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Ohnerachtet man jetzt beständig und fast immer die Worte: der Teufel! hohl ihn der Teufel! Teufelskerl! u.s.w. beybehält, so sieht man es doch für das Kennzeichen einer übeln Erziehung, oder für Mangel an guter Lebensart an, wenn man einen Teufel, oder, welches eben so viel ist, die Existenz mehrerer Teufeln glaubt. – Nur Blödsinnigen und Dummen will man diesen Glauben verzeihen oder guthalten.
Das Daseyn des Teufels läugnen, ist Unglaube; ihm diejenige Macht über die Geschöpfe zuschreiben, die man ihn so allgemein einräumt, ist Irrglaube: und der abgeschmackteste Aberglaube ist es, zu glauben, daß der Mensch mit ihm in Verbindung treten, daß er Sturmwinde, Hagel, Platzregen, Erdbeben und andere Veränderungen bewirken könne.
Aus der Bibel haben wir seinen Ursprung kennen gelernt. So wie alles von Gott gut erschaffen; so war auch der Teufel als ein Engel gut, und mit vortreflichen Eigenschaften erschaffen worden: da er aber mit dem glücklichen Zustande, in welchen Gott ihn gesetzt hatte, nicht zufrieden war, und sogar eine Anzahl Engel aufrührisch gegen Gott machte, um vielleicht sich über ihn zu erheben; so wurde er aus dem Himmel vertrieben, und an einen finstern, abgelegenen Ort verwiesen. Wenn man in Catechismen und andern Büchern die scheußlichsten Abbildungen von dem Teufel sieht: so möchte man glauben, die, welche ihn so abgebildet haben, hätten ihn selbst gesehen. Ueber dem Kopf ragen große Hörner hervor. Die Stirne ist unförmig gewölbt, die Nase unmäßig lang, und der Mund, in dem man die scharfen Zähne sieht, sinkt über dem langen, spitzigen Kinn, tief hinein. Der Gurt um den flatternden Rock ist eine gräßliche Schlange, die grimmig ihren Rachen aufsperrt. Unter demselben ragen Bocksfüße hervor; die Hände sind mit starken Klauen bewafnet, und der Schwanz, der hinten herunterhängt, endigt sich in einem spitzigen Pfeil. Ueberall sieht man seine Gestalt kohlschwarz. Neben ihm steht ein großer Zähneblöckender Hund, dem die geifernde Zunge aus dem Rachen hängt.
Bücher mit solchen Abbildungen gab, und giebt man noch Kindern in die Hände, um ihnen einen rechten Abscheu vor dem Teufel beizubringen, ohne zu bedenken, daß man dadurch unnatürliche und widersinnige Begrife in ihnen erzeugt, woraus in der Folge mancherlei Uebel entstehen, die oft auch durch die Zeit nicht wieder gut gemacht werden können. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn jetzt noch als wunderbare Wahrheit erzählt wird, wie der Teufel roth gekleidet in das Wirthshaus gekommen sey, sich mit an den Tisch gesetzt, allerhand verführerische Reden geführt, und unter den Spielenden Uneinigkeit zu erregen gesucht habe, bis, da man ein herunter gefallenes Kartenblatt habe aufnehmen wollen, sein Pferdefuß sey gesehen worden; da er denn mit Zurücklassung eines hässlichen Gestanks verschwunden sey. O die Furcht vor dem Teufel ist allgemein und groß genug; man darf sie durch grauenvolle Abbildungen und Erzählungen nicht vermehren; sie ist größer, als sie bei Christen seyn sollte. Man schreibt dem Teufel Thaten zu, die nur die Allmacht verrichten kann; und alle die merkwürdigen Begebenheiten, welche die Vorsehung aus weisen Absichten über die Menschen verhängt: als ob er eine mit Gott getheilte Herrschaft über die Welt und die Menschen hätte! Man rede von Gottes Allmacht, von seinen Strafen, dass es bei ihm stehe, glücklich oder unglücklich zu machen; und man wird höchstens einen Seufzer hören, der übrigens keine Unruhe verursacht. Aber man fange vom Teufel an, rede von Bezauberungen durch ihn, und von seinen Verwüstungen; sage, er habe jenem den Hals umgedreht, jenen in die Luft geführt, und unter gräßlichem Geschrei zerrissen – und man wird es von ganzem Herzen glauben und erschrecken. Beweist dieß nicht, dass man den Teufel