Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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21. (26.) Tiberius Sempronius Gracchus, der seit zwei Jahren Sardinien zu seinem Posten gehabt hatte, übergab diesen dem Prätor Servius Cornelius Sulla und triumphirte bei seiner Rückkehr nach Rom über die Sarder. Er soll von dieser Insel eine so große Menge Gefangener mitgebracht haben, daß ihr lange dauernder Verkauf zum Sprichworte ward, und daß man bei Dingen ohne Werth sich im gemeinen Leben des scherzhaften Ausrufs bedient: «Sarder zu Kaufe!» Auch beide Consuln triumphirten; Scävola über die Ligurier, Lepidus ebenfalls über diese und über die Gallier. Darauf schritt man zu den Wahlen der Obrigkeiten für das folgende Jahr. Zu Consuln wurden ernannt Spurius Postumius Albinus, Quintus Mucius Scävola. Am Tage der Prätorenwahl verwickelte das Schicksal einen der Bewerber, den Sohn des Publius Africanus, Lucius (oder hieß er Cneus?), Cornelius Scipio, zur großen Unzufriedenheit mit ihm, in einen Streit mit dem Cajus Cicerejus, einem gewesenen Schreiber des Vaters Scipio. Denn da Scipio, weil schon fünf Prätoren ernannt waren, nämlich Cajus Cassius Longinus, Publius Furius Philas, Lucius Claudius Asellus, Marcus Atilius Serranus und Cneus Servilius Cäpio, alle Kräfte aufbot, um wenigstens auf dem letzten Platze noch angebracht zu werden, so erschien er dadurch so ganz als der von seines Vaters Vorzügen Ausgeartete, daß ihm durch die Stimmen der sämtlichen Centurien Cicerejus vorgezogen sein würde, hätte nicht dieser – soll 209 ich sagen, die Schuld des Schicksals oder den Fehlgriff der Wahlversammlung? durch seine Bescheidenheit wieder gut gemacht. Er fand es zu dreist, in einem Kampfe um ein Ehrenamt den Sohn seines Schutzherrn zu besiegen, warf sogleich die weiße Toga ab, und wurde aus einem schon des Sieges gewissen Nebenbuhler ein dankbarer Schützling und Stimmgeber für seinen Mitbewerber. So erlangte Scipio durch Hülfe des Cicerejus die Ehrenstelle, die er allem Anscheine nach vom Volke nicht erhalten haben würde, zu größerer Ehre des Cicerejus, als für ihn selbst.]

[Den Consuln wurden zu ihren Standplätzen Gallien und Ligurien angewiesen. Als bald nachher die Prätoren loseten, bekam Cajus Cassius Longinus die Rechtspflege in der Stadt, Lucius Cornelius Scipio die über die Fremden. Dem Prätor Marcus Atilius hatte das Los Sardinien zu seinem Standplatze gegeben: allein er erhielt Befehl mit einer von den Consuln neugeworbenen Legion von fünftausend Mann zu Fuß und dreihundert Rittern nach Corsica überzugehen. Während er dort den Krieg zu führen habe, sollte Cornelius Sulla mit verlängertem Oberbefehle Sardinien vorstehen. Dem Cneus Servilius Cäpio wurden für das jenseitige Spanien, auch dem Publius Furius Philus für das diesseitige dreitausend Mann Römisches Fußvolk mit hundert und funfzig Rittern und fünftausend Mann Latinischer Bundestruppen zu Fuß nebst dreihundert Rittern bestimmt, und dem Lucius Claudius Sicilien ohne Ergänzungstruppen. Außerdem sollten die Consuln zwei neue Legionen ausheben von der gehörigen Stärke an Fußvolk und Reuterei, und die Bundesgenossen zehntausend Mann zu Fuß und sechshundert Ritter stellen lassen. Diese Werbung wurde den Consuln so viel schwerer, weil das vorigjährige Sterben unter dem Rindviehe sich in diesem Jahre in eine Krankheit unter den Menschen umgesetzt hatte. Die Befallenen überstanden nicht leicht den siebenten Tag. Überlebten sie ihn, so bekamen sie ein langwieriges meistens vierthägiges Fieber. Vorzüglich starben die Sklaven: auf allen Straßen lagen sie 210 unbegraben hingestreckt. Das Libitinenamt konnte nicht einmal alle Bestattungen der Freien besorgen. Unangerührt von Hunden und Geiern gingen die Leichname in Verwesung über, und man machte die allgemeine Bemerkung, daß sich so wenig in diesem, als im vorigen Jahre bei den vielen todt liegenden Rindern und Menschen irgendwo ein Geier habe sehen lassen. An dieser Seuche starben folgende öffentliche Priester: Cneus Servilius Cäpio, ein Oberpriester, Vater des Prätors; Tiberius Sempronius Longus, des Tiberius Sohn, ein Zehnherr des Gottesdienstes; Publius Älius Pätus, ein Vogelschauer, auch Tiberius Sempronius Gracchus; Cajus Mamilius Vitulus, der Oberbezirkspfleger und Marcus Sempronius Tuditanus, ein Oberpriester. Zu Oberpriestern wurden gewählt Cajus Sulpicius Galba an die Stelle des Cäpio, – – – – – an die Stelle des Tuditanus. Die nachgewählten Vogelschauer waren, in des Gracchus Stelle Titus Veturius Gracchus Sempronianus, in des Publius Älius Platz Quintus Älius Pätus. Den Zehnherrn des Gottesdienstes ersetzte Cajus Sempronius Longus, den Oberbezirkspfleger Cajus Scribonius Curio. Da die Seuche kein Ende nahm, so verordnete der Senat, die Zehnherren sollten die Sibyllinischen Bücher nachschlagen. Nach einer Anordnung von ihnen wurde ein Bettag gefeiert; und nach der vom Quintus Marcius Philippus vorgesprochenen Formel nahm das Gesamtvolk auf dem Markte das Gelübde auf sich: «Wenn diese Krankheit und Ansteckung aus dem Römischen Gebiete vertrieben sein werde, dann wolle es zwei Tage festlich und mit einer Betandacht begehen.» Im Vejentischen wurde ein Knabe mit zwei Köpfen geboren, zu Sinuessa brachte ein Knabe nur Eine Hand, zu Auximum ein Mädchen die Zähne mit auf die Welt. Zu Rom sah man auf dem Markte am Tage bei heiterem Himmel einen Regenbogen über dem Tempel des Saturnus ausgespannt und zugleich drei Sonnen aufblitzen; und in eben der Nacht fuhren im Lanuvinischen mehrere Fackeln am Himmel herab. Die Bewohner von Cäre versicherten, in ihrer Stadt habe sich eine Schlange mit Mähnen sehen 211 lassen und mit Goldflecken gesprenkelt. Auch behauptete man als gewiß, im Campanischen habe ein Ochs geredet.

