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NEUNTES KAPITEL.

EIN BUCH.

Nach einer Reihe geräuschvoller Tage war es still geworden in dem alten Forsthause. Die hohen, dunkeln Tannenbäume sahen wieder so düster wie immer auf das moosbewachsene Strohdach herab, auf dem sich Dohlen und Krähen schreiend niederließen, und außer den gewöhnlich ab- und zugehenden Menschen betrat jetzt niemand den geräumigen Hofraum. Die Bienen, die Andreas an der Sonnenseite unter einem kleinen Schuppen pflegte, konnten recht ungestört ab- und zufliegen. Es kreuzte stundenlang kein lebendes Wesen ihren Flug. Unter Beaufsichtigung und thätiger Mitwirkung Kathrinens war das Haus von oben bis unten in allen Räumen gefegt, gescheuert und mit brennendem Wachholderreisig geräuchert worden. Nun erst fand die übertrieben ordentliche Person, daß es rein sei und alles beseitigt, was an die Anwesenheit einer Leiche im Hause erinnern konnte. Sie blickte zufrieden auf ihr Werk und war doch nicht glücklich. Es mußte noch vieles geändert werden, wenn die eigensinnige Schwester des Försters ihren Kopf stolz in den Nacken werfen sollte. Dahin zu streben war sie fest entschlossen, und daß sie dies Ziel zu erreichen glaubte, gab ihr Muth, auf der einmal betretenen Bahn unverdrossen vorwärts zu gehen.

Hildegarde war seit der Beerdigung ihrer Mutter nur ein einziges mal in Begleitung des Vaters auf Kaltenstein gewesen. Der Förster hatte Geschäftsangelegenheiten mit dem Baron zu besprechen, der seinerseits den niedergeschlagenen in sich gekehrten Mann, dessen Wesen ihm gar nicht gefiel, gern auf irgendeine Weise zu zerstreuen wünschte. Andreas wies aber hartnäckig jeden Vorschlag des wohlwollenden Edelmanns von der Hand, indem er sagte, er sei es Cornelie schuldig, daß er recht tiefes Leid um sie trage.

Die Baronin beschäftigte sich während der Unterredung des Försters mit ihrem Gatten auf das liebenswürdigste mit Hildegarde, schrieb dieser Verhaltungsmaßregeln vor und wußte das Mädchen dergestalt zu umstricken, daß sie überzeugt sein durfte, jeder Versuch, Hildegarde ihr zu entfremden, werde ohne Erfolg bleiben.

»Es thut mir leid, daß Adolar gerade nicht zu Hause ist,« sagte sie dann zu Hildegarde, »der liebe Mensch brennt darauf, sich ein paar Stunden recht ungestört mit dir unterhalten zu können. Nicht wahr, er hat sich auch ganz nett herausgemacht und weiß sich schon recht anständig zu benehmen? Ich denke, wenn erst das Trauerjahr vorüber ist, ziehst du ganz zu mir – als Gesellschafterin. Dann wollen wir das Leben zusammen erst recht genießen. Der Baron und dein Vater passen prächtig für einander – sie haben ganz dieselben Neigungen und Bedürfnisse – und wir, mein Liebchen, wir wollen uns einige auserlesene Menschen zusammensuchen und ebenfalls unsern Bedürfnissen fröhnen. Um diese Zeit hat Adolar seine Studien absolvirt. Er kehrt zu uns zurück und ich habe ihm schon die Erlaubniß gegeben, von seinen Freunden, die er gefunden, die intimsten auf einige Wochen einzuladen. Zwei derselben, sehr wohlhabende Edelleute, haben Schwestern. Auch diese sollen mitkommen nach Kaltenstein, damit es dir nicht an geeignetem Umgange fehlt. Von diesen jungen Damen, welche das Leben in der vornehmen Welt bereits kennen, wirst du viel für Geist und Herz, nicht minder auch für deine formelle Ausbildung gewinnen.«

Hildegarde hörte diesen Plaudereien mit sehnsüchtigem Verlangen zu, und es war ihr wohl zu verzeihen, daß sie wünschte, das Trauerjahr möge schon vorüber sein. Denn was konnten der vereinsamten Waise in der stillen Försterei während dieser ewig langen Zeit für Vergnügungen blühen?

