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Im Jahre 1782 wurden in der Zellerfelder Gegend 4000 Morgen Forst, auf denen man wenigstens 360,000 Stämme rechnete, »wurmtrocken«, im Communionharze und auf den angrenzenden Bergen schätzte man die Zahl der Stämme, welche von demselben Uebel befallen waren, auf mehr als eine Million. Im darauf folgenden Jahre mögen im Harze allein über zwei Millionen Fichten trocken geworden sein. Die beiden genannten Jahre und das vorhergehende ein und achtzigste scheinen überhaupt in dieser Hinsicht für die Forstverwaltung die verhängnisvollsten gewesen zu sein; denn außerdem wurden aus mehreren andern Gegenden des deutschen Vaterlandes, besonders in Sachsen und Schwaben, ähnliche Klagen laut. Auch später, in den Jahren 1810 bis 1815 und dann wieder einmal 1828 richtete die Wurmtrockniß in den Fichtenwäldern Ostpreußens sehr bedeutenden Schaden an. In jüngster Zeit sind seit dem gewaltigen Windbruche am 26. Oktober 1870 Jahre hinter einander die prächtigsten Forsten im Böhmerwalde auf weit ausgedehnten Strecken derselben Krankheit erlegen und dem Staate Verluste erwachsen, welche nach Millionen von Gulden zählen, wie die verschiedensten Berichte feststellen. Zwar kennt man jenen »Wurm« schon lange und weiß, daß man ihm, wie so manchem andern Ungeziefer ein wachsames Auge zuzuwenden hat, doch wird man leicht sicher, wenn er auf längere Zeit Ruhe gehalten hat, und sodann ging man früher von der Ansicht aus, daß er schon kranke, nicht mehr zu haltende Bäume befalle. Später jedoch hat die Erfahrung gelehrt, daß, wenn er dies auch mit Vorliebe thut und auf diese Weise ihr Absterben allgemein beschleunigt, er doch auch unter Umständen vollkommen gesundes Holz befällt und in kurzer Zeit vernichtet. Das muß ein großer, starker Wurm sein, könnte man meinen, der in Jahresfrist Millionen von Stämmen des kräftigsten Nutzholzes so zurichtet, daß sie alsbald absterben. Im Gegentheil: es ist ein kleines Thier, aber nicht eins, sondern Millionen gleicher, welche in demselben Sinne wirken, einträchtig bei einander mit ihren kleinen Freßzangen kneipen und zwicken, bis so furchtbare Verwüstungen angerichtet sind. In der Person des » Buchdruckers« und seiner Larve wollen wir die wichtigste dieser Arten näher kennen lernen.
Nach den ersten warmen Frühlingstagen sieht man einzelne Borkenkäfer in der Nähe ihrer Winterquartiere, von denen später noch ein paar Worte, ziemlich träge und geräuschlos umherfliegen. Täuschten sie sich im Wetter, und wird es wieder rauh und unfreundlich, so verkriechen sie sich von neuem. Jedoch sind sie zur Zeit, wo die Buchenknospen sich entfalten, also etwa bis zur Mitte des Mai in der Regel alle aus ihrer Schlafsucht erwacht und beginnen nun ihre volle Thätigkeit, d. h. sie sorgen für Nachkommenschaft. Gefallen ihnen die Brutplätze, wo sie und vielleicht ihre Ahnen bis zum so und so vielten Gliede hinauf geboren worden sind, so steht dem Anfange nichts im Wege. Genügen sie ihnen dagegen nicht, so erheben sie sich hoch in die Luft, um, wie es scheint, passende aufzusuchen, und es ist keine Uebertreibung, wenn man sie – besonders in mit ihnen gesegneten Jahren – mit schwärmenden Bienen oder kleinen Wolken verglichen hat. Man könnte sie fast wählerisch nennen, sowohl in Ansehung des Materials als des Platzes. Was das erstere anlangt, so wollen sie nur von der Fichte ( Pinus abiss) etwas wissen, die Fälle, wo man sie unter Kiefernrinde ( Pinus sylvestris) beobachtete, stehen vereinzelt da und erscheinen in jeder Hinsicht regelwidrig. Altes Holz ist ihnen lieber als junges; liegendes, also gefälltes oder vom Sturme umgeworfenes