22. (27.) Am fünften Junius kamen aus Africa die Gesandten zurück, welche nach einem dem Könige Masinissa abgestatteten Besuche nach Carthago gegangen waren. Freilich hatten sie das, was man zu Carthago vorgenommen hatte, weit gewisser von dem Könige gehört, als von den Carthagern selbst. Doch hatten sie, wie sie versicherten, in Erfahrung gebracht, daß vom Könige Perseus eine Gesandschaft angekommen sei, und daß sie der Carthager Senat bei Nacht im Tempel des Äsculap vorgelassen habe. Daß von Carthago Gesandte nach Macedonien geschickt waren, versicherte nicht nur der König, sondern sie selbst hatten es auch nicht mit festem Ernste geleugnet. Der Römische Senat beschloß, auch nach Macedonien Gesandte abgehen zu lassen. Ihrer Drei wurden hingeschickt, Cajus Lälius, Marcus Valerius Messalla, Sextus Digitius. Um diese Zeit war Perseus, weil einige Dolopen ihm den Gehorsam weigerten und die Untersuchung der streitigen Punkte vom Könige auf die Römer übergehen lassen wollten, mit seinem Heere hingezogen und hatte das ganze Volk seiner Hoheit und Gerichtsbarkeit unterworfen. Von da ging er, weil ihn dies und jenes im Gemüthe beunruhigte, zwischen den Ötabergen durch nach Delphi hinauf, das Orakel zu befragen. Durch diese plötzliche Erscheinung mitten in Griechenland setzte er nicht allein die benachbarten Städte in großen Schrecken, sondern selbst nach Asien ging die Nachricht von dieser Bewegung zum Könige Eumenes. Nach einem Aufenthalte zu Delphi von nicht länger als drei Tagen kehrte er durch das Phthiotische Achaja und Thessalien, ohne sich in den Gegenden, wo er durchzog, Raub oder Gewaltthat zu erlauben, in sein Reich zurück. Auch begnügte er sich nicht damit, sich die Staten zu Freunden zu machen, durch welche sein Weg gehen mußte, [sondern er beschickte auch dieconciliare: aut legatos]. – Diese auch von Anderen ergänzte Lücke möchte ich lieber so ausfüllen: conciliare, sed circa omnia Graecorum concilia aut legatos aut literas dimisit. Die Ähnlichkeit zwischen conciliare und concilia veranlaßte dann die Lücke. Wo das erste concilium der Achäer gehalten wurde, wissen wir nicht, weil dies in der folgenden Lücke, (Cap. 23 hinter dem Worte literas) angegeben war. Daß es aber eine Statenversammlung gewesen sei, wird durch die gegenseitigen Reden wahrscheinlich, und durch die Angabe (Cap. 24. am Ende), daß das folgende concilium zu Megalopolis gehalten sei: missi ab rege, quum Megalopoli concilium esset. Statenversammlungen der Griechen] 212 entweder durch Gesandte oder durch Briefe mit der Bitte: «Sie möchten der Mishelligkeiten, die sie mit seinem Vater gehabt hätten, nicht länger eingedenk sein. Auch wären diese nicht so schwer gewesen, daß sie nicht mit jenem hätten aussterben können und müssen. Allein mit ihm eine aufrichtige Freundschaft zu schließen, hätten sie ja ganz reine Bahn.» Vorzüglich dachte er auf ein Mittel, die Zuneigung der Achäer wieder zu gewinnen.

