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Vom Wahrsagen aus der Caffeetasse.

Man trägt einer Wahrsagerinn (denn gewöhnlich geben Weiber sich damit ab) eine Frage vor, die man sich beantwortet wünscht, z.B. wer dieß oder das gestohlen; ob man es wieder bekommen werde? u.s.w. Es wird Caffee gekocht, und es versteht sich, daß man der Wahrsagerinn ein paar Schälchen geben werde. Kaum ist dieß geschehen, so kommt der Geist der Wahrsagung über sie. Sie schüttet in das Oberschälchen etwas dicken Caffeesatz, schwingt dasselbe dreimal in der Runde herum, haucht dreimal (nicht mehr und nicht weniger) hinein, setzt sie dann so lange, daß das Gebet des Herrn dreimal gebetet werden kann, auf die Untertasse umgekehrt hin, so daß die dünnen Feuchtigkeiten ablaufen; setzt dieses Oberschälchen an einen andern Ort; nimmt es, nachdem sie drei Kreuze darüber hingemacht hat, auf; sieht hinein, um aus den darinn hangen gebliebenen Theilchen des Caffees das Unbekannte bekannt zu machen. Die Wahrsagerinn redet in einem bestimmten Ton, z.B. »Der Dieb hat schwarze Haare u.s.w. aber er ist mit dem gestohlnen schon über fliessendes Wasser, und ich kann es nicht wieder schaffen. Man erstaunt; denn Kunz, den man für den Dieb hält, hat schwarzes Jaar, und ist jetzt nicht zu Hause. Aber man sieht leicht, daß solche Wahrsagereien Betrug sind. Die fragende Parthei kann gewöhnlich nicht schweigen, und entdeckt daher der listigen Wahrsagerinn alle Muthmassungen, wonach denn diese ihre Antworten einrichtet, die ohnehin so allgemein sind, daß sie auf hunderterlei Art ausgelegt werden können. Man lege ihr eine zweifelhafte Frage vor, und entdecke darüber nichts; und man wird sehen, daß sie so wenig zu deren Beantwortung weiß, als jeder andre. Die Erfahrung lehrt es ja, daß die Wahrsagungen der Caffeeprophetinnen nicht eintreffen, und daß sie es selbst gestanden haben, sie wüßten von dem, was sie entdecken sollen, nichts. Dennoch geschieht es oft, daß nicht nur gemeine Leute, sondern auch solche, die nicht zum Pöbel gerechnet seyn wollen, aus der Caffeetasse sich wahrsagen lassen. Eine Wahrsagerinn lockt nicht nur durch Lügen andern das Geld ab, sondern bringt oft auch unschuldige Leute in Verdacht und stiftet Mistrauen und Uneinigkeit. Marie ist eifersüchtig auf ihren Mann; sie fragte eine Wahrsagerinn, und diese versichert, daß ihr Mistrauen gegründet ist. Seitdem nahm der häusliche Unfriede überhand, und das Ende war Ehescheidung. In einem andern Hause war etwas gestohlen, man fragte dasselbe Weib, und vernimmt in ihrer Antowrt, daß der Dieb eine gewisse Person sey, welche in dem Hause aus- und eingehe. Man hatte dieß vermuthet. Dem ehrlichen Mann wird das Haus verboten, und sein guter Nahme ist befleckt.


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