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Er hatte, wie alle volkstümlichen Figuren unseres Landes, eine Vorliebe für den Dialekt Von berufener Seite her ist mir hiergegen eingewandt worden: »es sei dies nicht richtig; der alte Schadow habe nicht im Dialekt gesprochen«. Auf diesen Einwand hin hielt ich es für angezeigt, mich mit einer ganzen Anzahl der aus der Schadow-Zeit her noch lebenden Maler und Bildhauer in briefliche Verbindung zu setzen. Ich erhielt auf meine Briefe funfzehn Antwortschreiben, die sich in drei Gruppen teilen: sechs erklären rund und nett, »er sprach berlinisch«, zwei bestreiten es, und sieben halten einen Mittelkurs. Die letzteren werden wohl recht haben, und aus der Reihe dieser zitier ich deshalb folgende Stellen: »Er sprach berlinisch, wenn er sich gehenließ, aber nicht das spezifische Berlinisch, sondern ein Berlinisch, das durch das märkische Platt stark beeinflußt war. Professor C. G. P.« – »Er sprach nicht speziell berlinisch, aber höchst originell, ich möchte sagen schadowsch, und streifte dabei stark das Plattdeutsche. Was ja auch ganz erklärlich. Professor A. H.« – »Er sprach nicht eigentlich berlinisch, aber hatte doch eine Redeweise, die stark daran erinnerte, wie zum Beispiel ›Na, denn haste recht‹ oder ›Na, des is ooch nich die richtige Intention‹. Professor A. E.« – »Er sprach, wie Ihnen Professor H. sehr richtig geschrieben hat vor allem schadowsch. Außerdem aber liebte er es ganz besonders, französische Wörter und Floskeln einzuflechten: chef-d'œuvre, Carnation, Attitude, Tractation des Marmors usw. Professor G. L.« – »Ich entsinne mich nicht, daß er regelmäßig berlinisch gesprochen hätte, dagegen weiß ich ganz bestimmt, daß er mir bei gewissen Anlässen im Berliner Dialekt antwortete. Mal fragt ich ihn, wie man's wohl einzurichten habe, um beim Modellieren nach dem lebenden Akt am schnellsten und sichersten zum Ziele zu gelangen. ›Ich fang beim kleenen Zehen an, un das is meine Manier, un das is de beste.‹ Ein andermal fragt ich ihn, ob man bei Statuen, die hoch gestellt würden und sich gegen die Luft abhöben, die natürlichen Proportionen ändern müsse. Er antwortete: ›Wat richtig is, muß ooch richtig aussehen., Professor A. W.« – Und nun zum Schluß. Einer aus der Gruppe der »Entschiedenen« schrieb mir: »Alle drei Direktoren meiner Lebenszeit sprachen prononciert berlinisch. Die Reihenfolge würde sein: Herbig, Werner, Schadow. Herbig am dollsten‹.« , wiewohl er ihn ebensoleicht beiseite tun und namentlich in Aufsätzen und Abhandlungen – deren höchst vortreffliche von ihm existieren – eine durchaus mustergültige Sprache führen konnte. Lakonisch war er immer, wie fast alle Leute hervorragenden Könnens. Er trieb diese Kürze des Ausdrucks gelegentlich bis zur Unverständlichkeit, und nur Eingeweihte konnten ihm in solchem Falle folgen. Ein Jugenderlebnis, von dem er gerne sprach und das ihm so recht deutlich gezeigt hatte, mit wie wenig Worten sich durchkommen lasse, schien eine Nachwirkung auf sein ganzes Leben ausgeübt zu haben. Als er 1791 über Schweden nach Petersburg reiste, fand er an der russischen Grenzstation Kymen einen ehemaligen russischen Korporal als Posthalter vor. Schadow fror bitterlich und hatte Hunger und Durst. Er wußte kein Wort russisch, und um sich so gut wie möglich zu introduzieren, sagte er bloß: »Tottleben, Tschernyschew, Zarewna.« Der Korporal antwortete: »Belling, Zieten, Fridericus Rex.« So wurde mit Hülfe des Siebenjährigen Krieges Freundschaft geschlossen. Man fand sich und schüttelte sich die Hände. Der Russe schaffte Speisen und Tee herbei und trat dann unserm Schadow sein Bett ab, das das einzige in der ganzen Gegend war. Er hatte hier praktisch erfahren, daß es nur darauf ankomme, das rechte Wort zu treffen! –