23. (28.) Dies einzige Volk in ganz Griechenland hatte, so wie der Stat von Athen, die Erbitterung so weit getrieben, daß es den Macedoniern sein Land verbot. Darüber wurde Macedonien der Zufluchtsort der aus Achaja entlaufenden Sklaven. Denn weil die Achäer jenen ihr Land untersagt hatten, so wagten auch sie es nicht, die Gränze des Königreichs zu betreten. Perseus, der dies bemerkte, ließ die Sklaven sämtlich aufgreifen und ein Schreiben [an die Achäer abgehen, worin er sagte, er sende ihnen ihre Sklaven, die zu ihm herübergeflüchtet wären, freundschaftlich zurück:] übrigens müßten nun auch sie darauf denken, daß künftig ihren Sklaven eine ähnliche Flucht nicht gestattet sei. Als der Prätor Xenarchus, der sich für seine Person dem Könige gefällig zu machen wünschte, den Brief vorgelesen hatte, und die Meisten, vor allen aber die, welche unerwartet ihre verlornen Sklaven wiederbekommen sollten, den Ton des Briefes sehr gemäßigt und freundschaftlich fanden, so sprach Callicrates, einer von denen, nach deren Meinung das Wohl der Nation darauf beruhete, daß sie den Bund mit den Römern unverletzt erhielt:

«Einigen scheint es so, ihr Achäer, als verhandelten wir jetzt einen geringfügigen oder doch sehr 213 mittelmäßigen Gegenstand. Nach meiner Meinung wird ein Gegenstand von der höchsten Wichtigkeit nicht, bloß verhandeltnon agique tantum]. – Ich folge Drakenb. ego maxime gravissimam omnium non agi tantum arbitror, sed quodam modo actam esse. Von der gleich folgenden Stelle, interdixissemus manereque, sagt er: medicina ab integriore codice exspectanda est. Bis uns der helfen wird, will ich annehmen, interdixissemus sei aus interdixisse scimus entstanden, und das Wort interdixisse eben so, wie manere, auf decretum bezogen., sondern ist gewissermaßen schon abgethan. Denn wir, die wir wissen, daß eine Verordnung den Macedonischen Königen und den Macedoniern selbst unser Land verboten hat, und daß sie noch jetzt in der Absicht ihre Kraft behält, damit wir keine Gesandten, durch welche dieser oder jener von uns in Versuchung geführt werden möchte, aufzunehmen nöthig haben; wir hören jetzt gewissermaßen den abwesenden König zu uns reden und geben seiner Rede, wenn es Gottes Wille ist, sogar Beifall. Ja, da die wilden Thiere so oft vor der ihnen zur Falle hingelegten Speise sich scheuen und zurückfliehen, so lassen wir blindlings durch den Schein einer kleinen Wohlthat uns ködern, lassen in der Hoffnung, die Nichtswürdigsten von unsern Sklaven wiederzubekommen, unsre eigne Freiheit untergraben und bestürmen. Denn wer sieht nicht, daß die Freundschaft mit dem Könige nur ein Übergang zur Verletzung des Bündnisses mit Rom sein soll, auf welches unser ganzes Dasein sich begründet? Es müßte denn jemand noch daran zweifeln, daß es zwischen den Römern und Perseus zum Kriege kommen, und daß der schon bei Philipps Leben erwartete und durch dessen Tod unterbrochene Krieg nach Philipps Tode Statt finden werde. Wie ihr wisset, hatte Philipp zwei Söhne, den Demetrius und Perseus. An mütterlicher Abkunft, an Tapferkeit, Geist und Liebe der Unterthanen hatte Demetrius bei weitem den Vorzug. Weil aber der König den Thron als Preis des Hasses gegen Rom aufsetzte, so mordete er den Demetrius unter keiner andern Beschuldigung, als der, mit den Römern Freundschaft geknüpft zu haben, und setzte den Perseus zum Könige, von dem das Römische Volk eher wußte, daß er des Vaters Bestrafungprius poenae, quam regni]. – Ich folge Hrn. Walch, der auf Gronovs Frage: Cuius poenae? sehr treffend antwortet: Quae tandem alia sit: quam poena cogitati a Philippo, et tantum, non suscepti, belli, de quo per totam orationem sermo est? Aber darum nehme ich poena nicht auch, pro re, poenam merente, wie odium, invidiam pro rebus, quae odium, invidiam excitant, sondern ganz eigentlich. In den Augen der allsiegenden Römer (und hier spricht ja ein Römerfreund) zog sich jeder Stat, der einen Krieg gegen sie unternahm, unfehlbar die Strafe dieser Unternehmung zu. Ob Philipp den Demetrius oder den Perseus als Thronerben hinterlassen wollte, möchte immerhin noch unentschieden oder den Römern unbekannt geblieben sein; allein wenn sie von Philipps geheimen Rüstungen hörten, so wußten sie (nach ihrer Ansicht der Dinge), daß Philipp der Strafe nicht entgehen werde, folglich auch seine Kinder nicht, es mochte ihn nun Demetrius oder Perseus beerben. Aus diesem Gesichtspunkte das Wort poena genommen, wissen die Römer wirklich eher, daß Perseus an ihrer Bestrafung seines Vaters Theil haben, als daß er sein Thronfolger sein wird., als daß er den Thron von ihm erben werde. «Und was hat nun dieser nach des Vaters Tode sonst gethan, als sich zum Kriege rüsten? Zuerst ließ er zum Schrecken Aller die Bastarnen in Dardanien einfallen. Hätten diese jenen Sitz behauptet, so würde Griechenland an ihnen beschwerlichere Nachbaren gehabt haben, als Asien an den Galliern hat. Als ihm diese Hoffnung scheiterte, gab er dennoch die Entwürfe zum Kriege nicht auf: ja er hat, wenn wir die Wahrheit gestehen wollen, den Krieg schon eingeleitet. Dolopien hat er mit den Waffen bezwungen: nach denennec provocantes de controversiis ad disceptationem populi R. audivit]. – So lesen nach Gronovs Verbesserung Drakenb. und Crevier. , die sich in Betreff der Streitpunkte auf die Entscheidung des Römischen Volks beriefen, hat er nicht hingehört. Von dort ging er, nach einem Zuge über den Öta, um sich plötzlich im Mittelpunkte von Griechenland zu zeigen, nach Delphi hinauf. Sich einen so ungewöhnlichen Marsch herauszunehmen, was dünkt euch, wohin zielt das? Darauf durchzog er Thessalien. That er das, ohne irgend jemand von denen, die er haßte, zu beleidigen, um so viel gefährlicher scheint mir die Versuchung. Von da ließ er an uns den Brief mit dem scheinbaren Geschenke abgehen und heißt uns darauf denken, künftig dieses Geschenks entbehren zu können; das heißt, die Verordnung aufzuheben, welche den Macedoniern den 215 Peloponnes untersagt; wieder Gesandte vom Könige bei uns zu sehen; Gastfreundschaften, die er mit unsern Großen errichtet; bald auch Macedonische Heere; ja ihn selbst von Delphi – denn wie schmal ist die Meerenge dazwischen? – auf der Überfahrt nach Peloponnes, und den Macedoniern bei ihren Rüstungen gegen Rom uns einreihen zu lassen. Ich stimme dafür, nichts Neues zu verordnen, und Alles zu lassen, wie es ist, bis es mit Gewißheit ausgemacht ist, ob diese unsre Besorgniß nichtig, oder ob sie gegründet gewesen sei. Dauert der Friede zwischen Macedonien und Rom, dann treten auch wir mit Macedonien in Freundschaft und Verkehr; jetzt aber daran zu denken, ist gefährlich und zu früh.»