Zurückgekehrt ins Vaterhaus, glaubte Hildegarde das Andenken ihrer Mutter nicht besser ehren zu können, als wenn sie Lehren und Rathschlägen nachlebte, die sie so oft von ihr gehört hatte. Sie blieb in dem Zimmer der Verewigten und fuhr fort zu lesen, zu musiciren, zu zeichnen. Um die Wirthschaft kümmerte sie sich nicht, ebenso wenig fragte sie nach der Tante.

Der erste Tag dieses Stillebens verging ohne Störung. Ihr Vater seufzte zwar, als er abends neben der Tochter Platz nahm und diese in einem Buche lesen sah, das er nicht kannte.

Hildegarde sah es an dem Zucken seiner Lippe und an dem Zusammenziehen der buschigen Brauen, daß der Vater etwas auf dem Herzen habe, sie fragte aber absichtlich nicht, da sie vermuthete, es möge etwas nicht ganz Angenehmes sein.

Erst am zweiten Tage brach der Förster sein Stillschweigen. Er kam früher, als Hildegarde es gewöhnt war, zu ihr, nahm Platz an ihrer Seite und griff nach dem Buche, das vor ihr lag.

»Das Buch gehört dem Herrn Baron?« sagte er. »Wie kommst du dazu?«

»Ich habe es mir von Kaltenstein mitgebracht,« lautete die unbefangene Antwort Hildegardens

»Weiß es die gnädige Frau?«

»Gesagt habe ich es ihr nicht.«

»Weshalb nicht? Wenn man es nun vermißt?«

»Das geschieht wohl schwerlich. Uebrigens wird die gute Baronin es sich denken, daß ich es habe, falls sie es suchen sollte; denn sie gab mir Erlaubniß, aus der Bibliothek des Herrn Baron mir etwas, das mir gefiele und das ich noch nicht kennte, auszuwählen.«

»Ist es denn so nöthig, das alles zu kennen?« erwiderte der Förster seufzend. »Laß doch sehen!«

Er nahm der Tochter das Buch unter den Händen weg, schlug die Blätter um und las den Titel.

»Wovon handelt es denn?« fragte er.

»Von Kunst und von künstlerischem Leben. Es ist wunderbar schön und feurig geschrieben.«

»Von Kunst!« wiederholte Andreas, abermals seufzend. »Ich habe dir schon gesagt, liebe Tochter, daß es nicht meine Absicht sein kann, dich für die Kunst zu erziehen. Die selige Mutter hatte darüber zu meinem Bedauern Ansichten, die mir nie gefielen, wäre sie aber am Leben geblieben, so würde ich doch dahin gewirkt haben, daß sie dieselben aufgäbe. Jetzt, wo die Unvergeßliche in kühler Erde ruht, würdest du mich glücklich machen, Hildegarde, wenn du dich mir etwas mehr anschlössest und auch Sinn für das zeigtest, was mir wichtiger zu sein scheint als bloßes Zeichnen, Lesen und Musiciren.«

Hildegardens Augen füllten sich mit Thränen. Sie langte nach dem Buche, dessen Titel der Vater achtlos gelesen und, es dann zugeklappt vor sich hingelegt hatte, ohne auch nur einen Blick hineinzuwerfen.