Voller Selbstbewußtsein, war er doch frei von jeder kleinlichen Eitelkeit. Ja, er erwies sich nach dieser Seite hin als eine echte und große Künstlernatur. Die Autobiographie, die er hinterlassen hat, zeigt uns in erhebender Weise die Beispiele davon. Nirgends ein Verkleinern anderer, nirgends ein Vordrängen des eigenen Ich, nirgends ein Verkennen oder wohl gar ein Grollen über die Fortschritte, die Zeit und Kunst um ihn her gemacht hatten. Selten mag ein Künstler mit größerer Unbefangenheit über seine Werke zu Gericht gesessen haben. »Es kann dies Denkmal Tauentziens« – so schreibt er selbst – »nicht zu den Kunstwerken gezählt werden, die als Vorbilder dienen dürfen«, und über die Statue Friedrichs II. in Stettin, die von vielen Seiten seinen besten Arbeiten zugezählt und über das Rauchsche Kolossalwerk gestellt worden ist, läßt er sich selber in abwehrender Weise vernehmen: »Ich zähl auch diese Arbeit nicht zu den gelungenen; die Drapierung des Mantels war ein mühseliges Unternehmen.« Von den Reliefs am Berliner Münzgebäude sagt er in heiterer Anspruchslosigkeit: »Wer diese Arbeiten als meine besten gepriesen hat, mag es vor sich und vor der Welt verantworten.«
Solcher Aussprüche finden sich viele. Eine ungeheure Produktionskraft und eine bis ins späte Alter hinein dem entsprechende Leichtigkeit des Schaffens machten ihn gleichgültig dagegen, ob das ein' oder andre seiner Werke verlorenging oder nicht. Immer das Ganze vor Augen, war er nicht ängstlich bei jedem einzelnen auf Ruhm und Unsterblichkeit bedacht, auch wenn das einzelne wirklichen Wert besaß. Eine kleine Anekdote mag das zeigen. Unter den vielen Statuetten, die in seinem Zimmer auf Konsolen und Simsen umherstanden, befanden sich auch die Modellfiguren zweier Grazien, die er in grüner Wachsmasse ausgeführt hatte. Es waren Arbeiten aus seiner besten Zeit, kleine Meisterwerke, die mehr als einmal die Bewunderung eintretender Künstler und Kenner erregt hatten. Durch eine Unvorsichtigkeit indes waren während des Winters 1840 beide Figuren in die Nähe des Ofens gestellt worden und hatten, weil das Wachs an der Oberfläche schmolz, eine wie mit Pickeln übersäte Haut bekommen. Ein Tausendkünstler aus der Schadowschen Bekanntschaft erbot sich, mit Hülfe von Naphtha oder Äther die alte normale Schönheit wiederherzustellen. »Na, na«, hatte der Alte kopfschüttelnd abgewehrt, sich aber schließlich doch bestimmen lassen. Leider sehr zur Unzeit, und in einem Zustande merkwürdiger Schlankheit kehrten nach kaum acht Tagen die Äthergebadeten in das Schadowsche Haus zurück. Der Alte ging einen Augenblick musternd und schmunzelnd um seine Lieblingsgestalten herum und sagte dann ruhig zu dem erwartungsvoll Dastehenden: »Ja, de Pickeln sind weg, aber de Pelle ooch.« Wenige hätten gleich ihm die Beherrschung gehabt, mit einer humoristischen Bemerkung von einer so wertvollen und allgemein als mustergiltig angesehenen Arbeit Abschied zu nehmen.
Ein solches, von einem leichten Humor getragenes Abschiednehmen war nun freilich nicht immer seine Sache. Mußt es sein, wie in dem vorerzählten Falle, so fand er sich darin; aber freiwillig – nein. Auch hierfür ein Beispiel.
Einer seiner Schüler, der spätere Professor F., hatte sich durch Ausführung einer ihm im Interesse Schadows übertragenen Arbeit die ganz besondere Zufriedenheit des Alten erworben, so daß dieser in guter Laune sagte: »Nu höre, F., nu könntest du dir woll eigentlich sozusagen ne Gnade bei mir ausbitten. Na, sage mal, was möchtst du denn woll.«
»Ja, Herr Direktor...«
»Na, geniere dir nich. Sage man janz dreiste...«
»Ja, Herr Direktor, wenn Sie denn wirklich so viel Güte für mich haben wollen, dann möcht ich Sie wohl um die beiden kleinen Modellfiguren bitten, die da oben stehen.«
»Um welche denn?«
»Um den alten Dessauer und den alten Zieten.«
»I süh!... Höre, F., du bist nich dumm. Aber ich werde dir doch lieber fünfundzwanzig Daler geben.«
Und so geschah es.