wiederum genehmer, als stehendes; daher ein gutes Fangmittel darin besteht, daß man ihnen grünes Holz (Fangbäume) hinlegt. Kränkelnde Stämme ziehen sie den vollkommen gesunden vor, weil in letzteren der aus den Wunden stark ausfließende Saft ihnen unter Umständen unbequem und schädlich wird, weshalb sie hier auch mit besonderer Vorsicht ihre Bohrlöcher anbringen. Den Spitzen der Bäume geben sie vor den unteren Stammgegenden den Vorzug; freien, sonnigen Plätzen vor dicht geschlossenen und darum schattigeren. Diese und noch viele andere, weit mehr in das Einzelne eingehende Beobachtungen sind angestellt worden, besonders aber erst seit den Zeiten, wo man tüchtig hinter den Verwüstern her war und ihre Menge einigermaßen übersehen konnte. Bei Gelegenheiten, wie den oben erwähnten, können sie keine Auswahl treffen. Auch sind sie in einzelnen Fällen genöthigt, sich äußeren Einflüssen zu fügen. So erzählt ein Förster, wie die Käfer, von einem durch Trockniß bereits verwüsteten Brutplatze kommend, bei schwülem Wetter nach Abend zu in einem Schwarme an ihm vorbeigezogen wären, daß er ihnen staunend nachgeblickt habe, zumal ein eben losbrechendes Gewitter ihn neugierig gemacht, wie sie sich dabei wohl verhalten würden. Auf einmal sei der Wind nach Morgen umgesprungen, habe den Schwarm wieder mitgebracht, und dieser sei nun in die ersten Fichten, die er getroffen und die vollkommen gesund waren, eingefallen. Am andern Tage habe er sich überzeugt, wie sich die Käfer auf einer Waldfläche von einer Viertelstunde Länge und ebenso viel Breite festgesetzt hätten, und infolge dessen seien später 64,280 Stämme trocken geworden.
Nehmen wir an, daß der Fichtenstamm endlich gefunden sei, wo die Arbeit beginnen kann, am liebsten in der Höhe der ersten Quirle, vielleicht weil da im allgemeinen der Saft weniger stark fließt, aber auch an tieferen Stellen, wenn Schutz vor Wind gesucht werden muß. Emsig kriechen die Käfer hin und her als suchten sie etwas, mancher wird dabei die Beute dieses und jenes Raubinsekts (Puppenräubers, ameisenartigen Immenkäfers, Libelle etc.), welche solche Gelegenheiten immer ablauern, um sich einen guten Bissen zu verschaffen. Auch wir wollen sie vorher etwas näher in das Auge fassen, sie möchten, wenn sie einmal unter der Rinde sitzen, nicht wieder zum Vorscheine kommen.
Der walzige Käfer, dessen sonstige Körperform obige Figur zur Genüge darstellt, ändert in Farbe vom bleichen Strohgelb bis zum dunkelsten Schwarzbraun ab. Am kleinen, kugeligen, zur Hälfte sichtbaren Kopfe sitzen unmittelbar vor den Augen, weit von einander entfernt, die etwas geknieten, siebengliedrigen Fühler, deren erstes Glied (Schaft) am längsten, die folgenden fünf sehr klein und der große Endknopf nur gerieft, nicht gegliedert ist. Das etwa 3/7 der ganzen Körperlänge einnehmende Halsschild erscheint auf seiner Vorderhälfte dicht gekörnt, mithin rauh, auf der hintern weitläufig punktirt, so zwar, daß eine schwache Mittellinie glatt bleibt. Die fein punktirt gestreiften, hinten abgestutzten Flügeldecken führen von ihrem hintersten Drittel an einen gemeinschaftlichen tiefen Eindruck, dessen Seitenränder vierzähnig sind, der oberste Zahn bisweilen undeutlich, der dritte oder vorletzte immer der längste ist. Der Bauch hat fünf Ringe,
jedes Bein vier schwache Fußgliederchen, welche zusammengenommen die Länge der breitgedrückten, stark gesägten Schienen nicht erreichen. Der ganze Käfer ist mit Härchen bewachsen, und das Weib (Fig. c) unterscheidet sich vom Manne durch seine etwas kräftigere, besonders breitere Körpergestalt und durch ein kleines Höckerchen am Vorderrande der gekörnten Stirne.
