Moritz v. Schwind
Künstlers Erdewallen
Moritz v. Schwind

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I. Wanderjahre

Moritz von Schwind hatte natürlich von Anfang an Maler werden wollen, aber die sorglichen Eltern hatten darauf bestanden, daß er ein »ordentliches« Studium beginne; und so hatte er im Jahr 1818, seinem vierzehnten Lebensjahre, die Wiener Universität bezogen, um sich durch den vorgeschriebenen philosophischen Kurs auf die Beamtenlaufbahn vorzubereiten. Drei Jahre später indes wandte er sich von der Universität zur Akademie der bildenden Künste, wo er von 1821 bis 1823 lernte, was für ihn dort, namentlich bei Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, zu lernen war. Jenem überwundenen Zwange verdankte der junge Künstler immerhin die Grundlage seiner feinen und vielseitigen Bildung, deren Vervollkommnung er weiterhin vor allem im lebendigen Umgang mit lebendigen Menschen suchte und fand.

Da standen ihm am nächsten – neben Franz Schubert, mit dem er einige Jahre »in glücklicher Not und Freundschaft versungen und vermusiziert hat« – seine beiden Lebensfreunde, an die auch die meisten unserer Briefe gerichtet sind: Franz von Schober und Eduard von Bauernfeld. Der erstere war, allen nach Welterfahrung und Glücksumständen überlegen, damals das Haupt des Kreises; »er ist um fünf Jahre älter als wir«, schrieb Bauernfeld in sein Tagebuch, »dabei eine Art Weltmann, besitzt eine große Suada und Dialektik . . . . Auch Moritz verehrt ihn wie einen Gott.« Schober, 1796 zu Torup in Schweden geboren, lebte damals unabhängig seinen künstlerischen, insbesondere literarischen Neigungen, suchte sodann auf Reisen Bildung und Zerstreuung, wurde später Legationsrat in Weimar und ließ sich 1856 in Dresden nieder, wo er 1882 starb. Schwinds Verhältnis zu Schober war lange Zeit von überschwänglicher Hingebung, dann schwankend, bis die Verhandlungen, die Schober von Weimar aus mit Schwind zur Ausmalung der Wartburg führte, zur Wiederherstellung der alten Herzlichkeit, aber auch zum bald nachfolgenden unheilbaren Bruch den Anlaß gaben. Mit dem 1802 in Wien geborenen Eduard von Bauernfeld war Schwind, ebenso wie mit Nikolaus Niembsch von Strehlenau, – »vielleicht kennen Sie Gedichte von ihm, deren er unter dem Namen Lenau eine ziemliche Menge mit Beifall herausgegeben hat« (an Genelli) – schon von der Schule her befreundet, und mit ihm blieb er, obwohl ihre Wege sich frühzeitig trennten und nicht mehr zusammenfanden, Zeit Lebens in herzlichem und regem Verkehr. Bauernfeld trat nach Beendigung seiner Studien in den österreichischen Verwaltungsdienst, lebte aber, da ihm darin nicht wohl werden konnte, von Anfang an als Literat und Lustspieldichter und starb 1890 in Döbling bei Wien; außer den erwähnten Tagebüchern sind seine in den Gesammelten Schriften enthaltenen Erinnerungen »Aus Alt- und Neu-Wien« für die Biographie von großem Wert.

