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50

Gedehnt ruht Kai. Jedes Glied wiegt eine Rinne in das Laken, höhlt die Kissen, und die Knöchel buckeln sich doppelt. Es kreist in ihm, singend, mit bohrenden Stößen drängt das Blut durch die zu engen Adern. Noch dampft die fremde Hitze aus den Tüchern, über die entblößte Brust streift kühl ein Luftzug vom Fenster.

Auf der Hirnbühne huscht Äffisches, verkrümmt, doch nun die Arme auseinandergeworfen und mit magerer Knochigkeit die Fersen umspannend, daß das pelzige Gesäß grinsend nach hinten prallt. Haare wehen nach. Und eine kleine Ampel entreißt hie und da eine Spaltnase, einen gebläkten Mund weißrifflig dem Grau. Nacktsohlig überspringen Tänzer das fad Erhellte, ihre Gewandsäume flattern hinter ihnen; sie sind mit Gold bestickt. Und langsam kreist um sich ein Hockendes, Buddha gleich, das auf den Bauch mit zählenden Fingern Falten legt. An den Ohren klingen Klimperglöckchen.

In den Gliedern, außen ruhend, regt es sich endlos. Von allen Teilen des Körpers sind Armeen aufgebrochen, Legionen strebsamfüßiger, durchscheinend roter Ameisen, ihre Kohorten durchziehen das Rückenmark, in den Adern wälzen sich kribbelnd die Scharen, sie stauen sich in den Gelenken und durchwandern endlos tipsend in ihrer sinistren Stillheit die langen Schäfte der Schenkel und Arme, sie überströmen die Ebenen der Lunge. Im Zentrum des Leibes scheinen sie Feuer zu entzünden, störrig in Lustigkeit schieben sie Kreise und Flächen von Tanzenden, die, ohne von der Stelle zu gehen, die Beine rühren, Kais inneres Fleisch kitzelnd bewedeln.

Er wirft sich um.

Sie sind fort, aber die Wärme blieb, sie glostet, dampft und glüht, sie bläht den Bauch; umsonst mit der Handfläche mildernd zu streichen, auch sie ist benetzt von einem schwärenden Schweiß; zwischen den Fingern klebt es.

Plötzlich drängen die Schläfen, sie zerpressen das Hirn, das haltlos nach hinten quillt; zwischen grauem Gematsch steht weiß ein Ei, in dem ein schwarzer Kern dreht. Dann fließt es fort, und Worte wurden Situationen, sie stehen wild und unbegreiflich verzackt und verzähnt, aufgebaut wie Landschaften.

»Tu es doch bitte, Ilse ...!«

»Doch liebe ich dich ...«

»Hebe die Hände um Rettung ...«

Er wirft sie heraus, über die Decke wirft er sie zur Ruhe hin, die Ruhelosen, Entzündeten. Aber, Schwelfeuern gleich, zersengen sie den Stoff, pressen ihre Marken in die Schenkel, und ihre Finger zerzupfen, verstoßen die Decke. Sie streifen das Hemd.

»Was ist das? Wohin???!«

»Gängele du nur, Kopf, weit weg.«

   

»Aaaaah!«

Die Lider sinken, das Unterkinn wird frei, spaltet den Mund. In das Kissen wiegt die Hinterkopfform. Die Schultern spannen den Bogen, stoßen den starrenden Pfeil aus dem Zentrum des Leibes, bis er springt, speit, wirft ... Er rüttelt den Leib, schüttelt kleine Juchzer aus ihm, die Ellbogen hüpfen auf, lässige Tauben. Die Zehen krampfen zum Kreis. Und der Leib wird lang, lang, dehnt sich endlos über die Welt hin – – – »dehnt sich endlos, de' si' lo' ... de' si' lo ... Daisy ... Liebste ...«

Und die Ruhe kommt gegangen, das Verfallen, das Schrumpeln, Rückkehr zu den Laken. Einsingen. Und ein schwarzer Schleier nach dem andern weht über das Hirn, die Säume streicheln seiden die Schläfen; nun sinkt es über das Gesicht, noch einmal stößt Kai den Mund auf, nach Luft, himmelwärts, nein! Schlafengehen, Schlafengehen.


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