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München, 6. Februar 1853 (an Schober)
Liebster Freund! Nachdem die fatale Freundesangelegenheit in Ordnung gebracht und, wie sich von selbst versteht, mit Undank belohnt ist,»Fort konnte ich unmöglich wegen des sonderbaren Umstandes, daß ich mich für die Vollendung einer Zeichnung verbürgt hatte, die ein sehr geschickter, sehr armer und überaus langsamer Freund für den König zu liefern hat und deren langersehntes Honorar auf dem Spiel stund, wenn ich mich nicht vors Loch stellte.« (29. I. 53 an Schober.) auch endlich das kgl. griechische Geld angelangt, bin ich durch die besondere Gnade König Ludwigs, der meine Büste für seine Sammlung bestellt hat und auf deren baldige Vollendung dringt, wieder auf einige Zeit festgehalten. Ich bekomme das ganze Jahr kein freundliches Gesicht, wenn ich ihm jetzt davonginge. Indessen ist der Bildhauer Halbig einer dem's von der Hand geht, und ich hoffe, er kann nach ein paar Sitzungen den König einladen, der immer drein reden muß, sonst wird's nicht gut. Auf Deine Gastfreundschaft freue ich mich zehnmal mehr als auf den ganzen Handel, und ohne die Aussicht auf einige heimliche Tage in Deinem Quartier ginge ich wahrscheinlich gar nicht und ließe die Sachen laufen. Wenn dem Prinzen so wenig an mir liegt, daß nicht einmal eine Antwort zu erlangen ist, so gehörte es sich eigentlich, daß ich sagte, ich empfehle mich. Der gute Ritgen kennt sich nicht aus und hat so grausame Dinge in Vorschlag gebracht, daß ich sehe, er hat gar keinen Begriff, was einem Saal gut tut oder nicht. Auf einer Seite Bilder, auf der andern Rüstungen; das muß notwendig den Eindruck machen, als wäre das Inventar der Wartburg zum Verkauf ausgestellt. Auf der anderen Seite hat sich der treffliche Mann so viel ehrliche Mühe gegeben, so umfassende und exzellente Studien gemacht und ist für die Sache so begeistert, daß es mir in die Seele zuwider ist, ihm entgegen zu treten. Über das verwünschte Bücherlesen ist übrigens ihm und Arnswald der einfache Blick verloren gegangen für das, was sich von den Wartburg-Geschichten lebendig erhalten und was in Schweinsleder modert. Ein größeres Glück, eine günstigere Stellung ist einer monumentalen Arbeit gar nicht zu wünschen, als wenn jeder Besuchende gleich fragt: »Hier also war der Sängerkrieg? hier lebte die hl. Elisabeth? hier wohnte Dr. Luther?« Das muß denn auch in erster Reihe zu sehen sein, sonst ist der Haupthebel gebrochen. Die zwei Bilder, die jetzt oben sind, sind am Ende doch die instinktmäßig rechten Gegenstände, und darum sind wir jetzt so ziemlich gebracht um ein paar Fenster willen, an die man gleich wieder Vorhänge oder Jalousien machen muß, denn der Kuckuck mag die Mittagsonne in einem Saal mit Bildern haben. Und ich hätte, statt den großen Sängerkrieg mir in den Kopf zu pflanzen (denn ich hab' ihn in der Hauptsache ausgedacht), was anderes vornehmen können, was ich ins Werk setzen könnte. Übrigens lasse ich mich so leicht nicht abschrecken, und es kommt mir zugute, daß ich ein Dutzend und mehr Säle unter der Hand gehabt und einige Dutzend neben mir mit allen möglichen Erfolgen habe entstehen sehen. – Bis auf wenige Nebensachen, die sich finden, hätte ich den Wagen wieder im Geleis, und erklärt sich der Prinz, daß anno 54 angefangen wird, werde ich von dem ganzen Plan nichts schuldig bleiben. Ich bin überzeugt, Du wirst mich loben. Könntest Du mir nur irgendein Wort schreiben, daß der Prinz mich zu sprechen wünscht, so wäre ich die unbehagliche Empfindung los, daß ich durch mein Einrücken in Weimar als einer erscheine, der da überrumpeln oder sich aufdringen will. Vielleicht kannst Du etwas der Art herbeischaffen. Da ich nun doch noch meiner gipsernen Verewigung halber bleiben muß, so fange ich auch das letzte Aschenbrödelbild zu malen an, von dem ich mich vernünftigerweise nicht losreißen kann bis es zu ist. Während meiner Abwesenheit kann dann der Verzierungsmaler ein gutes Stück arbeiten und ich kann zurückkehrend ans Fertigmachen gehen, wozu eine Unterbrechung gut ist. Du siehst, ich treibe meine Sachen systematisch – wie könnte man aber mit einer großen Arbeit zustande kommen, ohne die Poesie ein wenig zu kommandieren. Auf [Friedrich] Preller freue ich mich nicht wenig, wie auf alle Weimarer Freunde. Wir wollen einmal einen rechten Spektakel machen, hier ist's so langweilig, daß es nicht auszuhalten ist. Lachner und Schaller grüßen bestens.
Ist es Dir möglich, den Prinzen zu einer Art Einladung zu vermögen, so tue es. Jedenfalls schreibe, denn Deine Briefe machen mich jung! Die Sache muß ins Reine kommen. Grüße Alle bestens. Bis auf Wiedersehen Dein alter Schwind.