Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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München, 18. September 1836 (an Schober)

Es ist jetzt, glaube ich, lange genug, daß wir außer Berührung geblieben sind, und ich habe es von Herzen satt. Im Juli traf ich auf der Reise nach Gmunden, wo ich vier Wochen lang bei meinem Bruder war, in Braunau zwei Ungarn, die ich nach Dir fragte und die Antwort erhielt: »O ist das geschickter Mann, erzieht jungen Grafen und Gräfin und das ganze Haus.« Daraus war zu entnehmen, daß Du bei Festetics und in Pest bist. Es ist jetzt schon wieder so lang, daß ich in Italien war, daß es schon fast nicht mehr wahr ist. Bis zum Juli arbeitete ich für des Kronprinzen Schloß eine Menge Sachen, Zeichnungen in Wasserfarben, immer in der Hoffnung, eine Zeichnung selbst auszuführen, woraus aber immer nichts wurde, erst zu meinem großen Ärger, jetzt zu meiner Zufriedenheit. Denn man ist so geniert, daß doch auch nichts Rechtes draus geworden wäre. Wenn der Kronprinz so fortmacht, ist mein Verlangen, ihm zu dienen, nicht groß. Wenn Du dich eines gefangenen Grantikus erinnerst, dem Zwerge durch Gitterabfeilung behilflich zu sein sich bemühen, so habe ich zu melden, daß selbes Werk, in Öl ausgeführt, in den Besitz des Generals Heideck übergegangen ist.»Der Traum des Gefangenen«. Ich hoffe, dieses liebenswürdige Material nicht mehr aus der Hand zu legen, denn was nützen mich die Herrlichkeiten des Freskomalens, wenn man nichts von mir haben will. Ritter Kurt, der lang herumgetragene, kommt doch noch an die Reihe, kreuz und quer überarbeitet; denn wer mag seine Sachen schlechter machen, als man sie weiß. Mir ist Angst, indem ich das alles schreibe, Du wirst es unfreundlich finden, daß ich lauter äußerliches Zeug schreibe, aber erinnere Dich, daß Dir früher ganz umständlich erzählende Briefe wohl gefallen haben, und ich wäre sehr zufrieden, hätte ich von Dir einen solchen. Die Zeiten der Angst sind eine gute Zeit vorbei, und möge es unser Herr Gott so einrichten, daß ich in solche Zerrissenheit und Gefühl des Untergangs nicht mehr zu verfallen brauche. Meine Wirtschaft durchzumachen, war keine Kleinigkeit, und da muß man vergessen, daß Härte notwendig war, so etwas kann so sauber nicht abgehen. Was hast Du mir denn alles zu schreiben, warum tust Du es denn nicht? Ich weiß es, daß Du mich nicht vergessen hast, warum soll ich nichts von Dir haben? Bei dem, was mich in die Sauce brachte, war vieles von Dir, das ich abschütteln mußte, um herauszukommen. Ich widerstrebte heftig, denn ich war geängstigt und gehetzt, wegen meiner boshaft, wenn ich Deiner Leichtigkeit zu reden nicht aufkam, das ist die ganze Geschichte. Hält Dich das ab, mir zu sagen, wie es Dir geht, was ich doch so gern wüßte? Glaubst Du, es tut mir nicht leid, daß so ein Prügel zwischen uns liegt? Ich weiß nicht anders, als daß wir gut auseinander gegangen, und könnten wir uns heute sehen, würde einer daran denken, daß wir uneins gewesen, daß ich Dir und über Dich Dinge sagte, die mir leid tun? Geh sei wieder gut, wir finden keiner so bald wieder einen so alten Freund.

In Linz fand ich einen Aufsatz von Dir über Danhausers Bild, schreibst Du mehr dergleichen? Feuchtersleben beschreibt [Karl] Rahlen von allen Seiten; so gut kannst Du es, hol' mich der Kuckuck, auch, aber man muß recht dahinter her sein. Schwemminger geht nach Rom; das ist fast so gut als ins alte Eisen. Die Wirtschaft kenne ich und sehe wenig Erfreuliches dabei. O Jammerkreis von Studieren, Unterrichten, und die Kunst des Hervorbringens sitzt auf der Erde! Ich bin nur begierig, wenn doch einmal die Welt aussehen wird, als malte einer darin, der Schwind heißt? Ich möchte doch auch einmal mitzählen!

Leb wohl und antworte, wie Du willst, aber gleich, Deinem alten Freund Schwind.


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