»Du hast gewiß mit der Tante gesprochen,« sagte, sie wehmüthig. »Ach, bester Vater, ich bitte dich, gib der Tante keine Gewalt über mich!«

»Du scheinst meine Unterredung mit der gnädigen Frau Baronin am Todestage deiner Mutter vergessen zu haben,« versetzte der Förster. »Was ich dieser Dame damals versprach, werde ich gewissenhaft halten. Aber du mußt dir klar werden über dich selbst, über deine Stellung in der Welt und über den Beruf, den du dereinst zu erfüllen haben wirst. Darum kannst und darfst du dich nicht blos mit diesen Dingen beschäftigen, an denen du bisher mit so thörichter Liebe gehangen hast.«

Hildegarde weinte und griff ein zweites mal nach dem Buche, auf das Andreas jetzt seine schwere gebräunte Hand legte.

»Ich will, daß du mir zuhörst und mir Antwort gibst,« fuhr er strenger fort. »Der Stiftssyndikus mußte mir recht geben, als ich am Tage nach der Mutter Begräbniß deinetwegen mit ihm Rücksprache nahm. Er will sich umsehen nach einer Familie, wo du geeigneten Umgang findest und dich so ausbilden kannst, wie es für ein unbemitteltes Mädchen bürgerlicher Abkunft wünschenswerth ist. Hier – das sehe ich ein – kannst du nicht bleiben. Es gäbe nichts als Streit mit der Tante, und das möchte ich, dir und mir zu Liebe, vermeiden. Meine Schwester ist zu alt geworden, um sich zu ändern, und ich habe keine Lust, mich Tag für Tag zu ärgern. Ich kündige dir daher gleich heute an, daß wir spätestens zum Herbst uns auf einige Jahre trennen werden. Junge Mädchen, welche sich frühzeitig unter fremden Menschen bewegen und den Wünschen anderer sich fügen müssen, werden dereinst die glücklichsten Frauen. Danach also richte dich, mein Kind, und fange schon jetzt ein anderes Leben an, d. h. versuche dich im Hauswesen heimisch zu machen!«

Hildegarde weinte nicht mehr. Sie trocknete ihre Thränen und sah den Vater fest an.

»Willst du zuvor nicht mit der gnädigen Frau Baronin sprechen?« sagte sie zurückhaltend.

»Nein! Thue ich es, so könnten wir uns möglicherweise misverstehen.«

»Die Frau Baronin liebt mich wirklich und will mir wohl.«

»Es ist möglich, meine Tochter, allein ich – ich liebe die gnädige Frau Baronin nicht!«

Dem Förster that es leid, das Wort gesprochen zu haben, denn der Blick Hildegardens enthielt mehr als eine stumme Frage.

»Die Frau Baronin hat nie Uebles von dir gesprochen,« sagte sie in vorwurfsvollem Tone.

»Auch ich werde niemals Uebles von der gnädigen Frau reden, indeß für dich ist es jedenfalls besser, wenn du nicht zu viel auf die Worte derselben hörst.«

»Wäre es nicht undankbar von mir, der edelmüthigen Dame zuwider zu sein?« versetzte Hildegarde.

»Man würde es dafür halten, doch glücklicherweise läßt sich das vermeiden oder umgehen.«

»Ich glaube nicht,« sagte Hildegarde unter stärkerm Klopfen ihres Herzens.

»Ich bin der gnädigen Frau direct keine Verbindlichkeiten schuldig.«

»Du irrst, Vater! Die aufopfernde Freundin meiner seligen Mutter hat es mir letzthin angezeigt, daß ich ganz zu ihr nach Kaltenstein ziehen und dort bleiben soll –«

»Bis sie dich etwa fortjagen?« fiel der Förster aufbrausend ein. »Eher wollte ich, der Kreuz-Matthes hätte recht!«

Hildegarde fuhr zusammen vor dem drohenden Blicke des Vaters, obwohl sie nicht verstand, was er damit sagen wollte. »

»Ich habe der Frau Baronin die Hand darauf gegeben, ihren Wunsch zu erfüllen,« sagte sie nach einer Weile.

