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28. Die sieben Katzen

Es war einmal eine Mutter, die hatte eine kleine Tochter. Sie waren sehr arm und hatten oft nichts zu essen. Eines Tages schickte die Mutter das Mädchen hinaus aufs Feld, um ein wenig Suppengemüse zu holen. Da sah es mitten auf dem Felde eine große Kohlstaude stehen, und beim Herausziehen zeigte sich eine Öffnung mit einer Treppe, die in die Tiefe hinabführte.

Das neugierige Kind stieg hinab und betrat eine Stube, in der eine große Katze gerade beim Auskehren war. »Guten Morgen, Frau Katze! Wie sauber du kehrst!« rief die Kleine. »Soll ich dir helfen?« – »Ich danke, gehe nur weiter!« war die Antwort.

Im nächsten Zimmer machte eine andere Katze gerade die Betten. – »Wie schön du die Betten machst! Darf ich dir helfen?« – »Danke sehr, gehe nur weiter!«

Im dritten Gemach, dem Empfangsraum, traf sie ein feines Stubenkätzchen eifrig beim Staubwischen. »Sie haben wohl tüchtig zu tun, meine Liebe. Kann ich Ihnen nicht ein wenig behilflich sein?« – »Nicht nötig, gehe nur weiter!«

Sie gelangte zum Speisesaal, wo eine vierte Katze den Tisch deckte. »Du hast viel Arbeit, meine Gute. Darf ich vielleicht helfen?« – »Sehr freundlich. Ich bin aber bald fertig. Geh lieber in die Küche!«

Von dort wurde sie von der Küchenkatze in den Waschraum und von der Waschkatze schließlich noch in die Nähstube geschickt, wo die siebente Katze ihr füglich ein wenig zu tun gab und dann zur Belohnung beim Abschied ein Päckchen überreichte, wobei sie freundlich bemerkte: »Dieses Päckchen wird dir alles gewähren, was du begehrst. Wir wünschen dir alle viel Glück auf den Weg!«

Bald kam das Mädchen nun wieder nach Hause und brachte der Mutter, die sich schon um die so lange ausbleibende Tochter zu ängstigen begann, das Päckchen. Und fortan fehlte es in diesem Hause an nichts mehr. Mutter und Tochter lebten im glücklichsten Wohlstand.

Ihre hochmütige Nachbarin aber, die alsbald die auffallende Veränderung bemerkte, wußte sich vor Neid nicht zu lassen. Sobald sie erfahren hatte, woher der unverhoffte Segen stammte, schickte sie ihre Tochter gleichfalls aus, ihr Heil im unterirdischen Katzenpalaste zu versuchen. Diese fand auch richtig den Kohl und die Stufen. Wie sie aber im ersten Zimmer die sorgfältig kehrende Katze antraf, verzog sie, statt freundlich zu grüßen, nur verächtlich den Mund, um höhnisch zu schelten: »Wie liederlich du kehrst! Wenn du bei uns dientest, würde dir meine Mutter schon helfen!« – »Nun, dann gehe nur weiter!« erwiderte die Gekränkte. Und so ging die unhöfliche Faulenzerin von Stube zu Stube und fand nirgends etwas zu loben oder selbst mit zu verrichten.

Beim Abschied spendeten ihr die Katzen, die im Grunde wohl gütige Feen waren, gleichfalls ein Geschenk, das sie ihrer Mutter überbrachte; aber anstatt des erhofften Segens sprang beim Öffnen eine große Schlange heraus, die Mutter und Tochter erwürgte.

Erzählt von Signorina M. Pagano.


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