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Frankfurt, 1. Juli 1844 (an Genelli)
Liebster Freund! Lange hat mir nichts so weh getan, als daß die Mannheimer Arbeit zu Wasser wurde. Wenigstens muß ich das annehmen, da keine Antwort mehr kam. Man muß es aber hinnehmen wie die ganze Zeit und weiter sehen, was zu machen ist. Ihre Bilder wird mir schon eine große Freude sein zu sehen, und sollte es mir gelingen, sie zu verkaufen, so wäre das gar schön. Der Kunstverein zahlt kein Porto, so viel ich weiß, also schicken Sie's nur an mich. Sagen Sie mir aufrichtig, warum setzen Sie sich nicht mit dem Münchener Kunstverein auf den Fuß, daß Sie da alle Jahr ein Bild verkaufen? Hol die Kerls der Kuckuck, wenn sie darnach sind, aber warum das Geld laufen lassen? Ich kann mir kaum denken, daß das Schiedsgericht aus lauter solchen Heiden sollte komponiert sein, daß man nicht froh wäre, etwas von Ihnen zu bekommen. Versäumen Sie wenigstens nicht, die Sachen auszustellen. Das ist aber Ihre Sache, von mir können Sie überzeugt sein, daß ich die Bilder mit offenen Armen empfange und alles mögliche tun werde, sie an den Mann zu bringen. Die Hexe habe ich hier angekündigt. Vedremo.
Ich selber bin also drei Monate hier. Ich soll für das Institut den Sängerkrieg auf der WartburgAn eine spätere Besprechung dieses Werkes (am 25. Oktober 1845) knüpft Schwind den Auftrag an Hähnel: »Sei so gut und sage Kapellmeister Wagner, ich hätte damals die Zeichnung des Sängerkriegs für ihn durchzeichnen lassen, aber die Überzeugung, daß er nichts davon brauchen kann, und eine gerechte Scheu, die Komposition so lang vor dem Bild publik zu machen, hätten mich abgehalten, sie ihm zu schicken. Es war also keineswegs Ungefälligkeit, daß er sie nicht bekommen hat.« Dies ist die erste Erwähnung Richard Wagners in den Briefen Schwinds, dem er fernerhin, wie dem »Klavier-Abbé« Liszt, nur mit grimmigem Spott begegnete. malen, es waltet noch eine kleine Differenz über den Preis ob. Der Rhein wäre mir lieber gewesen, aber da heißt es, er sei für Freskofarbe. Ich werde ihn schon noch machen. Gemacht habe ich eine Komposition, Kaiser Konrad III. vorstellend, der den hl. Bernhard auf den Schultern aus dem Gedränge trägt. Das war auch zu couragiert. Den wunderlichen Heiligen habe ich wieder gemacht und zwar etwas größer als die erste Zeichnung, die ich nach Triest verkauft habe. Sie war in Düsseldorf ausgestellt und man behauptete, in dieser Art nie etwas vollkommeneres gesehen zu haben – nichtsdestoweniger fand sie keinen Käufer. Alsdann habe ich, um doch etwas zu tun, und unfähig noch etwas Neues anzufangen, dieselbige Sabine von Steinbach in Öl zu malen unternommen, es ist fast fertig. Nehmen Sie mir's nicht übel, aber ich sehne mich sehr aus dem Trubel heraus und tue das mögliche, um etwas hinter mich zu bringen und den bewußten Bauernhof zu verdienen. Eine Zeichnung vom Ritter Kurt ist in Dresden gekauft worden um 1200 fl. (die aber erst im nächsten Jahre bezahlt werden). Thäter soll sie als Vereinsgeschenk stechen. Millionäre kommen nach der Summe zu mir, sind entzückt, fragt aber auch keiner, was dieses oder jenes koste. Vorderhand kann ich zufrieden sein. Bis nächsten Herbst oder im Frühjahr 1846 hoffe ich, hier wieder flott zu werden. Den Sängerkrieg freut mich zu machen und so wird's gehen. Ende des Monats erwartet man den großen Lessing. Wie werd' ich da herumkommen! Alle Tage entdecke ich neue Laster an seinen Bildern und der Heidenkerl freut sich darauf, mich kennen zu lernen.
Im ganzen ist es hier doch hundertmal besser als in Karlsruhe, in München wäre es freilich noch ganz anders, aber Sie wissen –. Leben Sie recht wohl und haben Sie Dank, daß Sie geschrieben haben. Ich war ganz stumm geworden über den Mannheimer Schrecken. Die Frau dankt für Ihre freundlichen Grüße. Zusammen empfehlen wir uns Ihrer Frau Gemahlin und wünschen alles Glück und Heil.
Ihr aufrichtiger, aber vorderhand etwas niedergeschlagener M. Schwind.