der Dame!« Hat er gesagt. Das heißt, eigentlich ist sein Stil ein anderer. Er fragt sich zunächst selber immer, und dann gibt er sich die Antwort. »Wohin also mit der Dame? An die Litfaßsäule!« Hast du übrigens diesen Artikel gelesen in der ersten Nummer »Die Galanterie des achtzehnten Jahrhunderts«? Gut, nicht wahr?«
»Glänzend. Wer ist dieser Vicomte de Lussignac in Paris, der ihn geschrieben hat?«
»Der Vicomte de Lussignac lebt nicht in Paris, sondern in Berlin und heißt –«
»Um Gottes willen – doch nicht Moscheles?«
»Ahnungsvoller Engel, du! Er wird unter diesem Pseudonym – wenn du ihn mal persönlich kennen lernst, wirst du sehen, daß es nichts Pseudonymeres gibt, als diesen »Vicomte« – in jeder Nummer einen Pariser Brief schreiben.«
»War er denn so lange in Paris, daß er . . .?«
»In Paris? Nie. Aber er hält sich – auf Kosten des Verlags – fünf französische Journale, dazu den »Rire« und die »Monde illustré«, läßt sich die Kataloge vom Louvre und Bon Marché schicken, liest die Feuilletons aus Paris, die hier erscheinen – und dann spaziert er eben, als Vicomte de Lussignac, im vierten Stock seiner Wohnung in der Spichernstraße auf und ab vom Ofen zum Schreibtisch und denkt sich das Nötige aus. Er hat sich kontraktlich vier Wochen Urlaub im Jahr ausbedungen, aber diese vier Wochen will er noch aufregender für die Leser gestalten –«
»Die Wochen, in denen er gar nicht schreibt?«
»Eben die. Er setzt dann, sagt er, eine Notiz in die letzte Nummer, daß der Vicomte de Lussignac wegen seines letzten Artikels von einem Freunde der Schauspielerin Madame Soundso, einem Marquis Soundso, zum Duell gefordert und im Bois de Boulogne einen Degenstich erhalten habe, der ihn wohl für drei bis vier Wochen zwinge, den rechten Arm in der Binde zu tragen und sich geistig zu schonen. Wenn nicht ernstere Komplikationen eintreten – die treten natürlich nicht ein –, so wird der famose Vicomte nach vier Wochen . . . Na ja, der gute Moscheles ist eben der letzte Romantiker auf einem Berliner Redaktionssessel. Und wenn er nicht auch gelegentlich Gothaer Zervelatwurst, Sardellenbutter, alte Bilder und Opernsitze zu halben Preisen vermittelte, würde ich ihn für einen Märtyrer seiner Phantasie erklären.«
»Liebe Ruth, du schilderst das alles sehr munter – immerhin, die Sache hat ihre sehr bedenkliche Seiten und ist doch eigentlich eine unglaubliche Keckheit . . .«
»Pariser Feuilletons zu schreiben, wenn man in Berlin in der Spichernstraße sitzt? Und als Vicomte de Lussignac zu zeichnen und von seinem Schloß in der Champagne zu faseln, wenn man Tobias Moscheles heißt und aus einer Vorstadt von Gnesen stammt? Was sagst du wohl dazu, wenn ich dir verrate, daß der Aufsatz über die Galanterien des achtzehnten Jahrhunderts – er war doch gut?«
»Ausgezeichnet.«
»Na also – daß dieser ausgezeichnete Aufsatz eigentlich doch nicht von Moscheles, sondern von den Gebrüdern Goncourt stammt.«
»Abgeschrieben –?«
»Für das deutsche Publikum geschliffen und veredelt – hat Tobias Moscheles in lächelnder Kühnheit gesagt, als ich ihm die Quelle nannte, aus der er geschöpft. Und dann hat er so argumentiert: »Der Vicomte de Lussignac existiert gar nicht. Jemand, der nicht existiert, kann niemand was nehmen. Die Gebrüder Goncourt sind tot und interessieren sich nicht mehr für ihre Aufsätze. Wenn nun zweien, die nicht mehr existieren, von einem dritten, der nie existiert hat, etwas genommen wird und dadurch für tausende Lebende etwas Erfreuliches entsteht, so hat die Zeitschrift recht, die's abdruckt. Praktisch.« Die Dame im Bett, sagt er, die der Plakatkünstler Max Böddecke – nebenbei für fünfhundert Mark – gezeichnet hat – ist auch nicht Original. Sie ist einer Zeichnung von Léandre nachempfunden.«
»Das ist aber doch einer vornehmen neuen Zeitschrift unwürdig, die sich einführen will.«
»Der letzte Schick,« sagt Moscheles, »rechnet mit einem Publikum, dem die Goncourts so unbekannt sind wie die Sterne in der Kassiopeia, und das von der Kunst eines Léandre so viel weiß, wie vom Familienleben des Ichneumons. Die Hauptsache ist, daß »Der letzte Schick« gekauft wird; daß die kleinen Ladenmädchen und die talentlosen Schauspielerinnen und die braven kleinen Bürgerfrauen, die man früher in Paris »arme Löwinnen« genannt hätte, alle auf die Moderegeln und Vornehmheiten schwören, die da in Wort und Bild propagiert werden, damit sie in – acht Tagen anderem Trödel Platz machen.«
