Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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Frankfurt, 24. März 1844 (an Therese von Frech)

Liebe gnädige Frau! Seit Ostern bin ich hier, wohne Mainzer Chaussee Nr. 366, fast ganz im Freien, und fange an, mich von Karlsruhe mit allen seinen Reizen zu erholen. Frau und Bub sind wohlauf, das Geschäft geht gut, mithin alles in Ordnung. Die Frau Tochter habe ich in Biebrich besucht und mich sehr gefreut, sie wohlauf zu finden, und von Ihnen und Frl. Mimi, unserer sehr werten Freundin, wieder einmal zu schwätzen. Der Papagei ist heimgegangen! und der Trienterhof verlassen! Das ist allerdings melancholisch oder sieht wenigstens so aus. Den Paperl wird man ausgestopft haben und die Frl. Mimi hat hoffentlich ein besseres Licht zum Malen als im Trienterhof, wozu man nur gratulieren kann. Die Hauptsache ist, daß Sie, um den Schmerz um den Paperl zu lindern, vielleicht aufsitzen und anhero nach Wiesbaden reisen, welches der Frau Tochter gar gut bekommen würde; die gesellige Partie scheint nicht die angenehmste zu sein. Unsereiner könnte eben auch davon profitieren und Ihnen die Stadt Frankfurt mit Merkwürdigkeiten, Äppelwein und einem bescheidenen Absteigquartier ganz nahe der Eisenbahn anbieten. Es ist hier nicht übel leben, und ich habe Leute gefunden, mit denen sich leben läßt. Frankfurt ist reizend, das muß man sagen, und bei den vielen anwesenden Millionen – die Frau saß neulich mit zwei Herren, à 5 Mill. das Stück, tut 10 Mill., in einer Loge – hoffe ich bald soviel zu erbeuten, daß ich mich nach Wahl und Neigung niederlassen kann, denn das Herumzigeunern habe ich auch satt und möchte es meiner Frau gern recht appetitlich einrichten. Ein paar Tage bei uns wohnen würde Ihnen besser zeigen, wie gut ich aufgehoben bin, als wenn ich davon schreibe. Es ist auch nichts zu sagen, denn es geht alles ganz natürlich zu, und als ob es so sein müßte. Der Bub hat bereits Schicksale, er schlägt sich die Nase auf, schlägt sich Beulen an den Kopf und dergl. mehr. Blattern und Zähne haben ihm nicht viel Beschwerde gemacht. Von Kunstsachen ist nicht viel zu sagen. Diese Tage wird sich ermitteln, was ich für das Städelsche Institut male. Ich habe drei Gegenstände vorgeschlagen. In München habe ich einiges mit gutem Erfolg ausgestellt. Jedenfalls kann ich Ihnen einiges zeigen, wenn Sie kommen. Wir würden auch miteinander nach Cöln fahren und dergl. was nicht zu verachten ist, wenigstens nach Mainz zum Zapfenstreich. In musicalibus bin ich gut versorgt. Im Haus wohnt ein Musiker – Schädel, an dem ich erstens einen Freund, mit dem man alles verhandeln kann, und einen trefflichen Kapellmeister besitze. Leben Sie recht wohl, gnädige Frau, und kommen Sie lieber als Sie schreiben, und schreiben Sie lieber als Sie schweigen. Sie haben die Wasserfahrt bis Regensburg, das ist mehr als der halbe Weg. Da Sie über Frankfurt kämen – wieder von Würzburg auf dem Wasser, so würde ich um Anzeige bitten, um Sie gleich am Ufer in Empfang zu nehmen. Wäre das nicht ein Ereignis? Meine Frau kann ein ganz Wienerisches Essen kochen.

Schönste Grüße links und rechts, und entreißen Sie sich dem staubigen Dornbach für ein paar Monate.

Ihr ergebenster Diener M. Schwind.


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