Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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An Johann Georg Jacobi.

1767.

        Unter Scherz und Lachen wollen wir
Uns're Tage leben,
Und nicht Einer quälenden Begier
Unser Herz ergeben!
Tausend Tonnen Goldes aufgethürmt
Können Fürsten machen,
Aber einen Geist, in dem es stürmt,
Weder Scherz noch Lachen!

Scherz und Lachen und Zufriedenheit
Fliehen feige Seelen,
Die um jede kleine Zeitlichkeit
Sich zu Tode quälen,
Ordensbänder, Ehrenstellen, Geld
Schätzen Thoren teuer;
Nicht für alle Doppien der Welt
Geb' ich meine Leier!

Mäcenaten hat sie nie gefröhnt,
Munterkeit und Freude
Hat sie stets in meine Brust getönt,
Tödtlich allem Leide!
Zu den Göttern hat mit ihr mein Geist
Sich empor geschwungen;
Keinen Cäsar, aber einen Kleist
Hat sie mir gesungen.

Allen deinen Musen, Gräcia,
Hat sie nachgelallet,
Weil noch immer in Teutonia
Rauher Ton erschallet.
Harmonieen, feinen Ohren süß,
Sollten immer tönen
Allen, welchen sie sich hören ließ,
Königen und Schönen!

Königen und Schönen tönte sie,
Aber ihren Ohren
Ging die feinste Silberharmonie
Allemal verloren!
Darum trotzig, wollte sie nicht mehr
Königen und Schönen,
Sondern nur gefälligem Gehör
Ihrer Freunde tönen.

Deinem jüngsten Freunde töne dann,
Töne, Leier, töne!
Der zufriedene, der brave Mann
Liebt, wie du, das Schöne,
Liebt ein artig Blümchen auf der Flur,
Ist von edlem Herzen,
Ist ein weiser, frommer Epikur,
Weiß, wie du, zu scherzen.

Weiß zu singen, wie Anakreon
Und Chapelle singet,
Kann sich freuen, wenn ein Meisterton,
Leier, dir gelinget!
Allen seinen Mädchen ungetreu,
Meister seiner Triebe,
Liebt er Wahrheit mehr, als Schmeichelei,
Freundschaft mehr, denn Liebe!

 


 


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