mehr fürchtet als Gott? Und wie viele Handlungen der Christen fliessen daraus? Der Teufel kann uns ohne Gottes Zulassung nicht schaden; denn er ist unter Gott: und ob er gleich darauf stets bedacht seyn mag; so kann er doch ohne Gott nie seine Absichten erreichen. Wenn man das erste Capitel des Buchs Hiob liest; so scheint es zwar; als ob da dem Satan die Macht zugeschrieben werde, Sturmwinde und Gewitter zu erregen; als ob er den Hiob mit bösen Schwären geschlagen habe. Allein man muß nur die Stellen, die davon reden, recht erklären. Die Entstehung des Donnerwetters, das Hiobs Schafe und Hirten tödtete, die Erregung des großen Windes, der sein Haus umwarf, wird wirklich nicht dem Satan, sondern Gott zugeschrieben; denn nur Gott kann so etwas Thun. Die Worte des siebenten Verses beziehen sich auf Gott, und müssen eigentlich so gegeben werden: Da fuhr Satan aus, vom Angesicht des Herrn, und er, der Herr, schlug Hiob mit bösen Schwären. Man muß hiebei bedenken, dass das Buch Hiob eine Art von Trauerspiel sey, in welchem, nach morgenländischem Sprachgebrauch, starke dichterische Vorstellungen vorkommen, die man nicht eigentlich und wörtlich erklären darf. Ein anderer Beweis für die Wirkung des Teufels, und seine Macht über die Menschen, könnten die Besessenen seyn, welche im neuem Testament erwähnt werden, von denen der Heiland und seine Apostel Teufel ausgetrieben haben. Allein dieser Beweis beruht auf einer falschen Erklärung der Schriftstellen, die von den Besessenen handeln. Wir finden, wenn von solchen Leute geredet wird, niemals das Wort Teufel; sondern Tämon, welches so viel als Geist bedeutet. Unter dem Wort Geist kann man aber nicht allemal ein lebendiges persönliches Wesen verstehen; sondern es bedeutet sehr oft nur die Eigenschaft einer Sache. So heißt z.B. der Geist der Zwietracht die Zwietracht selbst, der Geist der Versöhnlichkeit, die Versöhnlichkeit selbst. Zu den Zeiten Christi waren Juden und Heiden gewohnt, alles Böse, besonders aber solche Krankheiten, welche dem Körper heftig angrifen und herum warfen, Tämonen zuzuschreiben; kann man darunter nicht die Krankheit selbst verstehen? Nach Luc. 13 V. 11 und 12. hatte eine Frau, achtzehn Jahre lang, ein Gebrechen an sich, wodurch sie ganz contract geworden war. Nach der Einbildung und dem Redegebrauch der Juden, hieß es ein Geist der Krankheit, V. 11. Jeses aber nennt sie schlechthin eine Krankheit, indem er V 12. zu dieser elenden Person sagt: Weib, sey los von deiner Krankheit.
Das Geisteraustreiben, das durch Christum und seine Apostel geschah, zeigt also die wunderthätige Gesundmachung der Wahnwitzigen, Verrückten und Rasenden an; denn solche Kranke wurden damals Besessene oder eigentlich Begeisterte genennt. Wenn daher die Evangelisten erzählen, dass der Heiland einen Tämon ausgetrieben habe; so folgt daraus nicht, dass solche Leute vom Teufel wirklich besessen gewesen. Aber so, könnte man sagen, hätte der Heiland die falschen Begriffe, welche die Juden von diesen kranken Personen hatten, gebilligt. Auch das folgt nicht daraus. Ein weiser Mann, besonders wenn er Volkslehrer ist, richtet sich nach dem im gemeinen Leben eingeführten Sprachgebrauch, um verstanden zu werden, ohne die irrigen Meinungen zu billigen, die der Unwissende dabei hat. Der Naturlehrer braucht die Ausdrücke: Sternschnuppe, fliegender Drache, St. Veits Tanz x. ohnerachtet er wohl weiß, daß jenes Feuer nicht von den Sternen fällt, dieses kein Gespenst, und letzteres eine Krankheit seyn soll, die den Körper in außerordentliche Bewegung setzt. So konnte Christus und seine Apostel die Redensarten: einen Tämon haben, einen Tämon austreiben, – gebrauchen, ohne die falschen Begriffe der Juden zu billigen. Wem inzwischen diese Meinung, die aber, höchst wahrscheinlich, und durch die größten Gottesgelehrten bestätigt ist, nicht