Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Der falsche politische Kurs und die Unterdrückung jeder selbständigen Meinung sind besonders stark auch in den Bund der kommunistischen Jugend hineingetragen worden. Die internationale Erziehung des jungen Arbeiters ist mehr und mehr in den Hintergrund geraten. Alles kritische Denken hat man unterdrückt und verfolgt. Für leitende Stellungen in der kommunistischen Jugendorganisation verlangt der Parteiapparat vor allem einmal Gehorsam und dann Bereitwilligkeit, sich an der Verfolgung der Opposition zu beteiligen. Der proletarische Teil der unteren Organisationen, der wirklich gesunde Teil, wird durch ein solches Regime aller Persönlichkeitswirkung beraubt. Hier bereitet die verkehrte Politik, die die Parteispitze verfolgt, noch mehr als in der Partei selbst, allen kleinbürgerlichen Einflüssen den Weg.
In den letzten Jahren hat der Bund der kommunistischen Jugend sehr schnell an Mitgliedern zugenommen, aber leider auf Kosten seiner sozialen Zusammensetzung. Seit der Zeit des dreizehnten Parteikongresses ist der proletarische Kern in dieser Organisation von 40,1 Prozent auf 34,4 Prozent und die Zahl der in den Industrien beschäftigten jungen Arbeiter von 49,8 Prozent auf 47 Prozent gesunken. Die politische Aktivität der jungen Arbeiter läßt ebenfalls nach.
Unter diesen Umständen war es ein außerordentlich grober Fehler – zu dem man nur infolge der sich erweiternden Kluft zwischen dem Bund und der Masse der Arbeiterjugend kommen konnte –, daß man durch eine Reihe neuerlicher Bestimmungen unter Verletzung der Entschlüsse des vierzehnten Kongresses die soziale Lage der jungen Arbeiter noch mehr gesenkt hat (durch Beschneidung der Schutzbestimmungen für Lehrlinge, der besonderen Lohnskala für Lehrlinge, durch Verminderung der Zahl der Lehrlinge in den Industrieschulen und, was auch hierher gehört, durch den Versuch, unbezahlte Lehrlingsarbeit einzuführen).
Der Bund der kommunistischen Jugend auf dem Lande verliert immer mehr seinen proletarischen und kleinbäuerlichen Zustrom. Seine kulturelle, wirtschaftliche Arbeit bewegt sich auf dem Lande grundsätzlich in der Richtung einer Förderung individueller Unternehmungen. Der verhältnismäßige Einfluß der Armen sinkt überall – in der allgemeinen Zusammensetzung der ländlichen Lokalverbände, im aktiven Stab, in dem aus Parteimitgliedern zusammengesetzten Kern. Gleichlaufend mit dieser fortwährenden Verminderung des Einflusses der jungen Stadtarbeiter, füllt sich der Bund auf dem Lande mit mittlerer und wohlhabender Bauernjugend.
Wie in der Stadt, so wächst auch auf dem Lande das Bestreben der kleinbürgerlichen Elemente, die Leitung des Bundes in seine Hände zu bekommen. Die Gruppe der geistigen Arbeiter und der »Verschiedenen« spielt mehr und mehr eine beträchtliche Rolle, besonders in den ländlichen Organisationen.
Sechsunddreißig Prozent aller neuen Parteimitglieder kommen aus den Reihen des Bundes der kommunistischen Jugend. Nun sind aber in dem Parteikern des Bundes ein Viertel bis ein Drittel Nichtproletarier. In den Parteikernen der ländlichen Organisationen vermehren sich die Mittelbauern rapide auf Kosten der Landarbeiter und der armen Bauern. (20 Prozent waren 1925 Mittelbauern, 32,5 Prozent im Jahre 1927.) So hat sich der Bund der kommunistischen Jugend in eine Quelle zur Durchsetzung der Partei mit kleinbürgerlichen Elementen verwandelt. Um eine weitere Schwächung der beherrschenden Rolle des proletarischen Kerns und seine Rückwärtsdrängung durch Neulinge aus den Kreisen der Intelligenz, der geistigen Arbeiter und der wohlhabenden Landschichten, die unvermeidlich eine kleinbürgerliche Entartung des Bundes mit sich bringen müßte, zu verhindern, sind folgende Maßnahmen notwendig: