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120. An Dr. Paneth.

Mai 1884.

Werter Herr Doktor,

meinen Glückwunsch voran! Aber vielleicht geht es Ihnen gerade jetzt so gut, daß nichts mehr »zu wünschen übrigbleibt« –: dann um so besser! Und um so mehr wird es meinen Wünschen für Sie gemäß sein!

Mein Verleger hat seit lange den Auftrag, Ihnen den letzten Teil meines »Zarathustra« zuzustellen. Betrachten Sie mich nunmehr wie jemanden, der seine Fahne entrollt hat und keinen Zweifel über sich mehr übrigläßt. –

Bemerken Sie aber wohl: mein Werk hat Zeit –, und mit dem, was diese Gegenwart als ihre Aufgabe zu lösen hat, will ich durchaus nicht verwechselt sein. Fünfzig Jahre später werden vielleicht einigen (oder einem: – es bedürfte eines Genies dazu!) die Augen dafür aufgehn, was durch mich getan ist. Augenblicklich aber ist es nicht nur schwer, sondern durchaus unmöglich (nach den Gesetzen der »Perspektive«), von mir öffentlich zu reden, ohne nicht grenzenlos hinter der Wahrheit zurückzubleiben. – –

Also! – mein werter Herr Doktor Paneth, ich will nicht, daß jetzt schon über mich »geschrieben wird«.

Behalten Sie mich und unsre Gespräche an der provençalischen riviera (der Heimat der gaya scienza –) in gutem Angedenken!

Ihr Nietzsche,

Venezia, San Canciano calle nuova 5256


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