gefällt, der mag glauben, dass bei den Krankheiten der Besessenen, womit sie aus natürlichen Ursachen behaftet waren, der Teufel zugleich eine Wirkung auf ihre Seele gehabt; und daß Gott dieß aus weisen Ursachen zu den Zeiten Christi zugelassen habe. Dergleichen Stellen: Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe ec. können unmöglich eigentlich verstanden werden; denn wer hat je den Teufel gesehen, oder ihn unter der Gestalt eines brüllenden Löwen erblickt? Oder wem hat er je verschlingen wollen? Der böse Geist, der von Zeit zu Zeit über den König Saul kam, und ihn beunruhigte, war eine starke Melancholie oder Schwermuth. Dieß erhellet theils aus dem Umstand, weil diese Krankheit durch Music gehoben werden konnte; theils, weil sie den Saul auf Gottes Zulassung befiel, und daher Geist Gottes, Geist vom Herrn genennt wird. Wer könnte dabei an einen Teufel denken? Gesetzt, der Teufel hätte ehedem eine gewisse Macht über die Menschen gehabt; so kann er sie doch jetzt nicht mehr haben, weil ihm durch Christum die Macht genommen ist. Es würde der Ehre Gottes zuwider seyn, wenn man glauben wollte, Gott gebe dem Teufel die Macht, Menschen zu erwürgen, sie ins Wasser zu stürzen, und in andres Unglück zu bringen; besonders da wir wissen, daß Gott ihn an einen entfernten finstern Ort verwiesen, und zum Gericht aufbewahrt; dass er sich daher aus demselben so wenig entfernen kann, als ein mit Ketten im Gefängniß Angeschlossener aus demselben. Die Christen wissen das, und fürchten sich so abergläubisch vor dem Schaden, den ihnen der Teufel etwa zufügen möchte. Sie bekreuzen die Ställe, um das Vieh vor ihm zu sichern, und sprechen den Seegen, um selbst vor ihm sicher zu seyn. Sie lesen den Anfang des Evangelii Johannis, den zu bannen, dessen Macht ihrer Meinung nach so groß ist, Kurz, wenn man nach den abergläubischen Verhalten vieler urtheilen sollte; so würde das Christenthum nicht sowohl ein Gottesdienst; sondern eine Furcht vor dem Teufel seyn. So wenig man nun das Daseyn des Teufels auf der Welt und unter den Menschen behaupten kann; so wenig und noch weniger darf man glauben, man könne durch ihn etwas thun. Es sind Einbildungen und Lügen, es ist Thorheit und Aberglaube, wenn man glaubt, es könne jemand mit dem Teufel in ein Bündniß treten. Dergleichen Menschen giebt es nirgends in der Welt, denen der böse Geist Vortheile verschaffe, denen er Nahrungsmittel, Geld und dergleichen zuführe, und die sich ihm dafür zu eigen ergeben hätten. Es sind große Lügen, wenn man erzählt, der Teufel habe einst jemand für die ihm geleisteten Dienste geholt, nachdem die bestimmte Zeit verflossen sey. Sollte Gott wohl zugeben, dass der Mensch mit diesem Geist in eine so genaue Verbindung trete? Sollte er es zugeben, daß dieser böse Geist eins seiner Geschöpfe so grausam behandle? Wenn man eine Beschreibung von dem Teufel fordert; so erhält man zur Antwort; Der Teufel ist ein Geist. – Ein Geist aber ist ein einfaches Ding, das kein Körper ist, und das daher nichts körperliches vornehmen, keinem dem Hals umdrehen, keinen zerreißen kann. Sollte der Teufel so etwas thun können; so müsste er vorher einen Körper angenommen haben. Ohne Gottes Zulassung kann das nicht geschehen; der gütige Gott aber, der seine Geschöpfe liebt, wird so etwas nicht zulassen. Von Zauberern und Hexen, die aber nirgends sind, glaubt man gewöhnlich, daß sie mit dem Teufel in Verbindung stünden, durch dessen Hülfe sie denn, unter Hersagung gewisser Formeln und Sprüche, unter Beobachtung gewisser Gebräuche, die aber gar nicht zureichend sind, etwas außerordentliches zu thun, solche Dinge ausrichten könnten, die über menschliche Kräfte giengen. Das sind Mährgen, und wenn die Schrift von Zauberern redet; so erklärt sie doch nirgends, was sie darunter verstehe. Die Egyptischen Zauberer, welche in