Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Gedichte
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Die Nachbarn

1749

1. Der Nachbar
            Es ist doch meine Nachbarinn
Ein niedlich muntres Weib;
Sie macht mir, wenn ich bey ihr bin,
Recht schönen Zeitvertreib.
Das aber, was mir nicht gefällt,
Ist, daß der Mann stets Wache hält;
Jedoch, ich habe Wein!
Ja, Wein, du Freund der Liebe du!
Dich trink ich ihm in vollen zu,
Und trinkend schläft er ein.
 
2. Der Mann
Mein Nachbar schickt ohn Unterlaß
Mir seinen guten Wein;
O Nachbar, warum thust du das?
O Nachbar du bist fein!
Doch, ich bin feiner noch, als du;
Von deinem Wein trink ich dir zu,
Und habe guten Muth;
Und eh ich Hörnerträger bin,
Vertrinkst du mit vergnügtem Sinn,
Bey mir dein Haab und Guth.
 
3. Die Frau
Mein Schatz, betriege doch nicht so,
Den guten Nachbarsmann;
Sein guter Wein macht dich zwar froh,
Allein gedenk daran;
Es ist doch Sünde, laß es seyn,
Bezahl ihm seinen guten Wein,
Laß dein Gewissen ruhn!
Und wenn du nicht die Bitt erfüllst;
Und wenn du nicht bezahlen willst;
So sprich: Soll ich es thun?

 


 


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