Die Gattung der Borkenkäfer (
Bostrychus) ist sehr artenreich und ihre Unterscheidung wegen der Kleinheit und Aehnlichkeit unter einander oft mit großen Schwierigkeiten verknüpft, man muß daher zum Theil die Beschaffenheit ihrer Gänge, zum Theil ihre Wohnorte mit zu Hilfe nehmen. Die allermeisten von ihnen leben in oder unter der Rinde, worauf ihr Name schon hindeutet, einige begnügen sich aber nicht damit, sondern dringen auch in das Holz ein. Nun giebt es aber noch andere ächte Holzkäfer von wieder anderer Gestalt und zum Theil anderer Lebensweise, so die
Bastkäfer (
Hylesinus), die sich in letzter Hinsicht von den vorigen wenig unterscheiden, die
Splintkäfer (
Eccoptogaster), welche man an ihrem ansteigenden Hinterleibe leicht erkennt, so daß der Käfer an seinem Hinterende von unten nach oben zu schräg zugeschärft erscheint, und die
Kernkäfer (
Platypus), an dem breiten, nicht versteckbaren Kopfe und den langen Fußgliedern leicht zu erkennen.
Gewisse Arten einer und derselben Gattung oder verschiedener halten sich gern zu einander und nisten in der Nachbarschaft, andere wieder bleiben für sich. Von ihnen allen rühren aber meistenteils die nadelkopfgroßen Bohrlöcher her, welche beinahe keinem Waldbaume von einem gewissen Alter an fehlen. Die Mehrzahl der Arten hält sich an Nadelholz, wo sie den meisten Schaden anrichten, andere wieder gehen nur Laubholz an, wie z. B. die Splintkäfer Rüstern, Eichen, Pflaumenbäume, wo ihnen jedoch größere Widerstandsfähigkeit entgegengesetzt wird als dort.
Schräg nach oben (bei stehenden Bäumen) frißt nun der Käfer unter klüglicher Vermeidung zahlreicher Rindenschuppen ein kreisrundes Loch, eben groß genug, um ihm den Eingang zu eröffnen. Da man meint, daß nur Weibchen dieses Geschäft unternähmen, so sind für die schmächtigeren Männchen diese Eingänge nie zu eng. In Zeit von einer halben Stunde kann das Thier schon so weit eingedrungen sein, daß man es äußerlich nicht mehr sieht, wohl aber noch hört, wo viele zugleich sich einbohren. Nach einigen Stunden, bei kalter Witterung und starker Borke auch erst in acht Tagen, ist es an der Sohle der Borke, also beim Baste angelangt. Hier wird ein größerer Raum angelegt, wo man bald ein bis zehn Pärchen antreffen kann. In dem Falle, wo die Anzahl größer, ist es sehr wahrscheinlich, daß einige befruchtete Weibchen wieder herauskriechen und ein neues Bohrloch und sich anschließende Gänge anlegen. In den regelrechten Wohnungen, wo jener erweiterte Raum als Vorhalle nie fehlt, führen von ihm aus die »Muttergänge« nach unten und oben, zuweilen nur einer, in der Regel mehrere, bis fünf. In jedem Gange trifft man wenigstens ein Käferpaar an, auch zwei bis drei Weibchen in Gesellschaft eines Männchens, welche allesammt an der Verlängerung des Ganges arbeiten. Sie bewegen sich dicht hinter einander ruckweise vorwärts, indem sie den Bast, abfressen und die Späne hinter sich schaufeln. Haben sich diese sehr