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König Friedrich August von Sachsen
Nach dem Tode der Prinzessin von Holstein-Beck wurde Friedrichsfelde durch einen Bevollmächtigten der Barjatinskijschen Familie verwaltet. In diese Administrationszeit fällt der Aufenthalt beziehungsweise die Staatsgefangenschaft des Königs von Sachsen an dieser Stelle.
Wir finden darüber folgendes:
Der König von Sachsen, nach der Einnahme Leipzigs durch die Verbündeten, war deren Gefangener. Am 23. Oktober 1813 erfolgte seine Abreise nach Berlin; am 26., morgens vier Uhr, traf er in der preußischen Hauptstadt ein und wurde daselbst mit »vielen Ehren« (so sagt das Tagebuch eines sächsischen Kavaliers) empfangen. Von Leipzig aus hatten 100 Kosaken mit drei Offizieren den Wagen des Königs umgeben. Außerdem begleiteten ihn Fürst Galizin und Baron Anstetten.
Der König bezog Wohnung im Berliner Schloß und verblieb daselbst bis zum Sommer 1814. Um diese Zeit aber wurd ihm die preußische Hauptstadt unbequem, denn das »Berliner Volk« zeigte sich wenig respektvoll; die Tage von Großbeeren und Dennewitz stimmten es zum Groll und die altfränkische Art des sächsischen Hofes zum Spott. Beidem wollte der König entgehn. Er suchte daher nach, das dem russischen Fürsten Barjatinskij zugehörige Schloß Friedrichsfelde, selbstverständlich gegen eine Miets- oder Entschädigungssumme, beziehen zu dürfen.
Dies wurde gewährt.
Am 26. Juli 1814 erfolgte der Umzug, wobei ein Unteroffizier und zehn Mann preußischer Garde als Ehrenwache dienten. Diese blieben in Friedrichsfelde und wurden aus der sächsischen Hofküche beköstigt. Bis zum 24. März 1814 hatten Berliner Bürgergardisten die Wache beim Könige gehabt.
In den »Denkwürdigkeiten aus dem kriegerischen und politischen Leben eines alten Offiziers« wird erzählt, der König Friedrich August habe von Friedrichsfelde aus fliehen wollen, sei aber eingeholt und zurückgebracht worden. Diese Mitteilung ist mindestens unwahrscheinlich. An Ort und Stelle wird nichts der Art berichtet.
Der König, während seines Friedrichsfelder Aufenthaltes, empfing viel Besuch und Deputationen aus seinem Lande, darunter den jungen Grafen Hohenthal, den Baron von Houwald (Vater des Dichters) und eine Deputation des Freiberger Bergbaues.
Unter den Personen von Rang, die ihn dauernd umgaben, haben wir in erster Reihe Generalmajor von Watzdorf zu nennen; doch war dieser oft monatelang auf Spezialmissionen, zum Beispiel in London, abwesend. Am 13. Oktober 1814 trat Generallieutenant Sahrer von Sahr an Watzdorfs Stelle und blieb beim Könige, bis dieser Friedrichsfelde verließ. Es war die Sahrsche Division, die bei Großbeeren vorzugsweise tapfer gefochten hatte.
Der Aufwand, den der König in Friedrichsfelde machte, wurde teils aus den Geldern seiner Schatulle, teils durch eine Anleihe bei dem Berliner Banquierhause Benecke bestritten.
Am 9. Februar 1815 endlich war in Wien das Protokoll unterzeichnet worden, das über das Schicksal Sachsens entschied; – am 22. Februar verließ der sächsische Hof Friedrichsfelde und begab sich, auf Einladung des Kaisers von Österreich: »doch in seinen Landen Residenz nehmen zu wollen«, durch Schlesien über Wien nach Preßburg, wo der König den Palast des Primas bezog.
Soviel hab ich aus Aufzeichnungen, die damals gemacht wurden, zu entnehmen vermocht. In Friedrichsfelde selbst wird noch folgendes erzählt:
Der König lebte ganz als König. Sehr viel Dienerschaft, altfränkisch gekleidet, blau und gelb, war um ihn her; die Kutscher immer in Kanonenstiefeln. Vormittags zwischen elf und zwölf ging er im Park spazieren; nachmittags wurd auf die benachbarten Dörfer gefahren, namentlich auf solche, wo ein Park oder ein Fluß war, also nach Stralau, Lichtenberg, Biesdorf und vorzugsweise nach Schönhausen. Er war bei den Friedrichsfeldern sehr populär, weil er herablassend und wohlwollend war und, die Hauptsache nicht zu vergessen, ihnen viel zu verdienen gab. Der zahlreiche Besuch, der untergebracht werden mußte, schaffte den Bauern eine gute Einnahme; dazu die Berliner, die sonntags aus purer Neugier in Scharen herbeiströmten.
Ihren Hauptvorteil aber zogen die Bauern aus den vielen Holzfuhren, die sie leisteten, und aus der Stallung, die sie vermieteten. Tag um Tag wurd ein Haufen Holz im Schloß verbrannt, und der königliche Marstall befand sich, gespannweise, auf den einzelnen Bauerhöfen.