»Und ich werde Sorge tragen, daß dein unzeitiges, unbesonnenes Versprechen zu Wasser wird!« versetzte der Vater. »Ja, ganz gewiß, verlasse dich drauf! Und wenn du mit deinen verführerischen Nixenaugen mich noch einmal so bittend ansiehst! Ich bin nachgiebig, leider oft nur zu nachgiebig, so schwach aber bin ich nicht, daß ich mein einziges Kind der Sünde in den Rachen jage!«

»Die arme, gute Baronin!« schluchzte Hildegarde. »Sie wird mich verachten!«

»Heule nicht, daß die Jagdhunde zusammenlaufen,« fiel der Förster ein, »und laß mich ein für allemal mit der gnädigen Frau in Ruhe! Du verstehst das nicht und damit Punktum!«

Hildegarde war aber nicht so leicht zu beruhigen. Ueberzeugt, daß der Vater nur deshalb gegen die Baronin, die ihr der Inbegriff aller weiblichen Tugenden war, eingenommen sei, weil sie ihr erlaubt hatte, beliebig Bücher aus der Bibliothek zu nehmen, wollte sie die so hoch Verehrte um keinen Preis aufgeben. Sie traute ihrem Vater durchaus nicht Urtheilsfähigkeit genug zu, um die ausgezeichneten Eigenschaften der Baronin richtig würdigen zu können, und sie war deshalb entschlossen, einen Kampf selbst mit dem Vater zu wagen, wenn dieser hartnäckig auf seinem Vorsatze beharren sollte. Unglücklicherweise konnte sie nicht dazu kommen, da sich die schleifenden Schritte der Tante hören ließen, und eine Unterstützung des Vaters durch diese Unerbittliche sie schwerlich zum Ziele geführt haben würde.

Kathrine trat ein, Messinglampe, Hausschlüssel und Teller tragend, um den Abendtisch zu decken. An Blick und Haltung ihres Bruders gewahrte sie auf der Stelle, daß es zwischen Vater und Tochter zu einer Erklärung gekommen sein müsse, die keinen erwünschten Ausgang gehabt habe. Sogleich war sie bereit, die Flammen zu schüren, den Zwiespalt zu vergrößern, denn dabei konnte sie für sich nur gewinnen.

»Recht so, Bruder,« sprach sie, sich der mitgebrachten Teller entledigend und einen ihrer häßlichsten Blicke der jungen, in ihrer grollenden Aufregung entzückend schönen Nichte zuwerfend, »setze dem eigensinnigen Kinde den Kopf zurecht! Fahr’ ihr durch alle Paraden und wirf sie nieder! Wer nicht hören will, muß fühlen! Geht sie gegen dich an mit Worten und Thränen, kehr’ dich nicht daran, Bruder, sie wird es dir später einmal Dank wissen!«

Hildegarde würdigte die ihr verhaßte Tante keines Blicks. Andreas verharrte in finsterm Schweigen. Erst als er die Hand der Schwester fühlte, die nach dem Buche langte, das er noch festhielt, sagte er, der Tochter nochmals sich zuwendend:

»Es bleibt dabei! Du kennst jetzt meinen Willen, und es wird auf dich ankommen, ob ich dich mit Liebe oder Strenge behandeln soll.«

»Aha!« sprach Kathrine, einen ihrer altväterischen steifen Knixe vor der schönen Nichte machend. »Haben wir es doch endlich dahin gebracht, den Vater aufsäßig zu machen durch unsere hochadelichen Gewohnheiten? Gratulire devotest und mit aufrichtigem Herzen! Und ich hoffe, Dero hochadeliche Beschützerin von hinter dem Zaune her, wo selbige der Sage nach in blutjungen Jahren, als sie noch ihrem wahren Berufe nachging, ein Hufeisen verloren haben soll, wird von nun an keine Gewalt mehr haben über das naseweise Püppchen!«

Hildegarde zitterte vor Aerger und sie würde, ohne die eben gepflogene Unterhaltung mit dem Vater, der schadenfrohen Tante wegen dieser groben Schmähung der Baronin von Kaltenstein eine bittere Entgegnung schwerlich geschenkt haben. Jetzt begnügte sie sich nur, Kathrine durch Blicke zu sagen, daß sie entschlossen sei, sich von ihr nicht tyrannisiren zu lassen.

