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zu wollen.
Die Juden, Zigeuner, Kohlen- und Aschbrenner sind die Helden, die das Feuer besprechen zu können vorgeben. Die Juden haben zweierlei Arten, dieß zu thun. Dieser Absicht zufolge pflegt der Feuerbesprecher das Feuer anzureden, und erwählt dazu einen erhabenen Ort, von da er alles, was brennt, übersehen kann. Er läßt sich eine Pfanne mit glühenden Kohlen nebst einer Gießkanne voll Wasser geben; sieht darauf mit unverwandten Augen das Feuer an, murmelt die hebräischen Worte aus dem 4. B. Mose, Cap. 11, V. 2. Da schrie das Volk zu Mose und Moses bat den Herrn, da verschwand das Feuer – silbenweis her, und gießt bei Aussprechung einer jeden Silbe ein wenig Wasser über die glühenden Kohlen; und glaubt dann, das Feuer müsse nun verschwinden, oder wenn es, wie immer, nicht geschieht, es werde nun mit leichter Mühe gelöscht. Andere Feuerbesprechende Juden suchen bei einer Feuersbrunst ein Haus, das noch nicht angegangen ist, dadurch zu retten, und dem weitern Vordringen des Feuers zu wehren, daß sie mit Kreide entweder die vorgedachten Worte, oder den Schild Davids, mit dem Wort Agla, oder den göttlichen Namen Adonai anschreiben. Unter dem Schild Davids denken sich die thörichten Feuerbesprecher, die bildliche, bedeutende (hieroglyphische) Figur, welche David, ihrem Vorgeben nach, auf seinem Schild gehabt haben soll. Sie besteht aus zween unter und etwas in einander stehenden Triangeln, in deren sechs Winkeln, wie auch in der Mitte das Wort Agla mit hebräischen Buchstaben steht. Dieses Wort bedeutet an sich nichts, sondern es zeigt nur die Anfangsbuchstaben von den vier hebräischen Worten an: Attha Gibbohr Leolam Adonai – Du bist stark in Ewigkeit Herr. Siebenmal steht das Wort Agla in der beschriebenen Figur; denn die Zahl 7 ist unter den Juden heilig geachtet, wie unter den Christen die 3. Ist das Haus schon angegangen, so schreiben sie jene Worte aus dem 4. Buch Mosis auf eine Brodrinde, Papier oder Teller, gehen, wenn sie können, dreimal um das Feuer herum und werfen das so beschriebene hinein. Dieß soll gleichfalls die Wirkung haben, daß das Feuer davon verschwinde. Die Juden sind davon eingenommen, daß gewisse merkwürdige Worte des alten Testaments und gewisse Charactere aus ihrer Cabbala eine verborgene Kraft hätten, und sie glauben es fort, ohnerachtet sie schon oft von dem Gegentheil überzeugt worden sind. Wenn aber Christen sich ihrer bedienen, um durch sie das Feuer zu dämpfen; so ist dieß ja eine weit grössere Thorheit, und sie bestärken jene in allem ihrem Irrthum. Jenen biblischen Worten ist nirgends eine Kraft verheißen, das Feuer damit zu löschen; und es ist ein Misbrauch des Namens Gottes, wenn man ihn auf Papier oder etwas anders schreibt, um dieß dadurch zu bewirken. Ist es nicht eine grosse Thorheit, zu glauben, daß in den, unter Besprengung glühender Kohlen mit Wasser, silbenmäßig hergemurmelten Worten Mosis, oder in den Worten Agla, Adonai eine Kraft stecke, der Wuth des schrecklichsten Elements Einhalt zu thun?
Die Zigeuner und die Christen, die von dieser irrigen Meinung eingenommen sind, pflegen einen Feuerseegen herzusagen, in welchem sie das Feuer im Namen Jesu anreden, und überhaupt den göttlichen Namen unverantwortlich mißbrauchen:
Feuer, steh still, um Gottes Will,
Um des Herrn Jesu Christi willen!
Feuer, steh still in deiner Gluth,
Wie Christus der Herr ist erstanden in seinem rosinfarbnem Blut!
Feuer und Gluth, ich gebeut dir bei Gottes Namen,
Daß du nicht weiter kommst von dannen
Sondern behaltest alle deine Funken und Flammen
Amen! Amen! Amen!