dem zweiten Buch Mois erwähnt werden, waren listige Betrüger, die sich geheimer Künste rühmten, durch Ceremonien und Beschwörungen die Unwissenden zu hintergehen, und durch ihre Gaukeleien bei ihnen sich Ansehen zu verschaffen suchten. Sie versuchten, die Künste nachzumachen, welche Moses und Aaron thaten, und es gelang ihnen zuweilen, etwas ähnliches hervorzubringen; aber sie konnten es nicht immer. Die heutigen Zauberer sind entweder Betrüger, oder Betrogene, oder Verlästerte. Sie sehen entweder die Nichtigkeit ihrer Kunst ein, und behalten sie als ein Erwerbsmittel bei; oder sie glauben selbst, daß die Alfanzereien, die andere ihnen vormachten, besondere Wirkungen hätten; oder sie sind von schmähsüchtigen und abergläubischen Leuten für das ausgegeben, was sie wirklich nicht sind. Geschickte und gelehrte Männer, z.B. der Erfinder der Buchdruckerey, u.s.w. wurden ehedem von dem Neide oder der Dummheit beschuldigt, als ob sie mit dem Teufel in Verbindung stünden. Die Meinung, daß Menschen mit dem Teufel Bündnisse gemacht haben sollen, entstand in den Zeiten der Unwissenheit, wo man alles das, was man nicht sogleich einsehen und begreifen konnte, dem Teufel zuschrieb. Im Jahr 1631 starb ein gewisser Gelehrter; man fand bei ihm etwas, worinn man ein vielfüßiges haariges Thier sahe. Jeder hielt es für den Teufel, den der Verstorbene im Leben bei sich geführt habe, darum er auch so gelehrt gewesen sey. Man verwehrte seinem Leichnam die Erde zum Begräbniß, bis man überzeugt wurde, dass man durch ein gutes Vergrößerungsglas eine Spinne sahe. Weder die heilige Schrift, noch ein anderes glaubwürdigeres Buch sagt, dass der Mensch mit dem Teufel in ein Bündniß treten und durch ihn Wunder thun könne. Bei denen, die so etwas von sich selbst sagten, oder andern begreiflich zu machen suchten, wurde der Betrug gemeiniglich entdeckt; wo es nicht geschah, da kann man sehr wahrscheinlich vermuthen, daß er bei gehöriger Untersuchung an den Tag gekommen seyn würde. Es hat auch religiöse, im Guten eifrige Männer gegeben, die, weil sie von lebhafter Einbildungskraft waren, und sich von den Vorurtheilen noch nicht ganz los gemacht hatten, womit Kopf und Herz von Jugend auf ihnen angefüllt worden war; wirklich glaubten, daß der Teufel ihnen erscheine. Warlich, diese gute und heilige Leute waren keine Betrüger; aber sie sind ein Beweis, daß Erscheinungen, wenn auch die besten Menschen sie hätten; nichts beweisen, nichts wahrer machten. Man sollte vornämlich Kinder vor dergleichen Meinungen zu bewahren suchen. Eltern, die ihren Kindern mit läppischen und fürchterlichen Erzählungen vom Teufel den Kopf anfüllen, handeln unverantwortlich; denn dadurch wird ihnen eine ungegründete und höchst schädliche Furcht eingeprägt, wovon sie in ihrem ganzen Leben gequält und gemartert werden, und wodurch sie sich abhalten lassen, zur Zeit der Noth ihrem Nächsten die schuldigen Pflichten zu leisten; denn sie fürchten die schröckliche Mitternachtstunde! Man hängt an dem, was man einmal von dem Teufel gehört und geglaubt hat, oft so fest, daß man den, der darin anders denkt, für gefährlich hält. Gleichwohl verliehrt man so wenig, wenn man die Meinungen von den Wirkungen und der Macht des Teufels fahren lässt; und ist auf der andern Seite so viel Unheil aus denselben entstanden, daß man sich über das sonderbare in den Menschen nicht genugsam verwundern kann. Wie oft entschuldigte ein Missethäter sich damit, daß der Teufel ihn verführt habe? Jener Bube, der, aus Verdruß darüber, daß er Schläge bekommen hatte, sich erhängte, aber noch gerettet wurde, war dreust genug, zu sagen, der Schwarze habe es gethan.
Es musste erst von dem Teufel geredet werden, weil man die Erscheinungen, Künste x. seinem Einfluß größtentheils zuschreibt. Die Einbildungskraft thut bei dem allen außerordentlich viel; also