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Frankfurt, 5. November 1846 (an Schaller)
Liebster alter Freund Schiller! Es ist, glaube ich, lange genug, daß ich Dir nicht geschrieben habe. Erstlich wußte ich nie recht, wo Du warst, und zweitens war ich mit dem Haus in einem Trubel und Geldsorge, daß mir die Augen übergingen. Es kostete ein 3000 fl. mehr, als ich angesetzt hatte. Item jetzt sitze ich seit September drin und bin sehr zufrieden. Vor ein paar Tagen kam ich von einer Reise nach Berlin zurück, wo ich mich denn auch in Weimar zwei Tage aufhielt. Der Platz, auf den »Herder« zu stehen kommt, ist reizend und erinnerte mich so lebhaft an Dich, daß ich lieber gleich geschrieben hätte. Dazu war aber keine Zeit. Den Hintergrund bildet die alte Kirche und zwei Strebepfeiler machen eine sehr gute Abgrenzung, so wie das Fenster einen guten Schluß nach oben. Herders Hans ist in der Nähe. In Berlin hatte ich alle Ursache zufrieden zu sein. Ich hatte den »Rhein« mit, um mit Cornelius darüber zu sprechen. Rauch, der ein herrlicher Mann ist, fing daran dermaßen Feuer, daß er den König herbeischaffte (Cornelius hatte mir eines seiner vier Ateliers eingeräumt), der denn auch ganz gehörig entzückt war. Rauch sagte nur, er habe den König darnach gesprochen und ihn geradezu »montiert« gefunden, ebenso daß der König von dem »Kinderfries« immer als einer Arbeit gesprochen, die ihm besonders gefallen, ohne aber zu wissen, daß er von meiner Erfindung sei. Jetzt weiß er es. Die Farbenzeichnung vom »Freiburger Münster« hat er gekauft. In Dresden war ich auch. Ein freundschaftliches Mittagmahl auf der Brühlschen Terrasse von etwa zwanzig Freunden war ganz prächtig und abends war ich bei den jungen Leuten eingeladen, die mir alle Auszeichnung erwiesen. Mein Sängerkrieg ist seit acht Wochen ausgestellt und die Zeitungen in Frankfurt schweigen – eine kurze Anzeige abgerechnet. Ein früher ausgestelltes Bild, das sehr gefiel, blieb gleichfalls ohne Erwähnung. Sie wollen nicht loben und trauen sich nicht zu schimpfen – und können mich . . . Die »Musikanten«»Ich schrieb nichts dazu als ›Die Rose‹ oder ›Hochzeitsmorgen‹ und der publicus fand sich ganz gut zurecht, jedenfalls besser als unsere tappigen Kunstschreiber.« 25. Nov. 47 an Eduard v. Steinle. wären wohl bald fertig, hätte ich nicht um des leidigen Geldes willen wieder müssen Holzschnitte annehmen. Es ist mir stark an den Kragen gegangen und ohne ein halbes Dutzend Wunder weiß ich nicht, wie ich durchgekommen wäre.
Die Ausstellung in Berlin von 1700 Nummern machte mir gewaltig Courage. Es ist nicht möglich, daß dieser gedankenlose Plunder sich durch seine abgedroschenen Effekte noch lange sollte erhalten können, gegenüber von Poesien. Gib acht, was ich für Geschütz auffahre das nächste Mal in München oder Berlin.
Heideck läßt mir sagen, es sei in der Künstlerschaft ein Gerede, ich würde nach München berufen werden. Das wird eine harte Nuß werden – denn ich mag nicht gehen. Sage aber nichts. In Leipzig kann es auch kommen. Ich weiß eigentlich nicht, wie sie bei der Menge leerer Throne um mich herumkommen sollen. Für Leipzig habe ich heimliche Schritte getan.
Baurat Lange war bei mir und sagte mir, es ginge Dir wieder besser und das Übel scheine sich zu heben. Nun Gott sei tausend Dank, es ist mir zu nahe gegangen. Hätte ich nur gewußt, daß Du in ein Salzbad gehst, so hätte ich Dich zu meinem Bruder nach Ischl getan, wo du die ganze Geschichte umsonst gehabt hättest. Leb recht wohl und der Himmel lasse Dich recht gesund werden. Streng dich nicht an mit Schreiben, sende aber Botschaft durch Genelli, mit dem ich noch immer korrespondiere. Adio Dein alter Freund Schwind.