24. (29.) Nach ihm redete Arco, des Prätors Xenocrates Bruder, so: «Callicrates hat mir und Jedem, der andrer Meinung ist, als er, den Vortrag sehr schwer gemacht. Denn dadurch, daß er selbst die Verbindung mit Rom in Schutz nimmt und behauptet, diese werde angefochten und bestritten; ob sie gleich niemand weder anficht noch bestreitet, hat er das gewonnen, daß Jeder, der ihm widerspricht, gegen die Römer zu reden scheint. Und vor allen Dingen, gleich als wäre er nicht immer hier bei uns gewesen, sondern käme entweder vom Römischen Rathhause, oder wäre zu den Geheimnissen der Könige gezogen, weiß und verkündigt er Alles, was noch so geheim geschehen ist. Er erräth, was geschehen sein würde, wenn Philipp leben geblieben wäre; warum gerade Perseus Erbe des Thrones wurde; worauf es die Macedonier absehen; was die Gedanken der Römer sind. Wir aber, die wir weder wissen, warum, noch auf was Art Demetrius das Leben verlor, noch auch, was Philipp, wenn er länger gelebt hätte, gethan haben würde; wir müssen unsre Maßregeln dem anschließen, was öffentlich vorgeht. Und nun wissen wir, daß vomAc scimus, Persea]. – Bis zu einer sicherern Berichtigung lese ich diese verunglückte Stelle so: Ac scimus, a Perseo, regno aceepto, legatos Romam venisse. Die bald folgende Wiederholung Persea, so wie die, legatos Romanos venisse ad regem, beleidigt mich hier so wenig, daß ich vielmehr glaube, der Redner wählte absichtlich dieselben Worte, um den allgemeinen Einklang zum Frieden auch durch den Klang seiner Worte fühlbar zu machen. So selbst noch in diesem Cap. §. 15. non ut praecipue amici sed ne praccipue inimici simus. Man sehe oben Cap. 7, 8. quando id bellum senatus decrevisset? quando id bellum populus Romanus iussisset? 216 Perseus, als er die Regierung angetreten hatte, Gesandte nach Rom kamen, daß die Römer dem Perseus den Königstitel zugestanden; wir hören, daß Gesandte von Rom zum Könige kamen und freundschaftlich aufgenommen wurden. Das Alles halte ich meines Orts für Zeichen des Friedens und nicht des Krieges; und glaube, daß es die Römer nicht beleidigen kann, wenn wir eben so, wie wir im Kriege ihrer Fahne folgten, auch im Frieden ihrem Beispiele folgen. Warum gerade wir als die einzigen von allen Völkern einen unversöhnlichen Krieg gegen den Macedonischen König führen sollen, sehe ich nicht ein. Sind wir vielleichtOpportuni propinquitate]. – Ich folge in diesen Zeilen ganz Hrn.  Walch. schon durch unsre Nähe den Macedoniern zu sehr ausgesetzt? oder sind wir das herzlich schwache Volk, wie die neulich von Perseus bezwungenen Dolopen? Gerade im Gegentheile sind wir sowohl durch unsre Macht – Dank sei den Göttern! – als durch die entfernte Lage die Gesicherten. Aber angenommen, wir wären eben so ausgesetzt, als die Thessalier und Ätoler; stehen wir denn nicht im geringsten bei den Römern, deren Bundsgenossen und Freunde wir immer gewesen sind, in besserem Zutrauen und Ansehen, als die Ätoler, die noch vor kurzem ihre Feinde waren? In demselben Verhältnisse, in welchem die Ätoler, die Thessalier, die Epiroten und ganz Griechenland mit Macedonien stehen, wollen auch wir mit ihm stehen. Warum trifft uns allein dies fluchwürdige Ausscheiden aus der menschlichen Verbindung? Mag Philipp dies oder jenes begangen haben, daß wir gegen ihn, wenn er gewaffnet dastand und der Kriegführende war, diese Verordnung machen mußten: was hat denn Perseus verdient, ein neuer König, der an aller Beleidigung unschuldig ist, der mit seiner Wohlthat die väterlichen 217 Mishelligkeiten tilgen will? und warum sind von allen Völkern nur Wir seine Feinde? Ich konnte ferner sagen: Die Verdienste der früheren Könige Macedoniens um uns sind so groß, daß wir der Beleidigungen von Philipp allein, wenn es deren gab, [vergessen mußten], vollends nach seinem