Solche Anrede an das Feuer ist die größte Entheiligung des Namens Gottes und Jesu. Kaum sollte man glauben, daß der Türk den Namen seines Mahomeds und der Sinese seines Confuzzi so mißbraucht; und der Christ entehrt das Andenken Gottes und seines Erlösers so sehr? Oder der Feuersprecher sagt: Feuer, heisse Gluth und Flamm, dir gebeut Jesus Christus der grosse Mann: Du sollst stillstehn und nicht weiter gehn; im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. – Er soll dabei dreimal um das Feuer reiten, jedesmal eine Strofe langsam sagen, und denn in einen Teich hineinsprengen; weil nun das Feuer aus allen Winkeln hervorkommt und ihn verfolgt, wenn es ihn erreichen kann, ihn tödtet und verzehrt: Die Erfahrung lehrt ja, daß der gleichen Mittel nicht das geringste wirken. Und wenn die Juden das Feuer besprechen können, warum thun sie es nicht, wenn ihre eigene Häuser von der Flamme ergriffen, und wie es schon oft geschehen ist, in die Asche gelegt werden? Sie sagen dann zwar, es müsse ein verfluchtes Feuer gewesen seyn; aber so wird jedes Feuer verflucht seyn; denn bei keinem hat je ihr Besprechen etwas geholfen; Und wer sieht nicht, daß ihre ganze Kunst eine abergläubische Einbildung sey? Einige unter den Christen bedienen sich zum Feuerbesprechen eines hölzernen Tellers, auf welchem nicht weit vom Rande drei Zirkel nahe unter einander, und in einer Entfernung von etwa einem halben Zoll, noch drei gezeichnet sind. In dem leeren Raum unterwärts steht ein Herz, und über demselben noch ein anderes, das ein wenig kleiner ist. Mitten durch diese beiden Herzen ist eine gerade Linie gezogen, mit einem daran befindlichen Widerhaken. In dem kleinen obersten Herzen steht zur rechten der lateinische Buchstabe A; zur Linken der Buchstabe G; in dem untern grössern Herzen, zur rechten L; zur Linken A, so daß durch Zusammensetzen derselben das Wort Agla herauskommt. Unter dem untersten Herzen stehen die Worte: Consumatum est (es ist vollbracht) welche der Erlöser nach Vollendung seines Leidens am Kreuze gesprochen; und unter denselben sind noch drei Kreuze gezeichnet. Mit dieser Figur und Buchstaben soll der Teller des Freytags, bei abnehmendem Mond, zwischen 11 und 12 Uhr mit frischer Dinte und einer neuen Feder beschrieben, bei einer entstandenen Feuersbrunst im Namen Gottes ins Feuer geworfen, und wenn das Feuer nicht verlösche, noch zweimal wiederholt werden. Aber wer könnte an so etwas glauben, oder zur Widerlegung desselben Gründe fodern?
Das Feuerbesprechen soll nur bei vollem Mond, des Freitags, Nachts zwischen 11 und 12 Uhr, indem drei Lichter auf dem Tisch brennen, so gelernt werden können, daß beide, der Lehrende und der Lernende vor und nachher jedesmal drei Keuze sich vor die Brust machen, und beim Lernen des Seegens die linke Hand auf das Herz legen müßten.
Der grosse Haufe denkt, jeder Fürst könne das Feuer besprechen, weil, wenn der Fürst eine Weile da ist, gewöhnlich das Feuer sich zu vermindern anfängt. Allein, wenn der thätige wachsame Fürst, der entstandenem Feuer, den Unglücklichen zu Hilfe eilt, durch seine Gegenwart alle belebt, und dazu mit seinem vortreflichen Beispiel vorgeht; Wenn er, zur Tilgung desselben kluge Anstalten macht; so wird das Feuer ohne Seegensprechen gedämpft, worauf ein weiser Fürst sich nie einläßt. Haben die Häuser eine solche Lage, daß er um dieselben herumreiten kann; so können die Feuerlöschenden Maschinen besser angebracht und das Feuer geschwinder gedämpft werden.
Gott hat ein anderes Element, das Wasser, den heftigsten Wirkungen des Feuers entgegen gesetzt. Kommt dann jeder den Nothleidenden zu Hülfe, wie es die Menschenliebe fodert, und folgt er bei gehörigem Fleiß den Anordnungen der Obern; so wird es ohne abergläubische, Gott entehrende Mittel gelöscht. Glücklich ist das Land, wo zum Feuerlöschen vortrefliche Anstalten sind, und wo der Unterthan so verständig ist, daß er den Gesetzen des guten Fürsten, die das Unglück abwenden sollen, gern folgt; wo durch Feuerkasseneinrichtungen das ganze Land an der Last der Verunglückten tragen hilft.
Ein sicherer Mittel gegen die schnelle Ausbreitung der Flamme bei Feuersbrünsten ist gewiß dieses: Man nehme 3 Theile geschlemmten Thon, und einen Theil Mehlkleister, und bestreiche damit die Sparen x. nachdem man das Holz zuvor rauh gemacht hat. Nach dem Trocknen fülle man damit, die entstandenen Ritzen wieder aus; so wird dadurch die Flamme von dem Holz gar sehr abgehalten werden. Diese Absicht kann man auch dadurch erreichen, wenn das Zimmerholz zum öftern mit starkem Alaunwasser bestrichen wird. Oft schon war ein Feuerbesprecher die Ursach, daß die zu Hülfe geeilten in ihren Arbeiten nachliessen, und das Feuer von neuem aufloderte, und grössere Verwüstung anrichtete. In R. entstand eine starke Feuersbrunst. Bernhard, der sich das Ansehen geben wollte, als ob er das Feuer besprechen könnte, nahm, da bereits einige Häuser in die Asche gelegt waren, und er vermuthen könnte, daß es nicht weiter um sich greifen würde, zween Strohhälmer kreuzweis in die Hand, und murmelte den Feuersegen her. Dabei aber ließ ers nicht bewenden, sondern suchte die Leute zu bereden, sich um weiter nichts zu bekümmern, weil das Feuer, so lange er die Strohhalme in seiner Hand halte, nicht weiter kommen könne. Viele liessen dadurch sich wirklich von der Arbeit an dem Feuerlöschen abhalten, versammelten sich um ihn her, und sahen ihn als einen Hexenmeister an, der mit seinen Strohhälmern Gott und den Elementen gebieten könnte. Aber die fürchterliche Flamme grif aufs neue um sich, und schlug aus dem Strohdach eines andern Hauses schon Baumhoch in die Luft, als ein kluger Beamter dazu kam, jenem Narren einige derbe Stockschläge versetzte, die Leute aufs neue zur Arbeit ermunterte, und gute Anstalten traf, daß die Wuth der Flamme gehemmt wurde. Das Haus aber, das nach dem Feuerbesprechen angegangen war, konnte nicht gerettet werden; sondern ward ein Raub der gefrässigen Flamme. Wär der Beamte nicht zugegen gewesen; so wär durch den Feuerbesprecher das Unglück gewiß noch allgemeiner und grösser geworden.
Auch von dem