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Vierundzwanzigstes Kapitel.

In derselben Stunde, da Aloys hier erwachte und Marannele dort und das Rauschen des Regens vernahmen, saß Ohlreit mit einem fremden Manne in der Bahnhofrestauration und trank mit ihm.

Niemand kannte den Fremden, und wenn der rechte Aberglaube noch bestünde, müßte man ihn für den Teufel halten; aber der Mann war mit dem Züricher Zuge mittags angekommen, und von da und zu solcher Zeit kam bisher der Teufel nicht; der Mann sprach auch englisch, und das war bisher nicht die Sprache des Teufels, und schließlich nannte ihn Ohlreit Kapitän und dieser Titel des Teufels ist bisher nicht bekannt.

Freilich, gekommen und verschwunden ist er und gethan hat er wie der Teufel.

»Die Knochen her! Die Knochen!« rief endlich Ohlreit. »Sie respektieren's doch nicht, daß ich nicht spiele! Die Knochen her!«

Er würfelte mit dem Fremden und sie lachten miteinander und fluchten englisch.

Als Ohlreit endlich auch seine Uhr eingesetzt und verloren hatte, ging der Fremde hinaus. Ohlreit wartete lange und ließ für sich allein die Würfel auf dem Tische rollen. Jetzt hatte er die besten Würfe und er lachte hellauf; jetzt wußte er, wie man den Becher halten und die Vierkantigen tanzen lassen muß. »Komm nur!« rief er, »jetzt mußt alles wieder herausgeben.«

Aber der Fremde kam nicht.

Ohlreit eilte auf die Straße nach den Schienen, da brauste der Zug vorüber.

»Ich hab' den Zug versäumt!« das hat ihn der Bahnwärter am Wegübergang rufen hören, dann war er verschwunden . . .

Eine Wolke mußte sich ins Thal gesenkt haben, es regnete von oben und von allen Seiten, da wälzte ein Mensch drunten in der Egelsthaler Halde einen Stein auf den Ameisenhaufen, stellte sich drauf, schlang einen Knoten um den großen Ast, eine brennende Zigarre fiel herab, zischte und verlosch.

Am Morgen fand man Ohlreit an der Tanne in der Egelsthaler Halde erhängt. Eine halb gerauchte Zigarre lag unter ihm im zerstörten Ameisenhaufen . . .


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