Tode. Als eine Römische Flotte bei Cenchreä stand, der Consul mit einem Heere in Elatea lag, brachten wir in der Statenversammlung drei Tage mit der Berathschlagung zu, ob wir uns den Römern, oder dem Könige Philipp anschließen. Mag das Übergewicht, welches die dringende Furcht vor den Römern unsern Stimmen gab, nurNonnihil metus praesens]. – Dies nonnihil wollen Perizon. und Crev. in Nihil verwandeln: Gronov, Duker und Drakenb. lassen es unangefochten. Aus zwei Gründen, meine ich, spricht der Redner hier nicht so geradezu, wie Perizonius will: 1) die Römer nicht zu beleidigen; 2) seinen Zuhörern nicht eine Feigheit vorzuwerfen. In dem Tone des parcentis viribus atque Extenuantis eas consulto sagt er nicht: Nihil metus sententias inclinarit, sondern was ich ihn in der Übersetzung sagen lasse: Nonnihil etc. Und dies Nonnihil giebt, wenn ich nicht irre, der Behauptung: «Angenommen, unsre Furcht vor Rom wirkte auf unsern Entschluß nur nicht Alles; sie wirkte nur Etwas: so muß doch ein Grund da gewesen sein, warum u. s. w.» mit Perizons Behauptung: «Angenommen, unsre Furcht vor Rom war ohne alle Einwirkung» – einerlei Resultat, nur in verschiedener Einkleidung, und mit dem Unterschiede: Sagt der Redner (wie Periz. will): Angenommen, die Furcht vor Rom war ohne alle Entscheidung, so giebt er ja zu verstehen, daß sie in der Wirklichkeit die Entscheidende war. Sagt er aber (nach Gron., Duk., Drak.): Angenommen, die Furcht vor Rom war nicht ganz ohne Wirkung, so lässet er, mit Griechischer Artigkeit gegen seine Zuhörer, ihnen noch mehrere andere Gründe offen, welche über sie entschieden haben können. unbedeutend gewesen sein, so muß doch wenigstens die lange Dauer unsrer Überlegung ihren Grund gehabt haben. Und gerade dieser lag in unsrer uralten Verbindung mit den Macedoniern, in den frühen und großen Verdiensten ihrer Könige um uns. So müssen denn auch jetzt eben diese Gründe geltend genug sein, nicht etwa dazu, daß wir vorzugsweise der Macedonier Freunde, aber doch, daß wir nicht vorzugsweise ihre Feinde sind. Nein, Callicrates, laß uns ja nicht unsrer Berathschlagung einen Gegenstand unterlegen, den sie nicht hat. Niemand räth dazu, die Punkte einer neuen Freundschaft, oder einer neuen Verbindung aufzusetzen, in die wir unbesehens uns einlassen sollen: nur 218 ein Gegentausch der zu bewilligenden und wieder zu erwartenden Rechte soll Statt finden, damit wir nicht, wenn wir jenen unser Land verbieten, auch uns selbst ihr Königreich versperren, und damit nicht unsere Sklaven irgendwohin freie Zuflucht haben. Wie kann dies dem Römischen Bündnisse entgegen sein? Warum legen wir auf einen so geringfügigen, so offen daliegenden Umstand eine solche Wichtigkeit, einen so großen Verdacht? Warum schlagen wir unnützer Weise Lärm? Wozu machen wir, um uns selbst Gelegenheit zu einer Schmeichelei gegen Rom zu eröffnen, Andere verhaßt und verdächtig? Kommt es zum Kriege, dann zweifelt selbst Perseus nicht daran, daß wir auf der Römer Seite sein werden: so müssen aber auch die Feindseligkeiten durch den Frieden, wenn er sie nicht endigen kann, doch unterbrochen werden.» Da eben diejenigen, welchen des Königs Brief gefallen hatte, auch dieser Rede beipflichteten, so wurde, weil die Großen darüber ihren Unwillen bezeigten, daß man dem Perseus auf einen Brief von wenigen Zeilen eine Bitte bewilligen wolle, die er nicht einmal einer Gesandschaft werth gehalten habe, der Beschluß noch ausgesetzt. Nachher kamen in dieser AngelegenheitLegati deinde postea]. – Crevier sagt: Alterutrum vacat. Sollte dies deinde vielleicht aus de ea re entstanden sein? Gesandte vom Könige, als die Statenversammlung zu Megalopolis gehalten wurde: diejenigen aber, welche bei den Römern anzustoßen fürchteten, wußten es dahin zu bringen, daß sie nicht vorgelassen wurden.