»Ja – verzeih mal, warum müssen denn solche Vornehmheiten, die doch nur den Männern Geld kosten, propagiert werden?«
»Daß man mit solcher Naivität Syndikus einer Großbank in Berlin werden kann! Die großen Firmen der Konfektion, der Bijouterie, der Luxusartikel haben Annoncen zu vergeben – nicht wahr? Die Seite, denk' ich, siebenhundert Mark. Bei Jahresauftrag entsprechender Rabatt. Diese Annoncen tragen das Unternehmen – sollen's tragen. Vorerst plätschern wir lustig in der Unterbilanz, im Risiko. Aber die Firmen müssen alle kommen, sagt Tobias Moscheles, denn sie wollen auch mal im Text genannt sein. Und deshalb . . .«
Die Unterhaltung, die von Ruth in einer spielerischen Überlegenheit geführt wurde, erregte mich. Ich ging im Zimmer auf und ab und ließ mich von den Gauklern, Affen, Perlhühnern und Götterfratzen, die da überall zwischen Kirschblüten und Malven von bemalten Seidenlappen oder gelackten Kästen grinsten, noch mehr verwirren. Mir kam der Gedanke, daß dieses bizarre japanische Milieu den guten Ben um die Sicherheit seines angeborenen Anstandsgefühls bringen und in Unternehmungen hineinlocken könnte, die weder künstlerisch, noch vornehm, noch überhaupt seiner würdig waren.
Gerade wollte ich in diesem besorgten Sinne mich zu Ruth äußern, da brachte Rosa Riemenschnut auf einem Tablett eine Flasche Marsala mit Gläsern und zwei Tellerchen mit Keks und Konfekt. Als sie mir mit kokettem Zofenlächeln anbot, bemerkte ich mit Erstaunen, daß ihr üppiges rotes Haar reichlich gefettet und zu einer Frisur verarbeitet war, als wolle sie auf einen Hofball gehen.
»Prost, Schwager!« Ruth riß mich aus meinen Betrachtungen, die ich der entschwebenden Zofe nachgesandt, »du wirst dich hoffentlich nicht in meine Rosa verlieben? Du hättest ernstliche Konkurrenz an Peter Pütz, mit dem sie natürlich schon verlobt ist.«
»Ich habe nur ihre Frisur bewundert. Ich finde sie für ein besseres Stubenmädchen ein bißchen . . .«
»Peter Pützens eigenstes Wert. Er übt sich – heimlich, offiziell merk' ich nichts – in Damenfrisuren. Er war, du weißt's wohl, ehe er . . . nun, ehe er die unfreiwillige Bekanntschaft von Pastor Knospes Schwiegersohn machte, der ihn dem Ben empfahl – war er Friseur. Nun wollen die beiden – Peter und Rosa – ich denke mir's, ich hab' für so was eine Nase – einmal heiraten und dann ein Coiffeurgeschäft aufmachen. Großen Stils natürlich. Alles, was mit Ben in Berührung kommt, hat großen Stil oder nimmt ihn an. Pascha, Mikado, Maharadscha – irgend so was ist immer in Ben und um Ben, so modern mitteleuropäisch er sich gibt und anzieht. Jeden Morgen hab' ich das Vergnügen, Rosa Riemenschnut in einer anderen Frisur zu bewundern. Gestern trug sie Löckchen wie die Madame Récamier, vorgestern über die Ohren gelegte Biedermeierzöpfe, den Tag zuvor eine Directoirefrisur mit Bandschleifen, am Sonnabend erschien sie polnisch mit Peies – stand ihr übrigens gut – und am Sonntag erfreute sie mich als heilige Cäcilie mit Nonnenscheitel, allerdings ohne Schein. Ich seh' mir's an und sage nichts. Nur vorige Woche, als sie japanisch frisiert kam, mit bunten Miniaturfächerchen im Haar, hab' ich mir doch erlaubt zu bemerken: »Liebe Rosa, Fastnacht ist erst im Februar.« Darauf haben sie mittags, beide, mit steinernen Gesichtern gekündigt. Peter und Rosa. Und abends haben sie die Kündigung und die bunten Fächerchen zurückgenommen.«
»Ich weiß nicht, mir ist die Person ein bißchen unheimlich.«
»Das sind alle Rothaarigen und alle guten Zofen. Eine Kammerkatze, die solide und übersichtlich ist, hat keinen Wert, denn sie ist immer dumm und unanstellig und eigentlich bloß eine verkappte Köchin, die nicht kochen kann.«
Ruth verbreitete sich noch ausführlich über Zofen im allgemeinen und Rothaarige im besonderen und Rosa Riemenschnut im ganz speziellen. Aber ich hörte schlecht zu. Mir gingen Bens Unternehmungen und Pläne im Kopf herum.