Zu den »neunerischen« Freunden – so geheißen nach dem Cafe Neuner in Wien, wo sie sich zu treffen pflegten – gehörte auch der Bildhauer Ludwig Schaller, gleichfalls ein bevorzugter Empfänger Schwindscher Episteln. Anno 1804 in Wien geboren, ging Schaller im Frühjahr 1828 nach München, wo er zunächst bei Schwanthaler, von 1831 an selbständig arbeitete; für sein bestes Werk gilt das in den Briefen Schwinds mehrfach erwähnte Herder-Denkmal in Weimar. Er starb 1865. Aus dem Wiener Kreise begegnen uns ferner noch oft die Brüder Franz und Ignaz Lachner. Besonders mit dem älteren, 1803 zu Rain am Lech geborenen Franz verband den musikalischen Maler eine innige Freundschaft, deren entzückendste Gabe die »Lachnerrolle« ist, eine zwölfeinhalb Meter lange launige Lebensbeschreibung in Bildern; Franz Lachner kam 1822 als Organist nach Wien, blieb dort, seit 1826 Kapellmeister am Kärntnertortheater, bis 1834, wo er Leiter der Oper in Mannheim wurde, und kam 1836 als Kgl. Kapellmeister nach München, wo er von 1852 bis 1868 als Generalmusikdirektor wirkte und sich um die Hofoper wie überhaupt das musikalische Leben Münchens große Verdienste erwarb; er starb am 20. Jänner 1890. Von 1842 an war neben ihm sein Bruder Ignaz als Hofmusikdirektor tätig, bis er als Kapellmeister des Stadttheaters nach Hamburg kam; 1858 wurde Ignaz Kapellmeister in Stockholm, 1861 am Stadttheater in Frankfurt a. M. und starb im Jahre 1895. Gelegentlich sind in den Briefen Schwinds noch die folgenden Wiener Freunde genannt: die Maler Leopold Kupelwieser (ihm verdankte Schwind die erste Unterweisung im Gebrauche der Farben) und Josef Binder, der von 1827 bis 1834 in München unter Heß tätig war; ferner die auch mit Schubert innig befreundet gewesenen Brüder Josef und Anton von Spaun; der Dichter Joseph Kenner und der Schubertsänger Johann Michael Vogl; der Dichter Johann Mayrhofer, gleichfalls ein Freund Schuberts, und der nachmalige Feldmarschall-Lieutenant Ferdinand Mayerhofer von Grünbühel; der Schriftsteller Wilhelm von Chezy, dessen gleichfalls aufschlußreiche Lebenserinnerungen seinerzeit viel besprochen und geschmäht, von keinem Geringern als Hebbel jedoch als »ganz vortrefflicher Beitrag zur Zeit- und Sittengeschichte« gerühmt wurden; dann Chezys »liebster Geselle« Ernst von Feuchtersleben, der Verfasser der »Diätetik der Seele« sowie wiederum dessen Freunde, Andreas Schuhmacher und Christian Huber, welch letzterer später österreichischer Konsul in Ägypten war; der 1804 in Wien geborene Maler Leopold Schulz, der während Schwinds erster Münchener Periode neben diesem, als Schüler des Cornelius und Julius Schnorrs, arbeitete; endlich Alexander Baumann, von Schwind nach Pfeffels Gedicht Kifuen geheißen, der Verfasser des »Versprechens hinterm Herd«, und der nach seiner Hypochonderlaune Raunzilander genannte Komponist Josef Dessauer. Nicht zu vergessen die beiden Brüder Schwinds: den Zeit Lebens in Wien ansässigen August (1800 bis 1865), Freiherr und Staatsrat, und besonders Franz (1805 bis 1877), der im österreichischen Berg- und Salinenwesen hohe Beamtenstellen in folgenden Stationen bekleidete: 1835 Gmunden, 1838 Ischl, 1841 Hallstadt, 1844 wieder Ischl, 1847 Aussee, 1849 Salzburg, 1856 Hall, 1864 Wien; zuletzt, im Ruhestand, lebte er in Innsbruck.

In diesem Kreise von fröhlichen, tüchtigen jungen Leuten rang der junge Schwind um seine Kunst. Er hatte schon bald vortreffliche Leistungen sowohl als auch Erfolge aufzuweisen. So entstanden bereits um 1825 die Vignetten zu Tausend und Eine Nacht, denen selbst der alte Goethe eine entzückte Rezension widmete. Um die selbe Zeit vollendete Schwind seinen Hochzeitszug des Figaro; in ihm erkannten die Urteilsfähigen die Zeichen einer großen Zukunft, und wirklich ist in ihm das künstlerische Wesen des Meisters, das musikalische und das erzählende Element, schon mit vollkommener Klarheit am Werke. Zwei der Größten haben sich an dieser Huldigung für Mozart, den Schwind zum Schutzheiligen erkoren hatten erquickt. »Ich weiß nicht,« sagt der Künstler in einem Brief an Schubert, »ob ich dir geschrieben habe, daß ich bei Grillparzer war. Er zeigte viel Freude über meine ›Hochzeit‹ und versicherte mich, in zehn Jahren werde er sich noch jeder Figur erinnern. Da wir in Ermangelung eines Weimarschen Herzogs, der zu schützen und zu zahlen vermag, nichts begehren können als das geistige Urteil bedeutender Männer, so kannst du dir denken, wie vergnügt ich nach Hause ging.« Und das erste Blatt dieser Zeichnungen trägt, von Schwinds Hand, die bedeutsame Bemerkung: »Dieses Heft hatte der alte Beethoven in seiner letzten Krankheit bei sich. Nach seinem Tode bekam ich es erst wieder zurück.« – Aber doch heißt es in den Tagebüchern Bauernfelds nur allzuoft: »Schwind moros,« mit der Erklärung vom 26. August 1826: »Der arme Moritz leidet an seiner Liebe und findet keine Anerkennung in seiner Kunst.«

