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In der Zeit, wo sich die Natur zu ihrem allgemeinen Winterschlafs anschickt, an Baum und Strauch die noch vorhandenen Blätter durch ihre Färbung sich als halb todte Organe zu erkennen geben und die kleinen und kleinsten Wesen sich beeilen, eine gute Schlafstelle zu bekommen, findet man schwerlich ein etwas zusammengerolltes, trocknes Blatt, in dessen Höhlung nicht wenigstens drei, vier, fünf rothe Käferchen mit mehreren schwarzen Rückenpunkten säßen, die nur darauf warten, daß jenes zur Erde falle, und sie allmählich unter dem nachfolgenden Laube begraben werden. Gedrängt sitzen sie an den äußersten Spitzen der jungen Kiefern, unter die Nadeln geklemmt, träge suchen sie die Rindenschuppen der Bäume und marschiren daselbst in dichten Schaaren auf. Wir sehen sie jetzt so massenhaft in ihren Verstecken für den Winter sich sammeln, einzeln begegnen sie uns auch während desselben in unsern warmen Stuben, und den ganzen Sommer finden sie sich mehr oder weniger zahlreich überall draußen in der freien Natur. Betrachten wir sie etwas genauer, so finden sich welche mit sieben, andere mit fünf, noch andere mit zwei schwarzen Punkten; außer ihnen giebt es aber noch eine Menge andrer Arten, schwarze mit Roth, gelbe mit Schwarz, gelbe mit Weiß fleckig oder würfelig zierlich gezeichnet. Die rothen mit den schwarzen Punkten scheinen die bekanntesten zu sein und auf sie sich der große Namenreichthum zu beziehen, den die Volkssprache für sie erfunden: Sonnenkäfer, Herrgotts-Kühlein, Sonnenkälbchen, Gottesschäflein und noch eine Reihe wieder anderer. Diese mögen genügen, um zu wissen, welche Sorte von Thierchen hier gemeint sei, und ein flüchtiger Blick aus die obige Figur wird uns lehren, daß wir es hier statt aller mit dem einen, dem siebenpunktirten Marienkäferchen zu thun haben. Eine ausführliche Beschreibung desselben wäre überflüssig, es sei nur darauf aufmerksam gemacht, daß die elfgliederigen, kurzen Fühler sich nach vorn verdicken, die großen und langen Freßspitzen (Kieferntaster) mit einem breiten, keilförmigen vierten Gliede endigen und die Füße dreigliederig sind. In der Gefahr ziehen sie ihre Beine an, stellen sich todt und lassen aus den Kniegelenken einen gelben Tropfen von üblem Gerüche hervortreten.
Gehörten die Marienkäfer zu den letzten, welche sich im Freien unsern Blicken entzogen, so sind sie zu den ersten zu zählen, welche uns das nahe Frühjahr verkündigen. Vom Frühlinge bis zum Herbste paaren sie sich und setzen Brut ab, und da man schon Ende Mai ziemlich ausgewachsene Larven antrifft, so sind mindestens deren zwei während eines Jahres mehr als blos wahrscheinlich. Vorzugsweise im Juni oder Juli bemerkt man auf der Rückseite von Blättern kleine schmutziggelbe Häufchen. Das sind ihre verhältnißmäßig großen, zugespitzten Eier, welche sie zu zehn bis zwölf an der Zahl hier anleimen. Die in der frühesten Jugend durchaus schwarzen Lärvchen halten sich in den Jugendtagen beisammen und tummeln sich in der Nähe der zusammengeschrumpften Eihäute umher, zerstreuen sich auch später nicht gar weit von einander. Ihre äußere Erscheinung erinnert ungemein an die Larven der vorigen Art, sie häuten sich mehrere Male und ändern dabei, doch nur unbedeutend, ihre Farbe. Erwachsen (Fig. a) sehen sie dunkel blaugrau aus, die Seiten des ersten, vierten und siebenten Gliedes und eine Längsreihe zarter Rückenpunkte roth, letztere stehen zwischen zwei Reihen schwarzer