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Am Wege zum Arco naturale lag links am Berghang, unweit der Villa Ferraro, früher ein kleiner quadratischer Aro, auf dem die Hexen tanzten. Als einst zwei Männer, Lorenzo Vuotto und Paolo Salvia, nachts von der Piazza heimgingen, hörten sie vom Arco her Musik, Gesang, Jubel und Tamburinschlag. »Komm, Lorenz, dort wird getanzt!« rief der lustige Paul, der gern tanzte. Lorenz wollte nicht mitkommen, fürchtete sich aber auch, allein weiter zu gehen. Wie sie nun nähertraten, sahen sie im hellen Mondschein acht schöne Tänzerinnen, die die beiden freundlich zu ihrem Ballfeste einluden. Paul nahm gern teil und wurde als flotter Tänzer gelobt und bewirtet, während Lorenz in eine Tonne gesteckt und die Straße hinab bis zur kleinen Kapelle am Scheidewege gerollt wurde.
Ein anderer beliebter, großer Inariatanzplatz befand sich am Wege zum Tiberio hinter der kleinen Kirche San Michele.
Dort sah einst ein spät nachts heimkehrender Landmann eine ganze Schar lustiger Frauen im zauberhaften Mondschein tanzen und mußte nun bis Sonnenaufgang Musik machen, das heißt das Tamburin zum Tanze schlagen.
An einer anderen Stelle mußte ein Fischer sogar selbst mittanzen und singen. Er kam von der Marina piccola und sah einen solchen Hexentanz da, wo die Straße von einer Marine zur anderen und von Capri und Anacapri sich kreuzen, und wo früher auch ein umfangreicher öffentlicher » aro« gewesen sein soll. – Als er nach längerer rastloser Teilnahme schließlich aufhören wollte und die Schönen ihm zuriefen: » Balla e canta!« (»Tanze und singe!«), antwortete er ganz erschöpft:
»
Cantare cantaraccio,
e cantare non posso chiu.
Si questa notte nu bone me viene,
a guarda fuore di notte
non sortero chiu.«
»Ja, singen! Wohl hab' ich gesungen.
Und singen kann ich nicht mehr.
Wenn diese Nacht mir nichts Gutes bringt,
werde ich künftig nachts mich hüten,
aus dem Hause zu gehen.«
Ein anderes Mal kamen desselben Wegs zwei Fischer gegen Mitternacht vom Fischfang und sahen bei Mondschein dem lustigen Hexentanz zu. Sie wagten aber nicht vorüberzugehen und mußten warten bis zur Morgendämmerung, wo die Tänzerinnen verschwanden.