Von hier aus greifen wir auf einen Brief zurück, den Schwind im April 1825 an Schober geschrieben hatte; darin steht: »Es ist nicht Mangel an Mut oder Verachtung der Zeit, wenn ich die alten Meister um ihre Schülerjahre beneide, aber der Schmerz, allein zu sein und sein Handwerk niemand ganz zu verdanken. Fänd' ich den Mann, dem ich unbedingt trauen könnte, so wäre ich der beste Schüler, den man sich denken kann, so aber bin ich ein Fremder in der Kunstwelt.« Und dann ist von Peter Cornelius die Rede. Am 7. August 1827 reiste Schwind nach München und schrieb alsbald an die Freunde voll Begeisterung, wie Cornelius ihn, mit Grillparzers Empfehlung, freundlich aufgenommen habe. »Während der Lustigkeit sagte C. zu mir, da er einiges von Wien mit mir sprach: ›Sie kommen doch nach München und das bald?‹ Worauf ich sagte und noch sage: ›So bald es im geringsten möglich ist.‹ . . . Die Akademie in München, und mehr suche ich nicht, ist in einem solchen Zustand, oder besser in einem solchen Schwung, daß Einer was lernen muß, wenn nicht die blühendste Unfähigkeit entgegensteht.« Und nun, im Oktober 1827, heißt es in des Freundes täglichen Aufzeichnungen: »Schwind zurück. Er ist frisch und frohen Mutes.«

Ein Jahr später übersiedelte der hoffnungsfrohe Künstler nach München. Cornelius nahm sich seiner »tätlich an«, indem er ihn zu Josef Schlotthauer und Eugen Neureuther, seinen Schülern und Mitarbeitern, einquartierte. In Julius Schnorr von Carolsfeld, dem jüngeren Bruder Ludwig Ferdinands, der seit 1827 eine Professur für Historienmalerei in München innehatte, gewann Schwind bald einen treuen Freund; auch Ludwig Schaller fand er hier vor und lebte im ganzen »in einer Kameradschaft, die die ersten Christen weit hinter sich läßt«. Und konnte doch nicht heimisch werden! Da rissen die zwei tiefsten Lebenswurzeln, die ihn an die Heimatscholle gebunden hatten: Am 19. November 1828 starb Schubert; und bald darauf, nach einem kurzen Besuche des erschütterten Freundes, notiert Bauernfeld: »Schwinds Heirat hat sich zerschlagen. . . . . Moritz wieder nach München. Wir waren noch in Währing an Schuberts Grab.« Rasch zerflattert nun der fröhliche Schwarm und der Zurückbleibende klagt: »Schober geht nächstens nach Ungarn, als Gesellschafter eines Grafen Festeticz. Das ist nun der Letzte! Schwind in München, Mayerhofer in Josephstadt. Bald werd' ich allein stehen.« (Jänner 1830). Schwind aber antwortet aus München: »Ich habe Freunde gefunden, die es für mein Leben bleiben werden, aber das ist doch alles nichts oder wenig gegen das, was ich nicht vergessen kann . . . ich arbeite aus allen Kräften darauf hin, mein Lager in Wien aufzuschlagen, das für mich freilich auch abgeräumt ist, daß ich mich ordentlich fürchte, aber es ist mir doch lieber als hier oder sonst wo.« Noch zum Ende des Jahres vermeldet er, er habe Ritter Kurts Brautfahrt fertig gezeichnet und wolle nun die Geschichte von den sieben Raben ausführen. »Ich hoffe so viel Geld dafür zu bekommen, daß ich damit nach Wien gehen kann, ohne gleich dem Verdienst anheim zu fallen. Ich möchte auch einmal aus der Not herauskommen.«