25. (30.) Unterdessen schien die Wuth der Ätoler, die sie gegen sich selbst wandten, die ganze Nation durch gegenseitige Ermordungen vertilgen zu wollen. Erschöpft ließen darauf beide Parteien Gesandte nach Rom abgehen und hatten auch unter sich Verhandlungen zur Wiederherstellung der Eintracht; ein Vorhaben, das sich über eine neue Greuelthat zerschlug und selbst die alte Erbitterung weckte. Den Vertriebenen aus Hypata von der Partei des Proxenus, war die Rückkehr in ihre Vaterstadt 219 versprochen, und von dem ersten Manne im State, vom Eupolemus, das Wort gegeben. Achtzig angesehene Männer, denen unter der übrigen Volksmenge auch Eupolemus entgegen ging, empfing man mit freundlichem Willkommen! und gebotenem Handschlage; und als sie in das Thor traten, wurden sie, unter vergeblichen Berufungen auf das gegebene Wort und auf die zu Zeugen genommenen Götter, gemordet. Nun entbrannte der Krieg von neuem noch heftiger. Cajus Valerius Lävinus, Appius Claudius Pulcher, Cajus Memmius, Marcus Popillius und Lucius Canulejus, die der Senat hinschickte, waren angekommen. Als vor diesen zu Delphi die Gesandten beider Theile mit großem Gezänke ihre Sache führten, schien hauptsächlich Proxenus, durch seine Rechtsgründe sowohl, als durch seine Beredsamkeit, ein Übergewicht zu haben: allein wenig Tage nachher wurde er von seiner Gattinn Orthobula vergiftet, und auf diese Anklage verurtheilt, verbannete sie sich ins Ausland. Mit gleicher Wuth mordeten sich auch die Cretenser. Dann schöpften sie bei der Ankunft des Gesandten Quintus Minucius, welcher mit zehn Schiffen abgeschickt war, ihre Streitigkeiten zu dämpfen, einige Hoffnung des Friedens. Allein sie machtenCaeterum induciae].– Ich folge Gronovs Verbesserung: Caeterum inducias tantum sex mensium fecerunt. nur einen Waffenstillstand auf sechs Monate, und nachher entbrannte der Krieg weit heftiger. Auch die Lycier wurden um diese Zeit von den Rhodiern sehr hart durch Krieg mitgenommen. Doch ich fühle keinen Beruf, den Gang jedes Krieges, den die auswärtigen Völker unter sich führten, zu verfolgen, da ich an dem Berichte über die Thaten der Römer überflüssig zu tragen habe.

26. (31.) In Spanien waren die Celtiberer, welche durch die Waffen besiegt sich dem Tiberius Gracchus ergeben hatten, so lange der Prätor Marcus Titinius dort seinen Posten versah, ruhig geblieben. Um die Zeit, da Appius Claudius ankam, machten sie einen Aufstand und eröffneten den Krieg mit einem unerwarteten Angriffe auf 220 das Römische Lager. Der Tag war eben im Anbrechen, als die Wachen auf dem Walle und die Posten an den Thoren in der Ferne den Feind kommen sahen und zu den Waffen riefen. Appius Claudius ließ das Zeichen zur Schlacht aufstecken, ermunterte seine Soldaten nur mit wenig Worten, und ließ sie an drei Thoren zugleich ausrücken. Da ihnen die Celtiberer den Ausgang sperrten, so war das Treffen anfangs auf beiden Seiten gleich; denn aus Mangel an Raum konnten die Römer in den Thorwegen nicht alle zum Fechten kommen: sobaldsecuti evaserunt – possent. ita repente]. – Herrn Walchs Verbesserung scheint mir unbezweifelt richtig: Urgentes deinde alii alios sicubi evaserunt extra vallum, – – – possent, ita repente irruperunt, ut etc. Hostilibus für hostibus hat auch Drakenb. schon vorgeschlagen. sie aber, Einer dem Andern nachdrängend, um sich in eine Linie auszubreiten und mit den feindlichen Flügeln, von denen sie sich umzingelt sahen, gleiche Ausdehnung zu bekommen, nur erst an irgend einer Stelle aus der Verschanzung vordrangen; so brachen sie auch mit solcher Schnelligkeit ein, daß die Celtiberer den Angriff nicht aushalten konnten. Noch vor acht Uhr Morgens waren sie geschlagen: gegen funfzehntausend wurden niedergehauen oder gefangen, und zweiunddreißig Fahnen erbeutet: auch ihr Lager erobert und der Krieg geendigt. Denn die dem Treffen entkamen, verliefen sich in ihre Städte: und ruhig leisteten sie nachher Gehorsam.

27. (32.) Die in diesem Jahre gewählten Censorn, Quintus Fulvius Flaccus und Aulus Postumius Albinus, lasen das Senatorenverzeichniß ab: oben an hatten sie den Hohenpriester Marcus Ämilius Lepidus gesetzt. Sie stießen neun Senatoren aus. Die Beschimpften von Auszeichnung waren Marcus Cornelius Maluginensis, der vor zwei Jahren als Prätor nach Spanienpraetor in Hispania fuerat] – Sollte Livius vielleicht geschrieben haben: praetor in Hispania m fuerat? bestimmt war; ferner Lucius Cornelius Scipio, der Prätor, der jetzt die Rechtspflege zwischen Bürgern und Fremden hatte; und Cneus Fulvius, des Censors rechter Bruder, mit dem er 221 sich, wie Valerius von Antium berichtet, noch nicht einmal über ihr Erbe aus einander gesetzt hatte. Nun gingen die Consuln, da sie schonvotis etiam in Capitolio]. – Dies etiam würde vielleicht weniger anstößig, wenn es in iam verwandelt würde. auf dem Capitole die Gelübde abgelegt hatten, auf ihre Standplätze ab. Dem Einen von ihnen, demEx iis M. Aemilio]. – Der war in diesem Jahre nicht Consul. Sollte dies MAEMILIO vielleicht aus ALTERI, MVCIO, entstanden sein? Marcus Ämilius, gab der Senat den Auftrag, in Venetien die Unruhen der Pataviner zu dämpfen, bei denen, wie sowohl die Gesandten ihrer Nachbarenexarsisse, et ipsorum]. – Nach Creviers Winke schlage ich die Lesart vor: exarsisse, et finitimorum et ipsorum legati attulerant., als ihre eigenen gemeldet hatten, ein Parteienstreit zu einem innerlichen Kriege gediehen war. Diejenigen Gesandten, welche ähnliche Unruhen zu stillen nach Ätolien gegangen waren, kamen mit der Nachricht zurück, die Wuth dieses Volks lasse sich nicht beschränken. Die Pataviner rettete die Ankunft des Consuls, und da er weiter nichts auf seinem Standposten zu thun fand, ging er nach Rom zurück.

