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Wirf die Feder aus den Händen
Und das halbbeschriebne Blatt:
Werde dieser Weihrauchspenden
Fader Schmeichler einmal satt!
Sprich, warum in Fesseln drängen,
Was wie 's Licht entfesselt, strömt,
Sprich, warum in Reime zwängen,
Was sich jeden Reimes schämt? –
Stehst du doch so herrlichblühend,
So jungfräulich vor mir da,
Bannst dir doch, von Freude glühend,
Jedes freud'ge Wesen nah.
Ein elektrisch Feuer knistert
Durch die Hand, die deine traf:
Und dein Zauberodem flüstert
Alle Schlangen in den Schlaf.
Leben, wie der Gott der Götter
Nur in höchster Huld verschenkt;
Leben, wie auf junge Blätter
Sich im Lenze niedersenkt:
Solches Leben füllt dich, lauert
Schelmisch dir in jedem Zug,
Brennt im Aug' dir, und durchschauert
Deine Brust im Ahnungsflug!
Willst du etwa kalt am Tische
Schreiben, wie der Denker schreibt?
Willst verkümmern deine Frische,
Die so schöne Blüten treibt?
Sollen Lieder sein die Wesen,
Die uns deine Kraft gebar?
Sollen wir in Büchern lesen,
Wie dein Lenz so herrlich war?
Nein! – Die Feder aus den Händen,
Aus der Hand das kalte Blatt,
Werde dieser Lobesspenden
Fader Gecken einmal satt!
Lebe – Leben sei dein Dichten:
Lieben – üben, – sei dein Reim,
Und du wirst es besser richten,
Als mit Liederhonigseim!
Lieben; – lieb' aus tiefster Seele
Frohbeseligend ein Herz,
Und den Seligen erwähle
Dir zum Freund in Scherz und Schmerz,
Blüh aus teurer Kinder Reigen
Bald als Mutterblüt' ihm zu!
Sein Gebet, sein Wunsch, sein Schweigen,
Seines Herzens Herz sei – du!
Üben; – übe mild die Kräfte
Zauberischer Weiblichkeit:
In dem häuslichen Geschäfte
Teile sinnig Lust und Zeit.
Walte wie das Licht, das waltet,
Wenn die Nächte mondhell sind!
Schalte, wie der Frühling schaltet,
Wenn die Erde Glut gewinnt!
Sei die Heiligkeit im Bilde,
Und ein Bild der Harmonie,
Sei der Welt ein Stern der Milde,
Wärm, erhell, entzücke sie.
Darum laß das Reimeschmieden,
Denn der Jungfrau ziemt es nicht:
Ist sie, was sie soll, hiernieden,
Ist sie selbst schon ein Gedicht! |