angehäuft, so werden sie von einem oder einigen Käfern zurückgestoßen und zum Bohrloche hinausgeworfen, wo sie häufig als anfangs dunkleres, später helleres »Wurmmehl« hängen bleiben. In jedem Muttergange werden im Verhältnisse zu seiner Länge zwei bis fünf Luftlöcher angelegt, d. h. senkrecht nach außen führende Gänge vom Durchmesser eines Bohrloches, welche aber die oberste Rindenschicht nicht ganz durchbrechen. Ist der Muttergang in einer Länge von acht bis dreizehn Millim. ausgearbeitet, so beginnt das Eierlegen. Rechts und links am Grunde des Ganges entlang in ziemlich regelmäßigen Zwischenräumen nagt das Weib ein kleines Seitengrübchen, legt ein Ei in dasselbe und verschließt es mit Wurmmehle. Beim weitern Vordringen wird das Geschäft fortgesetzt und von einem Weibchen eine Anzahl von 20 bis 60 Eiern abgelegt, wonach die Muttergänge eine Länge von 152 bis 157 Millim. erreichen. Man will beobachtet haben, daß in den Fällen, wo entweder der Saftandrang zu stark oder die Jahreszeit schon zu weit vorgerückt war, die Muttergänge am unregelmäßigsten und kürzesten, auch die Entfernungen der Eier von einander am unbedeutendsten seien, gleichsam als hätte der Käfer seine Arbeit möglichst beschleunigen und abkürzen wollen.
Bisher war von einem Bohrloche und einer sich daran anschließenden Wohnung die Rede, da nun aber in der Nachbarschaft mehrere Bohrlöcher mit ihrem Zubehör angelegt werden, so leuchtet ein, daß die Muttergänge verschiedener Wohnungen möglichenfalls nahe neben einander hinlaufen, und besonders auch, daß eine nach unten arbeitende Gesellschaft einer nach oben sich ausbreitenden begegnen könne. In diesem Falle weichen sie sich seitwärts aus oder die eine kehrt geradezu um, sie kreuzen sich nie, sondern gehen einander stets aus dem Wege. Die Ablage der Eier während des Ausgrabens der Gänge geschieht also verschiedenzeitig und diese Zeitunterschiede pflanzen sich daher selbstverständlich auch auf die weiteren Entwicklungsstufen fort. Um in dieser Hinsicht ein bestimmtes Maß zu haben, mögen hier einige Zahlen folgen, welche genaue Beobachtungen an einem sehr günstig gelegenen Brutorte ergeben haben. Am ersten Mai wurde der Anflug beobachtet, am dritten die ersten vier Eier, am siebenten schon zwanzig, am fünfzehnten acht und fünfzig und die ersten Larven, am zwanzigsten die letzten Eier, in Gesammtzahl zwei und achtzig, welche einen Muttergang von 150 mm. Länge ausfüllten. Am ersten Juni zeigten sich die ersten, am zwölften die letzten Puppen, am zwei und zwanzigsten junge hellgelbe, am dreißigsten bräunliche Käfer. Diese Angaben mögen genügen, um weiterhin der Zeitbestimmungen für die Dauer der einzelnen Entwicklungsstufen überhoben zu sein, es sei nur noch daran erinnert, daß bei ungünstigeren Verhältnissen einmal der Anflug weiter hinausfällt, andererseits die Entwicklung langsamer vorschreitet, so daß durchschnittlich eine Brut in einem Jahre als Regel anzunehmen ist.