Die Censorn waren die ersten, welche dafür sorgten, daß man die Gassen in der Stadt mit Kieseln pflasterte, daß die Straßen außerhalb der Stadt eine Unterlage von Kies bekamen und berandet wurden: auch legten sie an mehreren Stellen Brücken an. Für die von den Ädilen und Prätoren zu gebenden Spiele ließen sie eine Schaubühne anlegen, ferner auf der Rennbahn neue Schranken, auch die einförmigen Knöpfe als Zählmale der Bahnen; – – – – – die Kegel beim Übergange zur Rückfahrt; die eisernen Käfige, um die wilden Thiere in den Platz zu lassen; – – – – – auf dem Albanischen Berge für die Consuln. Auch ließen sie den Capitolinischen Hügel mit Kieseln pflastern, den Säulengang vom Saturnustempel auf das Capitol bis zum Sprachzimmer der Senatoren, und weiter hinauf das Rathhaus. Auch das Waarenlager vor dem Drillingsthore ließen sie mit Steinen pflastern und mit Pfählen einfassen; den Ämilischen 222 Säulengang ausbessern, von der Tiber Stufen zum Aufgange nach dem Warenlager anlegen; innerhalb desselben Thores einen Säulengang nach dem Aventinus mit Kieseln pflastern, und einen auf dem Publicischen Hügel vom Tempel der Venus auslaufen. So gaben sie auch zu Calatia und Auximum die Aufführung der Mauern in Verding; verkauften dort gemeine Plätze und wandten das daraus gelösete Geld dazu an, an beiden Orten den Markt mit Kramladen zu umgeben. Der Eine von ihnen beiden, Fulvius Flaccus, – denn Postumius erklärte, er werde ihnen ohne Geheiß des Römischen Senats oder des Volks selbst für ihr eigenes Geld keine Anlagen machen – ließ zu Pisaurum dem Jupiter einen Tempel bauen, Wasserleitungen nach Fundi, auch nach Pollentia anlegen, zu Pisaurum die Straße mit Kieseln pflastern, und veranstaltete zu Sinuessa wichtige Unternehmungen und von mancherlei Art. Unter andern einen Ableitungskanal, der aus der Gegend der BäderIn his et clo . . . um circumducend . . .]. – In der Übersetzung dieses mangelhaften Cap. habe ich mich mehrmals an die von Perizonius, Drakenb. und Andern aufgeführten Lückenbüßer halten müssen. Nur ein parmal ließ ich die Lücken offen, weil die Ergänzung nicht den Beifall der Kritiker hatte. An dieser Stelle konnte Drakenb. das von Sigonius vorgeschlagene cloacam in fluvium circumducendam deswegen nicht billigen, quia Sinuessa remotior exstitit a fluminibus. Ich habe also, weil mir die berühmten Aquae Sinuessanae einfielen, einstweilen die Stelle so ausgefüllt: In his et cloacam e regione Aquarum circumducendam. herumgeführt wurde, die Einfassung des Marktes mit Säulengängen und Krambuden, und drei Schwibbogen als Prachtthore. Alles dies ließ der eine Censor anlegen und hatte dafür in den Pflanzstädten viele Liebe. Auch auf die Sittenzucht hielt diese Censur mit Genauigkeit und Strenge. Manchem Ritter nahm sie das Pferd.

28. (33.) Fast im Ausgange des Jahrs wurde wegen der in Spanien unter der Anführung und Götterleitung des consularischen Stellvertreters Appius Claudius glücklich verrichteten Thaten ein eintägiges Dankfest gefeiert, und ein Opfer mit zwanzig großen Thieren gebracht. Den zweiten Tag wurde in den Tempeln der Ceres, des Liber und der Libera eine Betandacht gehalten, weil aus dem 223 Sabinischen ein heftiges Erdbeben mit dem Einsturze vieler Gebäude gemeldet war. Als Appius Claudius aus Spanien nach Rom zurückgekehrt war, wurde ihm vom Senate bewilligt, im kleinen Triumphe zur Stadt einzuziehen. Schon nahete der Tag der Consulnwahl; und diesmal wurden, nicht ohne großen Parteienkampf, weil Alle sich bewarben, Lucius Postumius Albinus und Marcus Popillius Länas gewählt. Die darauf ernannten Prätoren waren Numerius Fabius Buteo, Marcus Matienus, Cajus Cicerejus, Marcus Furius Crassipes zum zweitenmale, Aulus Atilius Serranus zum zweitenmale, Cajus Cluvius Saxula zum zweitenmale. Appius Claudius Centho, der nach beendigter Wahl den kleinen Triumph über die Celtiberer hielt, lieferte bei seinem Einzuge in die Stadt zehntausend Pfund SilberAn Silber 312,500 Gulden Conv. M. in den Schatz und fünftausend Pfund GoldAn Golde 1,562,500 Gulden.. Zum Eigenpriester Jupiters wurde Cneus Cornelius geweihet. Auch wurde in diesem Jahre eine Tafel mit folgender Anzeige in den Tempel der Mutter Matuta gehängt: «Unter des Consuls Tiberius Sempronius Gracchus Oberbefehle und Götterleitung bezwang eine Legion und ein Heer des Römischen Volks Sardinien. In dieser Provinz wurden über achtzigtausend Feinde getödtet oder gefangen. Nach der glücklichsten Führung der Statsgeschäfte, nach Befreiung derliberatis sociis, restitutis vectigalibus]. – So lese ich mit Herrn Walch. Bundesgenossen und Wiedererwerbung der Einkünfte brachte er das Heer wohlbehalten und vollständig, und beladen mit Beute zu Hause. Zum zweitenmale triumphirend kehrte er in die Stadt Rom zurück. Dafür hat er diese Tafel der InoIovi dedit]. – Mit Recht fragt Herr Ruperti: Cur vero in aede Matris Matutae posita est tabula, quam Sempronius donum Iovi dedit? Ich antworte: Die Mater Matuta ist Ino; und der Abschreiber schrieb Ioui statt Inoi. Auch der versus Saturnius bei Hrn. Walch (Seite 255.) wird bestehen können, wenn das Wort Inoi an die Stelle von Ioui rückt; so nämlich:

Cu's rei-|i ergo | hanc tab|'lam don-|'m Ino|i dica-|vit.