Er war auch ein Repräsentant der Berliner Ironie, der trostlosesten aller Blüten, die der Geist dieser Landesteile je getrieben hat. Aber er war ein Repräsentant derselben auf seine Weise. Man hat, wenn solche Abschweifung an dieser Stelle gestattet ist, dies ironische Wesen auf den märkischen Sand, auf die Dürre des Bodens, auf den Voltairianismus König Friedrichs II. oder auch auf die eigentümliche Mischung der ursprünglichen Berliner Bevölkerung mit französischen und jüdischen Elementen zurückführen wollen – aber, wie ich glaube, mit Unrecht. Alles das mag eine bestimmte Form geschaffen haben, nicht die Sache selbst. Die Sache selbst war Notwehr, eine natürliche Folge davon, daß einer Ansammlung bedeutender geistiger Kräfte die großen Schauplätze des öffentlichen Lebens über Gebühr verschlossen blieben. Das freie Wort ist endlich der Tod der Ironie geworden und wird es täglich mehr. Zu Schadows Zeiten aber blühte sie noch, und da es für den einzelnen immer mehr oder weniger unmöglich sein wird, sich gegen einen die Gesellschaft beherrschenden Ton abzuschließen, so adoptierte denn auch Schadow diese Sprechweise, freilich erst, nachdem er sich dieselbe nach seinen eigenen Bedürfnissen zurechtgemacht hatte. Er versetzte sie nämlich mit einem Element, von dem sie in der Regel wenig zu haben pflegt: mit humoristischer Derbheit, und erzielte dadurch ein ganz eigenartiges Endresultat.
Ein paar illustrierende Beispiele, herausgenommen aus einer großen Zahl ähnlicher Anekdoten und Überlieferungen, mögen hier Platz finden. Vom Professor Stabfuß, der freilich alles andre eher war als ein Maler, pflegte der Alte lächelnd zu sagen: »Ja, der Stabfuß, der hat sich det Malen angewöhnt«, und einer Deputation von Bildhauern, deren Gesamtheit ihm am Abend vorher einen Fackelzug gebracht hatte, bemerkte er, ohne sich groß auf Dankesworte einzulassen: »Na, det hat euch woll viel Spaß gemacht.« Verhaßt waren ihm alle diejenigen, die durch Unterwürfigkeit und schöne Redensarten ausgleichen wollten, was ihnen an Kraft und Können abging, und auf einschmeichlerische Gesuche wie etwa: »Der Herr Direktor könnten das ja mit Leichtigkeit tun«, pflegte er regelmäßig zu antworten: »Ja, dun könnt ich et; aber ich du et lieber nich.« Anmaßung und Dünkel ließ er nicht aufkommen, auch da nicht, wo ein entschiedenes Talent die Äußerungen der Eitelkeit allenfalls verzeihlich gemacht hätte. Nahm er dergleichen wahr, so entstanden Gespräche wie das folgende: Schadow: »Haste det alleene gemacht?« Schüler: »Jawohl, Herr Direktor.« Schadow: »Janz alleene?« Schüler (fast beleidigt): »Jawohl, Herr Direktor.« Schadow: »Na, denn kannst du Töpper werden.« – Er hatte von solchen Ausdrücken und Vergleichen eine ganze Skala zur Verfügung. Am niedrigsten stand ihm der Zinngießer.
