Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Nieder-Pöcking, Sommer 1866 (an Ludwig Richter)

Lieber alter Freund! Wundre Dich nicht, in dieser turbulenten Zeit einen Brief höchst friedlichen Inhalts zu lesen. Es wird irgendwie möglich sein, mir das Profil von der Frau Schröder-Devrient zu verschaffen, das Rietschel so schön gemacht hat. Ich habe es nötig zu einer Freischütz-Szene und diese hinwiederum zu einer Art Illustrationsbild über Webers Büste. Ich habe vierzehn dergl. zu machen in das Foyer des neuen Opernhauses in Wien. Diesen Sommer habe ich die größere Hälfte der Loggia resp. Zauberflöte trotz Krieg und Pestilenz fertig. Wären die Preußen in Wien eingerückt, so hätten sie mich auf meinem Gerüst malend gefunden, in der Zuversicht, daß sie doch nicht zum Vergnügen ein paar arme Maler herabschießen würden wie die Spatzen. Ich kann in meinem Alter, wegen Geschichten die mich am Ende nichts angehen, nicht ein Jahr versäumen.

Mein Sohn ist Soldat geworden, kam aber zu meinem großen Behagen nicht vor den Feind, sondern steckte Pallisaden in Ulm. Meine Frau verband Verwundete und meine Tochter stickte Hemden und Unterhosen. So ging die Zeit herum, und ich sitze wieder am Starnberger See und habe eine schöne Muße Zeit vor mir, in der manches Angefangene zu Ende gebracht werden kann.

Wie man sagt, soll unsere alte Galerie nach Düsseldorf wandern.Es handelt sich um den wiederholt geltend gemachten Anspruch Preußens auf den Hauptbestandteil der Alten Pinakothek, die ehemalige Düsseldorfer Galerie. Nicht übel! aber wenn ich sie nehmen könnte, wäre ich auch nicht faul. Wahrscheinlich tut es der Vorsehung weh, diese schöne Sammlung in so schäbiger Nachbarschaft zu sehen.

Einem sächsischen Oberleutnant, den ich in Wien traf, habe ich eine Karte an Freund Pöschel gegeben, mit der Bitte, alle meine Freunde bestens zu grüßen. Bitte Dich, das gleiche zu tun. Welche Freude mir ein Brief von Dir mit einigen Nachrichten machen würde, kannst Du Dir denken. Schnorr hoffen wir in München zu sehen. Der wird schauen, was aus der »gnädig bewahrten Natur« für ein sauberes Früchtl geworden ist. Ich wollte, wir wären gnädig bewahrt geblieben! Was hat der Ärmste durchmachen müssen!

Leb recht wohl und schau wie Du's machst. Frau Rietschel ist mir hoffentlich soweit gut, daß sie mir gern einen Gefallen tut. Versteht sich, daß alle Kosten auf mich fallen. Dein alter Freund Schwind.


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