zum Geschenke geweiht.» Die Tafel 224 hatte die Gestalt der Insel Sardinien, und diese die gemalten Vorstellungen der Schlachten. In diesem Jahre wurden mehrere Fechterspiele gegeben, zum Theile kleinere; eins aber zeichnete sich vor den übrigen aus, welches Titus Flamininus bei dem Tode seines Vaters, nebst einer Fleischaustheilung, einer Volksspeisung und Bühnenspielen vier Tage lang gab. Eine solche Anzahl, daß nämlich in drei Tagen vierundsiebzig Fechter auftraten, galt damalsmagni tamen muneris]. – Herr Walch verbessert sehr glücklich: Magni tum muneris. S. 259. Ihm folgt die Übersetzung. für eine große Spende.

(34.) [Das Ende dieses Jahres zeichnete sich aus durch ein neues und wichtiges Gesetz, das eben darum, weil bei der Verhandlung darüber die Leidenschaft ins Spiel kam, die Bürgerschaft in Bewegung setzte. Bisher war es Recht gewesen, Weiber eben so gut, als Männer, bei Erbschaften zuzulassen. Die Folge davon war, daß oft die Güter der angesehensten Geschlechter in fremde Häuser übergingen, zum großen Nachtheile für den Stat, dem daran gelegen ist, daß die Erben großer Namen Vermögen genug behalten, um den Glanz ihrer Abkunft, der ihnen sonst mehr Last als Ehre machen würde, zu behaupten und zu verherrlichen. Als nachher bei der schon zunehmenden Wohlhabenheit des Stats auch der Privatreichthum wuchs, besorgte man, das weibliche Herz, schon von Natur zum Aufwande und zum Prunke mit einem ausgesuchten Putze geneigter, möchte durch den zuströmenden Reichthum zu mehreren Wünschen gereizt, in unmäßigen Aufwand und in Schwelgerei verfallen, dann vielleicht seiner alten Lauterkeit untreu werden, und die Umwandlung in den Sitten nicht geringer sein, als die im Äußeren. Diesen Übeln zu begegnen entschloß sich Quintus Voconius Saxa, 225 ein Bürgertribun, und schlug dem Gesamtvolke vor: «Es solle niemand, der nach den Censoren Aulus Postumius und Quintus Fulvius geschatzt sei, eine Jungfrau oder irgend ein Frauenzimmer zu seiner Erbinn machen; auch solle keiner Jungfrau, keinem Frauenzimmer gestattet sein, in der Erbschaft von irgend jemand über hunderttausend SestertienUngefähr 4860 Thlr., den HS. mit Arbuthnot zu 14 Pfenn.; oder 5,208 1/5 Thlr.; den HS. mit Crevier zu 15 Pf. anzunehmen.» Aber auch das glaubte Voconius verhüten zu müssen, daß nicht durch die Größe der Nebenvermächtnisse, was oft geschah, die Erbschaften erschöpft würden. Er machte also zu seinem Vorschlage noch den Anhang: «Man solle Keinem zum Nebenvermächtnisse mehr ansetzen dürfen, als an den oder die Erben selbst käme.» Der letztere Punkt des Vorschlages fand leicht im Volke Beifall, theils weil er so höchstbillig schien, theils weil er niemanden eben beschwerlich wurde. Allein über den ersten, nach welchem die Frauenzimmer durchaus von der Beerbung jedes Bürgers ausgeschlossen wurden, war man zweifelhaft. Aus dieser Ungewißheit zog die Bürger Marcus Cato, schon ehemals in der Vertheidigung des Oppischen Gesetzes der heftigste Gegner und Tadler des weiblichen Geschlechts, der auch dies weit wichtigere, zu ihrem Nachtheile vorgeschlagene Gesetz in einem Alter von fünfundsechzig Jahren mit lauter Stimme und der ganzen Kraft seiner Lunge anempfahl; die Schwäche der Weiber in der Selbstbeherrschung und ihr unerträgliches Großsein bei Reichthum mit seiner gewöhnlichen Bitterkeit angriff, und auch dies gegen den Übermuth und die Anmaßung reicher Standesfrauen zu seinem Klaggrunde machte, «daß sie oft, wenn sie dem Manne eine große Aussteuer zugebracht hätten, eine ansehnliche Summe zurücknähmen und für sich behielten, dies Geld nachher dem bittenden Manne auf eine solche Art liehen, daß sie ihn bei jeder Mishelligkeit sogleich durch ihren Leibgedingssklaven, der ihn allenthalben verfolgen und täglich mahnen müsse, nicht anders als einen fremden Schuldner auf das drückendste von sich abhängig machten.» Hierüber empört gaben die Bürger dem Vorschlage des Voconius ihre Zustimmung.]


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