Nicht besser ging es denen, die als »Amateurs« in Reih und Glied eintreten und die Kunst nebenbei erlernen wollten. Einem jungen Offizier, der talentiert war und aus » Liebhaberei« zu malen vorhatte, antwortete er trocken: »Ne, ne, Herr Leutnant. Bleiben Se man lieber bei Ihr Mächen.«
Interessant war sein Verhältnis zu Rauch. Es wurd ihm nach dieser Seite hin das Möglichste zugemutet, und selbst die bittersten Gegner des alten Herrn – er hatte deren zur Genüge – werden ihm das Zeugnis nicht versagen können, daß er mit einer selten unzutreffenden Charakterhoheit dem Aufgang eines Gestirns folgte, das bestimmt war, die Sonne seines eigenen Ruhmes, wenigstens auf Dezennien hin, mehr oder weniger zu verdunkeln. Äußerungen, die ich bereits im allgemeinen getan, hab ich an dieser Stelle noch im besonderen zu wiederholen. Kein bitteres Wort, kein abschmeckiges Urteil kam über seine Lippe, selbst dann nicht, als die jugendlichere Kraft des Rivalen mit Ausführung jenes Friedrich-Denkmals betraut wurde, das einst sein Tag- und Nachtgedanke und wie nichts andres in seinem Leben der Gegenstand seines Ehrgeizes und seiner höchsten künstlerischen Begeisterung gewesen war. Überall, wo wir dem Namen Rauchs in seiner (Schadows) Autobiographie begegnen, geschieht es in einem Tone unbedingter Huldigung. »Die Figur der Königin zu Charlottenburg war sein erstes glänzendes Werk, so glänzend, daß es merkwürdig bleibt, wie seine folgenden Werke jenes noch übertreffen konnten.« In ähnlicher Weise klingt es stets. Zum Teil mochte das, was als neidlose Bescheidenheit erschien, ein Resultat klugen Abwarten- und Schweigenkönnens sein. Er wußte, daß seine Zeit wiederkehren würde; sprachen doch inzwischen seine Werke für ihn. Wenig mehr als ein Menschenalter ist seitdem verflossen, und die Wandlung der Gemüter hat sich vollzogen, rascher, als er selbst erwartet haben mochte. Die Zeit ist wieder da, wo das Grabmonument des jungen Grafen von der Mark in der Dorotheenstädtischen Kirche ruhmvoll und ebenbürtig neben jenem schönen Frauenbildnis im Mausoleum zu Charlottenburg genannt wird, und der Marmorstatuen Scharnhorsts und Bülows kann nicht Erwähnung geschehen, ohne daß gleichzeitig und mit immer wachsender Pietät auf die Standbilder Zietens und Leopolds von Dessau hingewiesen würde, die wir dem erfinderischen Kopf und der mutigen Hand des Alten verdanken. Die Fachleute zweifeln kaum noch, vor wem sie sich als vor dem größeren zu beugen haben: Rauch hatte die geschicktere Hand, aber Schadows Genius war bedeutender, selbständiger. Er schritt voran und brach die Bahn, auf der die Gestalt des andern, groß und leuchtend und mit dem fliegenden Haar des Olympiers, ihm folgte.
Es ist nicht Absicht dieser Zeilen, den Charakter Schadows nach allen Seiten hin zu zeichnen; aber ein Zug darf schließlich nicht vergessen sein, der entschieden in das Bild des Alten gehört: seine Loyalität, sein Herz für Preußen und die Mark. Er lebte durch ein volles halbes Jahrhundert hin als ein bevorzugter Liebling des Hofes, aber es waren nicht diese Bevorzugungen und Auszeichnungen, die seine Loyalität erst schufen, vielmehr wurd er ein Liebling, weil er sich in schwerer Zeit als ein Mann von Herz und Hand bewährt hatte. Er gehörte zu denen, denen gegenüber das allgemein patriarchalische Verhältnis, in dem die Hohenzollern zu ihren Untertanen stehen, den intimeren Charakter einer alten Bekanntschaft annimmt und zu einem Tone führt, in dem das Element der Scheu von der einen und der Hoheit von der andern Seite her in dem des Vertrauens völlig untergeht. Es gibt vielleicht keine zweite Fürstenfamilie, die solche beinah freundschaftlichen Verhältnisse kennt, sicherlich nicht in gleicher Zahl. An den meisten Höfen fehlt das Vertrauen, bei anderen lassen Steifheit und Formenwesen das Menschliche nicht zu voller Geltung kommen. Nur die Hohenzollern kennen jene wirkliche Humanität, die, wie der Zug ihres Herzens, so das Glück ihres Volkes ist.
Der alte Schadow war einer von denen, die wie lang bewährte Diener »mit zur Familie« gezählt wurden, einer von denen, die das süße Gefühl nicht störten: »wir sind unter uns«. Als er Ende der dreißiger Jahre ins Schloß ging, um bei Prinz Waldemar, dem jüngeren Sohne des Prinzen Wilhelm, Unterricht zu geben, trat er gerad in das Zimmer, als sich zwei junge Prinzessinnen lachend über den türkischen Teppich rollten; die Gesichter glühten, und die Haarflechten hingen lang herab. Entsetzt sprangen sie auf, warfen sich aber sofort wieder hin und tollten lachend mit den Worten weiter: »'s ist ja der alte Schadow.«
Als die Friedensklasse des Pour le mérite gestiftet wurde, war es selbstverständlich, daß Schadow den Orden erhielt. Der König selbst begab sich in die Wohnung des Alten in der jetzigen Schadow-Straße.