Es kam mir erst nachträglich zum Bewußtsein, daß ich wahrscheinlich mitten in einen Satz Ruths hineingeredet habe, als ich meine Sorgen zu einer Frage zusammenfaßte: »Was hältst du eigentlich von dem alten Wüllich?«
»Ja, das ist schwer zu sagen. Herrn von Wüllichs Adel ist sicher echter, als der des Vicomtes de Lussignac. Aber das weißt du ja, denn er ist der Onkel unseres netten Schwagers Kurt, den ich sehr schätze, obschon ich glaube, er hätte es lieber gesehen, wenn ich jemand anderes geheiratet hätte, als gerade den Bruder seiner Frau. Er ist als Major abgegangen, der Herr von Wüllich; was beweist, daß es zum Oberstleutnant nicht gereicht hat. Darin liegt kein Tadel. Es gibt mehr tüchtige Oberstleutnants als geniale Geschäftsleute. Und mein Vater – er läßt dich übrigens grüßen, er lebt immer noch in aufgeregten Vorbereitungen zu seiner Hochzeit. Mit den Papieren auf der bräutlichen Seite stimmt da was nicht – mein Vater pflegt zu sagen: »Offiziere, besonders Kavallerie, sind sehr schön und dekorativ bei guten Diners und sicher sehr nützlich im Kriege. Wenn aber im Frieden nicht gegessen, sondern gearbeitet wird, dann sind tüchtige Geschäftsleute viel wichtiger.« Ob er das ist, der Major? Einmal hat er jedenfalls sein Vermögen schon verloren. Mit wessen Geldern er jetzt arbeitet, weiß ich nicht. Ben kam ihm jedenfalls sehr gelegen. Diese ganze »Kosmetische Fabrik Pulchritudo«, an deren Spitze er steht, ist, als wir kamen, im wesentlichen gestellt gewesen auf den Zirrusbalsam –«
»Zirrusbalsam, was ist das?«
»Aber – aber! Du liest den Annoncenteil der Weltblätter nicht mit der nötigen Sorgfalt! Dein Schade! Sonst wüßtest du, daß der Zirrusbalsam ein ausgezeichnetes, nein, das beste, nein, das einzige Mittel ist, den betrüblichen Haarschwund aufzuhalten und kahlköpfige Herren wieder zu lockenumwallten Achäern zu machen. Zwei Geheimräte – allerdings ungarische, glaub' ich – und zehn Ärzte haben das attestiert. Betrüblich ist, daß sich der Major selbst bei der Propaganda tief im Hintergrund halten muß.«
»Warum denn?«
»Weil er eine Glatze hat. Sein Kopf ist kahl wie ein Knie. Direkt wie ein Modell der Kahlheit. Und da anzunehmen ist, daß er selbst den unfehlbaren Zirrusbalsam mindestens zu Herstellungspreisen beziehen kann, so ist sein sonst edles Haupt keine enthusiastische Empfehlung für das wunderwirkende Fabrikat. Da soll nun auch »Der letzte Schick« helfen.«
»Der Glatze des Majors?«
»Nein, das weniger. Sie ist »riesengroß, hoffnungslos«, wie's in der »Glocke« heißt. Aber dem Zirrusbalsam und den anderen, sicher nicht unwirksameren Mittelchen für Körperkultur. Das ist ja überhaupt das Schlagwort jetzt: »Körperkultur« – als ob die Deutschen die letzten hundert Jahre nur Kant gelesen und Wolle getragen hätten. Vielleicht ist der Moment günstig für das Schlagwort und seinen Begriff und die Wüllichsche Fabrik. Denn es ist doch ein ewiger Reigen der Moden – auch in der Reinlichkeit und dem Schönheitssinn – der unter Beteiligung von Auge und Nase damit befaßt wird. Erst kommt einer – sagen wir, er heißt Professor Jäger – und sagt: »Kinder, ihr wascht zu viel an euch herum! Ihr müßt Wolle tragen und das wollene Unterzeug müßt ihr nicht waschen, sondern bloß an der Sonne klopfen!« Und dann kommt die Revolution. Ein anderer – sagen wir, er heißt Pfarrer Knipp – predigt, nicht minder grob: »Unsinn! Immerzu müßt ihr euch waschen! Morgens früh barfüßig über nassen Rasen laufen, dann mit Gießkannen euch abspülen und Leinen auf der bloßen Haut tragen und abends wieder abgießen!