Einstweilen war ein als »Liebschaft zartester Gattung« in München begonnenes Verhältnis ernst geworden und, nicht zuletzt an der unsicheren Lage des Bräutigams, gescheitert. In dieser verzweifelten Zeit, da Schwind sein ganzes Leben am liebsten aufgegeben hätte und mit Gewalt von München wegstrebte, kam ihm durch Cornelius und Wilhelm von Kaulbach der Auftrag zu, in dem von Leo von Klenze erbauten neuen Teile der Residenz das Bibliothekzimmer der Königin mit Fresken zu Tiecks »Phantasus« zu schmücken. Er war aber schon im Begriff, zu Schober nach Ungarn zu wandern, um dort in stiller Muße »in Öl« zu malen und dann, durch eine größere Ausstellung, alles auf einmal zu gewinnen; und es bedurfte der ernstlichen Vorstellungen der Freunde, namentlich Kaulbachs und Schobers selbst, um ihn zurückzuhalten und zur Annahme des gewichtigen Auftrages zu bestimmen. Endlich, am 28. November 1832, schrieb er an Schober: »Tieck wird gemalt. . . . Zwei Jahre werde ich wohl brauchen, hoffe aber, so viel zu ersparen, daß ich Italien bereisen und dann nach Wien gehen kann.«

Im Laufe der befriedigenden Arbeit kehrte bald die Lust und Ruhe zurück, die inneren und äußeren Nöte nahmen ein Ende. Wieder zuversichtlich lauten die Berichte von den Fortschritten des Werkes und fröhlich die Erzählungen von den Geselligkeiten der Freunde. Von diesen begegnen uns späterhin, außer den schon Genannten, der damals berühmte Novellist Karl Spindler, sowie die Schriftsteller Eduard Duller und Ludwig Bechstein, zu deren Werken Schwind manche Illustration gezeichnet hat; sodann der gleichzeitig mit Schwind bei Cornelius tätige Maler Ferdinand Fellner, der Historienmaler Heinrich Schwemminger, in Schwinds Briefen nur Heinrich genannt, die Landschaftsmaler Ferdinand Olivier und Carl Rottmann, der Professor Clemens Zimmermann, der Bildhauer Ludwig Schwanthaler, flüchtig auch Bonaventura Genelli; endlich aus dem »Kupfer stechenden Geschlecht« Samuel Amsler, seit 1829 Akademieprofessor in München, Heinrich Merz, Eugen Eduard Schäffer, 1842 Professor am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt, und der seit 1831 in München und zwar besonders für Genelli tätige Hermann Schütz.

Im Sommer 1834 kam Schwind mit den Fresken zu Tiecks Phantasus zu Ende. Neben dieser gewaltigen Arbeit hatte er noch die entzückenden Radierungen vom Rauchen und Trinken geschaffen, die zehn Jahre später »mit erklärenden Versen« von Ernst von Feuchtersleben bei J. Veith in Zürich als Almanach erschienen. Nun aber drängte es ihn fort; er hatte schon am 20. Juli 1833 an Schober geschrieben: »Obwohl mir Klenze immer von weiteren Arbeiten spricht, die für mich noch da sind, so denke ich doch immer nebenaus, wie ich meine eigenen Gedanken ins Werk setzen könnte«. Doch sollte ihm dies noch nicht völlig vergönnt sein, denn als er zunächst nach der Wiener Heimat zurückkehrte, beschwerte ihn der neue Auftrag, für das von Domenico Quaglio neu erbaute Schloß Hohenschwangau des Kronprinzen Max Entwürfe zu Fresken zu liefern. »Ich habe mich an die Arbeit des Kronprinzen gemacht,« schreibt er am 3. November 1834 aus Wien an Ludwig Schaller, »und gefunden, daß es eine Teufelsarbeit ist«; dann ist des näheren die Rede von »gründlich verrückten Bestimmungen«, deren verrückteste endlich die war, daß Schwinds Entwürfe von fremden Händen »ausgeführt« werden sollten. Nicht genug mit dem Verdruß, der dem Künstler aus dieser Arbeit erwuchs: Ende November überfielen ihn auch noch die Blattern. Am 10. Dezember aber geht folgende Nachricht an Schaller: »Ich habe das Vergnügen zu melden, daß ich von meinem verteufelten Übel jetzt gänzlich hergestellt bin und mich, einige kleine Schwächen abgerechnet, besser befinde als seit Jahren. . . . Möge es lange so bleiben! Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß ich derselbe, der mager und blaß in dieser grauslichen Sauce gelegen und für den man schon die letzte Wegzehrung für nötig hielt. Im Vorbeigehen gesagt sterben an dieser Schweinerei täglich 2 bis 4, auch 8 Menschen; geimpft oder nicht, das ist alles eins.« Ferner: »Herrn Quaglio kannst du lesen lassen, daß ich das letzte Blatt heute mit günstigem Wind komponiert habe und also in ein paar Wochen, allenfalls bis zum neuen Jahre meine Sendung machen werde.« Endlich also konnte Schwind an seine lang ersehnte italienische Reise denken, die er denn Anfangs März 1835 antrat, noch immer begleitet von der Sorge um Hohenschwangau.