Wärzchen, welche, wie auch eine gleiche Reihe an der Körperseite, borstige Härchen tragen. Ebenso sind der Kopf und die kräftigen, in eine einfache Kralle endenden Beine borstenhaarig. Wer diese kleinen Eidechsen auf allerhand Sträuchern und krautartigen Gewächsen sitzen sieht und eine Blattkäferlarve kennt, könnte leicht geneigt sein, sie ebenfalls für eine solche zu halten, und doch ist ihre Lebensweise eine wesentlich verschiedene. Schon in ihren Bewegungen erscheinen sie flüchtiger und gewandter, als jene, auch sieht man an den Blättern, auf denen sie leben, keine Spur von Fraß, wenigstens rührt er nicht von ihnen her; wo sie aber in größern Mengen zu treffen sind, bemerkt man gewiß zahlreiche Blattläuse unter den Blättern oder an den Zweigen, jene hochbeinigen, den Pflanzen vielfach schädlichen Thierchen, welche wir später noch etwas genauer kennen lernen werden. Ihnen gehen sie nach, von ihnen allein nähren sie sich und richten unter ihnen mit dem Beistande noch einiger anderer Larven ungeheure Verwüstungen an. Mit ihren Vorderbeinen fassen sie so ein kleines, zartes Thier fest und führen es damit, wie das Eichhörnchen die Nuß, nach ihren Freßzangen. Man hat bemerkt, daß in Jahren, wo jene in auffallenden Mengen vorhanden sind, sich auch die Marienkäfer in außergewöhnlicher Zahl mit ihren Larven einfinden, von der Vorsehung bestellt, das gehörige Gleichgewicht wieder herzustellen; denn auch die Käfer nähren sich von ihnen und den Schildläusen, obgleich man es bezweifelt hat, jedoch nicht mit der Gier wie die im Wachsthume und der Entwickelung begriffenen Larven. Daher eine Partie derselben an Myrten oder andere, durch jene Bewohner leidende Topfgewächse gesetzt, gar bald aufräumen und sich als Wohlthäter der Heimgesuchten bewähren.
Zur Verwandelung heftet sich die Larve mit ihrem letzten Gliede fest, wie die der Blattkäfer, krümmt sich nach vorn, zieht den Kopf ein, verliert die Haare, und schließlich reißt die Haut auf dem Rücken; die Puppe windet sich heraus, sitzt aber auf der zurückgeschobenen Larvenhülle, wie auf einem Polster (Fig. b). Auf dem Rücken erscheint sie infolge der zusammengeschrumpften, oben von einander abstehenden Leibesringe gekerbt, die Luftlöcher an den Seiten sind wulstig und nehmen dieselben Stellen ein, wo die borstigen Warzen bei der Larve standen. Von vorn gesehen erkennt man, wie bei andern Käferpuppen, den ausgebildeten Kopf, die bis zum neunten oder zehnten Ringe reichenden Flügel und die Beine; von Farbe ist sie roth und schwarz. Ihr ist eine merkwürdige Art von Bewegung eigen, wenn sie, etwa durch Berührung, in ihrer Ruhe gestört wird. Sie hebt nämlich den Vordertheil ihres Körpers und läßt ihn wieder fallen, oft so taktmäßig, wie der Hammer einer schlagenden Uhr. Nach ungefähr acht Tagen schlüpft das vollkommene Insekt aus, welches erst nach einiger Zeit gehörig hart und ausgefärbt ist; ein und der andere der schwarzen Punkte bleibt ausnahmsweise wohl auch ganz fort.
Das Sonnenkälbchen und der vorhergehende rothe Blattkäfer, zwei Thiere, welche in ihren früheren Ständen soviel des Uebereinstimmenden bieten, besonders wenn wir ihre Abbildungen gegen einander halten, liefern uns den Beweis, wie die Natur bei aller Aehnlichkeit in ihren Werken doch wieder sehr verschieden sein kann in der weiteren Ausführung derselben, und wie nöthig es unsererseits ist, genau sehen zu lernen und Vorsicht anzuwenden, wenn wir uns nicht täuschen lassen wollen von der Natur, die doch allein nur wahr ist.