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Nach dreißig Jahren.

Das Dorf an der Eisenbahn

könnte ich vorliegende und ferner sich anschließende Erzählungen betiteln.

Es ist ein Menschenalter verflossen, seit ich begonnen habe, das intime Leben meiner Heimatgenossen dichterisch zu fassen.

Die Thäler und Berge meiner Heimat sind nun von der Eisenbahn durchzogen, durch unwegsame Höhen, bald in den Bergstock sich bohrend, bald wieder zu Tage kommend, braust der Dampfzug dahin.

Eisenbahn und Freizügigkeit haben Grundformen des wirtschaftlichen und sozialen Dorflebens umgestaltet.

Das Deutsche Reich ist erstanden!

Es ist keine Hütte so abgeschieden, in der nicht das Lied vom Vaterlande erklingt.

Im Kampf um Freiheit und Reinheit des humanen Gedankens bildet sich nun die allgemeine geistige Wehrpflicht. Es ist keine Seele so in sich verschlossen, daß nicht das Aufgebot zu ihr dränge.

Keine Dichterphantasie hätte Gestaltungen zu erfinden vermocht, wie sie der Genius der Zeitgeschichte vor Augen stellt.

Es war hier zunächst nicht meine Aufgabe, diese großen Thatsachen als Motive dichterischer Bildungen zu fassen; aber in jedem Charakter der Gegenwart zeigen sich ihre Wirkungen.

In den vorliegenden Erzählungen erscheinen alte Gestalten und neue Fortbildungen.

Wohl ist es anmutend, am Baume die rotwangigen Aepfel zu schauen, deren Blüten wir gesehen.

Anders ist das Menschenleben.

Eine Jugendgestalt im Alter wiedersehen, erweckt verschiedenartige Empfindungen.

Es haben sich Züge und Formen herausgearbeitet, deren Vorhandensein früher nicht so auffällig war. Bald aber mag das Anfremdende auch wieder zum Anheimelnden werden.

Sei dies den nachfolgenden Bildern beschieden!

Wenn wieder nach einem Menschenalter ein Dichter das Dorfleben meiner Heimat neu erfassen wird, was mag er finden?

Die Blumen blühen allezeit auf der deutschen Erde, und die Schönheit wird allezeit neu erblühen aus dem deutschen Gemüt.

Im Hochsommer 1876.


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