Hier setzen unsere Briefe ein, denen wir nur noch wenige Ergänzungen und Erklärungen beizufügen haben.

In Rom traf Schwind wieder mit Cornelius zusammen, der dort sein »Jüngstes Gericht« komponierte; von den Mitgliedern der ziemlich starken deutschen Malerkolonie erwähnt er in seinen Briefen besonders den Landschaftsmaler Josef Anton Koch, den Verfasser der »Modernen Kunstchronik oder Rumfordischen Suppe«, eines witzigen, beziehungsreichen Büchleins über die Kunst und Künstlerverhältnisse seiner Zeit; sodann die Nazarener Friedrich Overbeck, den ihm schon von Wien her bekannten Josef von Führich und Philipp Veit (von 1830 bis 1843 Direktor des Städelschen Instituts in Frankfurt); endlich auch Thorwaldsen. Ende Oktober ist Schwind wieder in München, von wo er aber sogleich nach Wien weiter strebt.

Indessen fesselt ihn eine neue Aufgabe, die Julius Schnorr ihm bietet: dessen Fresken aus der Geschichte Rudolfs von Habsburg in der neuen Residenz mit einem das friedliche deutsche Leben symbolisierenden Friese zu schmücken. Und schon zum Beginne dieses bedeutenden Werkes, des berühmten »Kinderfrieses«, welches den Künstler bis ins Jahr 1840 in München hielt, sollte sein Weg noch weiter von der ersehnten Vaterstadt abgelenkt werden. Wir lesen in seinem Briefe vom 11. Februar 1838, Dr.  Heinrich Hübsch, der Erbauer der Karlsruher Kunsthalle – sowie, späterhin, der Trinkhalle in Baden-Baden – sei vom badischen Großherzog beauftragt, mit ihm »zu kontrahieren wegen Herstellung des Hauptbildes [zur Kunsthalle], welches etwa 34 Fuß lang werden soll. Der Gegenstand ist die Einweihung des Freiburger Doms, also ein sehr reicher.« Hierzu kamen noch Fresken fürs Treppenhaus und die Antikensäle der Akademie, sowie für den Sitzungssaal der Ersten badischen Kammer. Diese Arbeiten bereitete Schwind noch in München vor. »Dient zur Nachricht,« schreibt er am 15. Februar 1841, »daß, nachdem ich an meinem Namenstag in Karlsruh eingezogen, mich in die Großherzogin verliebt, und zwei Lunetten gemalt, ich erstens einen Abstecher nach Frankfurt gemacht und Mitte Dezember mein Hauptquartier nach München verlegt habe. . . Ein Klavier habe ich, einen der es spielt, und eine Geige, außerdem male ich ein Serail von Tugenden, die im Ständehaus in Karlsruh die Wände verzieren oder verunstalten werden, je nachdem die Götter aufgelegt sind.«

 


Franz Schubert
Bleistiftzeichnung von M. v. Schwind

 


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