»Lieber Schadow, ich bring Ihnen hier den Pour le mérite.«
»Ach, Majestät, was soll ich alter Mann mit 'n Orden?«
»Aber, lieber Schadow...«
»Jut, jut, ich nehm ihn. Aber eine Bedingung, Majestät: wenn ich dod bin, muß ihn mein Wilhelm kriegen.«
Der König willigte lachend ein und verzeichnete in dem Ordensstatut eigenhändig die Bemerkung, daß, nach des Alten Tode, der Orden auf Wilhelm Schadow, den berühmten Direktor der Düsseldorfer Akademie, überzugehen habe. Wunsch des Vaters und Verdienst des Sohnes fielen hier zusammen.
Die letzte Begegnung, die der Alte mit König Friedrich Wilhelm IV. hatte, war wohl im Herbst 1848, wo der nunmehr Vierundachtzigjährige der Deputation angehörte, die von Berlin aus nach Potsdam ging, um dem Königspaare zur silbernen Hochzeit zu gratulieren. Als ihn der König sah, schob er ihm einen Stuhl hin. »Setzen Sie sich, Papa.« Der ganze Vorgang an die bekannte Szene zwischen Friedrich dem Großen und dem alten Zieten erinnernd.
Durch das ganze Schaffen des Alten ging, wie schon angedeutet, ein vaterländischer, ein preußisch-brandenburgischer Zug. Dies zeigte sich nicht bloß auf dem Gebiete der Historie, sondern auch auf dem der Landschaft. Er freute sich jedesmal, wenn es einem oder dem andern geglückt war, etwas Hübsches aus den Gegenden der Havel und Spree darzustellen, und eiferte dann halb scherzhaft halb ernsthaft gegen das »ewige Italien-Malen«. »Ich bin nich so sehr vor Italien«, hieß es dann wohl, »un die Bööme gefallen mir nu schon jar nich. Immer diese Pinien un diese Pappeln. Un was is es denn am Ende damit? De eenen sehn aus wie uffgeklappte Regenschirme un die andern wie zugeklappte.« Dinge, die sich jetzt von selbst zu verstehen scheinen, hat er das Verdienst, völlig abweichend vom Hergebrachten, zuerst gewagt und durch charakteristisch siegreiche Behandlung in die moderne Kunst eingeführt zu haben. Gegen die ausschließliche oder auch nur vorzugsweise künstlerische Berechtigung des Vaterländischen, des altenfritzig Zopfigen, scheint er freilich allezeit starke Bedenken unterhalten zu haben, viel stärkere, als man geneigt sein könnte bei einem Manne anzunehmen, dem es vorbehalten war, eben nach dieser Seite hin epochemachend aufzutreten. Aber ebensowenig wie er den Realismus ausschließlich wollte, ebensowenig verkannte er sein Recht. Die alten, hergebrachten Formen reichten für ein immer reicher und selbständiger sich gestaltendes Leben nicht mehr aus. Er empfand das tiefer als andere. Im Einklang mit seiner ganzen Natur erschien ihm die Kunst nicht als ein allein dastehendes, einfach dem Schönheitsideal nachstrebendes Ding, vielmehr sollte sie dem wirklichen Leben in der Vielheit seiner Erscheinungen und Ansprüche dienen, um es hinterher zu beherrschen. Das Loslösen der Kunst vom lebendigen Bedürfnis war ihm gleichbedeutend mit Tod der Kunst. So entstanden jene Arbeiten, die unser Stolz und unsere Freude sind. Die Ausführung dessen, woran seine Seele zumeist gehangen hatte, des Friedrichs-Monuments, blieb ihm freilich versagt, als Beweis aber, wie bescheiden und patriotisch zugleich er seine Tätigkeit auffaßte, stehe hier zum Schluß, was er selber bei Gelegenheit seines Zieten-Standbildes schrieb: »Ein zwar weniger kostbares, aber deshalb nicht minder beachtenswertes Zieten-Denkmal als das meinige ist die Lebensbeschreibung des alten Helden, die Frau von Blumenthal herausgegeben hat. Sie gibt in diesem Buche das ausgeführte Bild eines frommen und tapfern Soldaten, schildert den Geist seiner Zeit und flößt, bei angenehmer Unterhaltung, die Liebe ein zu König und Vaterland.«
So schrieb der Alte, und so war er.