Die ausgeschlüpften Larven fressen nun beiderseits vom Muttergange annähernd unter einem rechten Winkel zierlich geschlängelte, immer breiter werdende, auch auf dem Splinte mehr oder weniger bemerkbare Gänge (die Larvengänge) und verpuppen sich am Ende derselben im Baste oder in der Rinde. Natürlich berühren sich die Gänge einer und derselben Seite öfter untereinander, noch häufiger aber gerathen die von zwei benachbarten Muttergängen sich begegnenden in künstlichen Verschlingungen durch- und ineinander. Es entstehen auf diese Weile Zeilen und fremden Schriftzügen stellenweise nicht unähnliche Figuren, welche Veranlassung zu dem Namen »Buchdrucker« gegeben haben mögen Die Gänge der verschiedenen Holzkäfer bieten in ihren Anlagen die größte Mannigfaltigkeit dar. Wir fanden beim Buchdrucker die Muttergänge in lothrechter Stellung, also mit der Richtung des Stammes verlaufend, bei andern gehen sie wagrecht, wieder bei anderen sternförmig. Meist verfolgt jede Larve ihren eigenen Weg, den Zusammenstoß mit der Nachbarin möglichst vermeidend, es giebt aber auch solche, die in ganzen Truppen, dicht gedrängt vorrücken und nur einen, aber sehr breiten Larvengang fressen ( Hylesinus oder Dendroctonus micans); noch andere, die sogenannten Nutzholzborkenkäfer, wie Bostrychus lineatus, domesticus u. a., gehen an das Holz, arbeiten sogenannte Leitergänge in dasselbe und verderben es für verschiedene technische Zwecke, ohne das Fortwachsen des Baumes zu beeinträchtigen. Durch diese Eigenthümlichkeiten, verbunden mit so manchen, durch Zufälligkeiten bedingten Abänderungen entstehen die abenteuerlichsten Figuren und artigsten, dendritischen Gebilde, deren genauere Kenntniß besonders für den Forstmann von Wichtigkeit ist.. Unter diesen Umständen tritt, weil die Larve einen Muttergang nie überschreitet, gar häufig der Fall ein, daß sie ihrerseits den gegenüber noch im Eie schlummernden Larven die Nahrung wegnimmt, und diese verkümmern müssen, oder daß sie selbst nicht genug findet und ebenfalls zu Grunde geht. Der weise Schöpfer hat demnach der übermäßigen Vermehrung dieser Thiere durch ihre Oekonomie selbst einen Hemmschuh angelegt, indem in Folge derselben bei dichtem Nebeneinanderwohnen bei weitem nicht so viele Käfer zur Entwicklung gelangen können, als Eier vorhanden waren.
Die Brut wäre also in voller Thätigkeit, vergessen wir über ihr derer nicht, welche mit so vieler Kraftanstrengung ihr Dasein begründeten. Sie haben dasselbe Schicksal, wie fast alle Eltern unter den Insekten, denen es, mit wenigen Ausnahmen, nicht vergönnt ist, ihre Nachkommen heranwachsen zu sehen. Sie legten den Keim zu diesen, können ihnen nichts weiter nützen und müssen – sterben. Abgemattet und träge schleppen sie sich noch längere oder kürzere Zeit in den Gängen umher, bis sie todt darin liegen bleiben, oder auch herauskriechen, bisweilen am Ende des Mutterganges sich durchfressend, um fern von den Ihrigen das ihnen geopferte Leben zu beschließen. Lernen wir nun noch die erwachsene Larve (Fig. a) und die Puppe (Fig. b) etwas genauer kennen. Jene hat viel Aehnlichkeit mit den Rüsselkäferlarven, sieht weiß aus, nur am Kopfe gelblich und an den Freßzangen braun, meist scheint der Inhalt ihrer Eingeweide auf dem wulstigen Rücken röthlich durch. Die Füße fehlen ihr, dagegen ist an ihrer Stelle die Brust etwas höckerig. Ueber die ebenfalls bleiche Puppe ist nur noch zu bemerken, daß sie wegen der stark entwickelten Flügel untersetzt und gedrungen erscheint und ihr hinterstes Fußpaar nicht sehen läßt weil es von den dreieckigen Spitzen der Unterflügel verdeckt wird.
