Karl Söhle
Schummerstunde
Karl Söhle

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Das Tanzverbot.

       

Im Gasthof am Klubtisch man klöhnt, man trinkt.
Zum Pfarrer der Amtmann sich wendet, plinkt
Schlau ihm zu und räuspert sich, spricht:
»Heut' ist Fastnacht zwar, doch getanzt wird nicht,
Verderben davon die Sitten im Land,
Drum verbot ich's im Dorf, wehr' der Schand'!«

Beifall eifrig ihm nickt der Pastor.
Vom Spielbrett aber lehnt horchend sich vor
Der kahlköpf'ge Doktor, brummt in den Bart:
»Unbillig ist das Verbot, ich find's hart!
Das Volk, ich mein', so gut wie wir auch,
Will Fastnacht heut' feiern, nach altem Brauch.«

Mitternacht schlägt's, als heim sie nun geh'n.
Schwarze Nacht, nicht drei Schritt' weit seh'n
Kann das Aug' im Nebel und Wettergraus.
Doch pah, 'ne Laterne? Den Weg nach Haus
Findet wohl jeder, ist oft ihn gegangen. –
In den Wald tritt der Amtmann, allein, ohne Bangen.

Es rauschen die Eichen, die Fichten knarren,
Stramm schreitet der Wandrer, läßt sich nicht narren.
Da horch, sich was regte, hart ihm zur Seiten
Und Schatten, die hastig vorüber gleiten –: 216
Es packt ihn plötzlich, am Arm, am Rücken,
Der Amtmann muß tanzen, als sollt' er ersticken,

Herum immer 'rum im Wirbel rund,
Sein Hilfegeschrei – keinem Ohr wird's kund.
Fest hält's ihn gepackt, da gibt's kein Entrinnen. –
Doch los er jetzt, frei, und es eilt von hinnen.
Der Amtmann, er taumelt, er stürzt in den Sand,
Und starr, wie tot, man früh ihn da fand.

 


 


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