Johann Gabriel Seidl
Gedichte
Johann Gabriel Seidl

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Herz und Kopf

        Leichtbeschuht, im schwarzen Kleide,
Ging's mit schwebend raschem Fuß
Zu des Tanzes Wonnegenuß
Durch die Straß' in rechter Freude.

Sie ja sollte dort ich finden,
Die mir Gott zum Engel lieh;
Alle Sterne jubelten: »Sie!«
»Sie dort!« klang's in allen Winden.

Und ich kam und sah die eine;
Hold errötend stand sie da,
Herrlich prangend wie Cypria
In der Grazien Vereine.

Gott! da war es keine Sünde,
Süß anblickend ihr zu nahn,
Sie mit heißer Hast zu umfahn,
Daß das Herz am Herzen stünde.

Gott! da kam's, das lang' Entbehrte,
Was im Herzen ängstlich schlug,
Was mein Blick verstohlen nur trug,
Was mein Haupt zu Boden schwerte:

Aug' in Aug' und Herz am Herzen,
Hand in Hand und Mund an Mund,
Einmal, in verschwiegenem Bund,
Ach, ein Stündchen hinzuscherzen!

Jetzt vergönnt war dies Umschlingen,
Jetzt umfing ich sie mit Macht, –
Und zur Erd' sah ich, bedacht,
Wie die Füß' im Takte gingen.

 


 


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