« Und wenn sich dann die ganze Welt Rheumatismus geholt hat, kommt wieder einer und schreit: »Weg mit dem vielen Wasser! . . .« Und so mit Grazie in infinitum. Alle Weisheiten und alle Narrheiten der Welt tanzen einen ewigen Reigen durch die Menschheitsgeschichte. Man muß immer acht geben, wenn man mit einer Weisheit oder einer Narrheit ein Geschäft machen will, daß man in diesem Reigen die richtige Hand erwischt. Nicht gerade die Tänzerin, die schon im Abtanzen ist, sondern die geschätzte Künstlerin, der die nächste Zukunft gehört. Ich bin zu jung im Geschäft, zu jung im Berlinertum, um heute schon mit Bestimmtheit zu sagen, ob der Major richtig herumtanzt oder die falsche Hand erwischt hat.«
»Danach ist Ben – der doch eine künstlerische Betätigung sucht – vollständig in ein reines Geschäftsunternehmen verwickelt?«
»Rein ist das Unternehmen jedenfalls – denn die Pulchritudo-Seife spielt auch eine Rolle. Ob's aber ein Geschäft wird – nous verrons. Ben faßt jedenfalls die Zeitschrift durchaus von der idealen Seite auf. Er will Geschmack, Würde, Grazie, veredelte Umgangsform einführen. Er behauptet, daß uns Deutschen das Ausland den Mangel all dieser Dinge nicht mit Unrecht vorwirft.«
»Und da läßt er den Herrn Tobias Moscheles, von dem ich doch höre, daß er ein recht unsoignierter Herr aus dem Osten ist, als Vicomte de Lussignac im Goncourtstil schreiben?«
»Der gute Tobias Moscheles – dumm ist er nicht, glaub' mir – kennt sich selbst ganz genau. Er hat sicher einen Spiegel zu Hause oder geht zuweilen an einem vorbei. Er hat neulich in seiner beliebten Fragespielmanier zu mir gesagt: »Seh' ich aus wie ein Vicomte? Nein. Komm' ich Ihnen vor wie »Der letzte Schick«? Nein. Aber was wollen Sie, eines der berühmtesten Kochbücher der Welt hat ein Magenkranker geschrieben. Weiß man's, merkt man's? Nein. Nu also!« Das ist die Logik, die nicht auf Hochschulen gelehrt wird, aber in der Weltstadt.«
Mein Entschluß war gefaßt. »Ich werde mit Ben reden.«
»Tu das!« Ruth erhob sich und lächelte mich freundlich an. »Du machst das ja sehr schön. Schade, daß eure Arbeitszeiten immer so verschieden liegen. Er hat englische Tischzeit eingeführt, während du – –«
»Ich werde ihn nächster Tage auf seinem Gang zum Bureau abfassen. Er geht doch immer denselben Weg.«
»Ja. Tiergarten, Linden entlang, Friedrichstraße, Schützenstraße – Punkt neun Uhr tritt er hier aus dem Haus – Er ist Pedant, wie's nur die im großen Leichtsinnigen im kleinen sein können. Sprich mit ihm, da kannst du ja selbst sehen, ob er Boden unter den Füßen hat oder wieder im Wolkenschiff sitzt.«
Ich weiß nicht, wie es kam, ich stand, während Ruth dieses und noch mehr sagte, wie gebannt vor dem japanischen Wandschirm.
Unter den grellen Blüten des Malvenbuschs fletschte mich boshaft der Kapuzineraffe an. Sein rostiger Bart schien mir gewachsen seit vorhin; und er feixte sein breites Affenlachen. Die Karikatur aus der Schule Kano Mahanotus, die vor vier Jahrhunderten ein kunstfertiger Sohn Nippons einen armen Gaukler verhöhnen ließ, gewann ein bedrohliches, symbolisches Leben.
Und mir kam's vor, jetzt sprach der Affe zu mir in einem singenden Tonfall, den ich nie gehört hatte und den ich doch sofort richtig erkannte: »Was willst du? Mir Opposition machen? Ausgerechnet mir? Weißt du denn, wer ich bin? Ich bin der Vicomte de Lussignac, und wenn du dich auf den Kopf stellst!«