Mittlerweile hatte die Tante das Buch unter der Hand ihres Bruders hervorgezogen. Die Neugierde veranlaßte sie es aufzuschlagen. Sie legte den Schlüssel auf den Tisch, sah sich erst den Titel an und dann das Ende. Hier mochte ihr wohl irgendein Ausspruch auffällig erscheinen, denn sie begann, gegen ihre Gewohnheit, mit Eifer zu lesen. Die Lectüre dauerte aber nur einige Secunden, dann ließ sie das Buch fallen und schlug mit allen Zeichen moralischen Entsetzens beide Hände über ihr zerrissenes Gesicht.

»Gott steh’ uns bei!« rief sie aus. »Das Mädchen ist rettungslos verloren! Wer hat je so etwas erlebt!«

Der Förster stand wie eine bronzene Statue regungslos neben der entsetzten Schwester, während der schön geformte Mund Hildegardens vor Schmerz und Hohn zuckte, und ihre glänzenden Augen Pfeile unversöhnlichen Hasses auf die Tante schossen.

»Was hast du, Schwester!« sprach Andreas gepreßt. »Was berechtigt dich zu einer so schweren Beschuldigung gegen meine Tochter?«

»O, du bist und bleibst blind mit sehenden Augen!« versetzte Kathrine, indem sie das Buch aufhob und es Andreas verhielt »Da, lies und schaudere! Das nennen diese Vornehmen Bildung, und nach solchen Grundsätzen erziehen sie ihre Kinder für die Welt, die durch sie so verrucht wird, wie man sie leider schon lange kennt!«

Der Förster las die von seiner empörten Schwester bezeichnete Stelle, und Hildegarde, die ihre Tante in diesem Augenblicke wirklich nicht begriff und ebensowenig die Veranlassung der Entrüstung ahnte, die sie so offen und ungeheuchelt zu erkennen gab, erbleichte vor der schrecklichen Veränderung in den harten, vergrämten Zügen ihres Vaters.

Dieser schlug jetzt das Buch zu und umklammerte es mit seinen eisenharten Fingern, als wollte er es zermalmen. Dann wendete er die zornigen Augen der zitternden Tochter zu. Seine Stimme klang heiser und bleiern, als er die Frage an sie richtete:

»Wann hast du dies schreckliche Buch von Kaltenstein mitgebracht?«

Hildegarde antwortete der Wahrheit gemäß.

»Sah es die Baronin, ehe du sie verließest?«

Die verschüchterte Tochter verneinte.

»Wann begannst du darin zu lesen?«

»Vor einer Stunde.«

»Der Inhalt desselben ist dir also nicht bekannt?«

»Nicht weiter als ich gelesen habe.«

»Dann werde ich mir als Vater die Erlaubniß nehmen das Buch zu confisciren,« sagte der Förster offenbar beruhigt. »Morgen soll es der Bursche, begleitet mit einem höflichen Schreiben von mir, der gnädigen Frau versiegelt wieder zustellen.«

Andreas versenkte das Buch in die Brusttasche seines Rockes und knöpfte diesen bis an den Hals fest zu. Dann gebot er Kathrine, die mit dem Benehmen ihres Bruders nicht sehr zufrieden zu sein schien, den Tisch zu decken, was sie auch murrend that. Von der Lectüre war nicht weiter die Rede, wie denn überhaupt unter den drei verstimmten Familiengliedern während des ganzen Abends nur einzelne Worte gewechselt wurden.

Das Buch, welches der Förster den Händen seiner Tochter entrissen hatte, war Heinse’s ›Ardinghello‹. Das wißbegierige Mädchen hatte es zufällig der Bibliothek des Barons entnommen, ohne die geringste Ahnung von dem für junge Mädchen allerdings sehr bedenklichen Inhalt desselben zu haben.


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