Die vollkommen entwickelte Brut frißt noch eine Zeit lang in der Rinde unregelmäßige Gänge, welche von Wurmmehl angefüllt sind und dadurch die Mutter- und Larvengänge ganz unkenntlich machen. Ist es spät im Jahre, so bleiben sie hier, um zu überwintern. Sollte sie das schöne Wetter noch hervorlocken, so treiben sie sich einige Zeit im Freien umher und beziehen in Ritzen der Stämme, unter Rindenschuppen in vorgefundenen Löchern oder eigens dazu gebohrten, wenn es nicht anders sein kann, auch einmal unter Moos ihre Winterquartiere. Zeitig im Jahre ausgekrochene Käfer verlassen in Gesellschaft, gern nach warmem Regen gegen Mittag, ihre Geburtsstätten, schwärmen und legen eine zweite Brut an, die unter den günstigsten Umständen noch zur vollen Entwickelung gelangt, in den meisten aber im Larven- oder Puppenstande überwintert, wobei manches Einzelwesen zu Grunde geht. Nur wenn die Borke gut aufsitzt und Nässe nicht eindringen kann, sind sie ungefährdet. Am meisten verträgt der Käfer. Denn man hat beobachtet, daß er zu seiner Zeit aus geflößtem Holze hervorgekommen ist, welches über drei Wochen eingefroren gelegen hatte. Am empfindlichsten sind Eier, Larven und Puppen. Wenn diese durch Loslösen der Borke dem unmittelbaren Einflusse der Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, dann sterben sie in sehr kurzer Zeit. Darum gilt es als erste und wichtigste Regel, in solchen Beständen, wo sich der Borkenkäfer gezeigt hat, alles gefällte oder durch Sturm und Schneebruch wurzellocker gewordene Holz so schleunig als möglich zu entrinden, um etwaige Brut dadurch zu vernichten und neuen Ansiedelungen die Brutplätze zu entziehen.
Der Buchdrucker pflegt meist nicht allein aufzutreten, sondern in Gesellschaft mit dem Bostrychus chalcographus, B. laricis und Hylesinus palliatus, deren erster sternförmige Gänge anlegt, der zweite, wie sein Name andeutet, am liebsten hinter Lärchenrinde haust, der dritte zwischen den verschiedenen Nadelhölzern nicht wählerisch zu sein scheint. Er gehört einer anderen Gattung von Käfern an, deren Flügeldecken am Ende keine Aushöhlung aufzuweisen haben.
Wie die genannten und noch zahlreiche andere Borkenkäfer der Gattung Bostrychus und anderer Gattungen die Nadelhölzer, ein und die andere Art mit Vorliebe oder ausschließlich eine ganz bestimmte Holzart bewohnen, so giebt es wieder andere Borkenkäfer, namentlich der Gattung Eccoptogaster, Splintkäfer, angehörig, welche nur Laubhölzer angehen, wo sie darum nie so schädlich werden können, wie jene dort, weil ihre Colonien entweder schwächer sind, oder weil die Entwickelungsweise der Laubhölzer ihrem Zahne eine größere Widerstandsfähigkeit entgegensetzen kann. Endlich giebt es unter ihnen wenige Arten, wie bespielsweise der Nutzholzborkenkäfer ( B. lineatus), welche durch ihren Fraß der Lebensfähigkeit des bewohnten Baumes nicht zu nahe treten, wohl aber sein Holz in einer Weise beschädigen, daß dessen Verbrauch als Bauholz, zu Tischler-, Böttcher- und anderen Arbeiten stark beeinträchtigt wird.